Die meisten BID-Betroffenen leben ihren Alltag, arbeiten, haben Freunde und Familie. Wenn sie alleine sind, „pretenden“ sie – fahren zum Beispiel im Rollstuhl, binden das Bein hoch und laufen auf Krücken. Die meisten Betroffenen verspüren den Wunsch nach der Anpassung ihres Körpers seit der Kindheit, über die Jahre tritt dieser mehr und mehr in den Vordergrund. In vielen Fällen wissen die Angehörigen darüber nicht Bescheid, das Verständnis für den Wunsch nach einer körperlichen Einschränkung ist für die meisten Menschen schwer nachvollziehbar.
Hinweise auf Ursachen
Wo die Ursachen für eine Body Integrity Dysphoria liegen, ist noch nicht abschließend erforscht, es gibt aber einige Hinweise. Professor Erich Kasten forscht an der Universität Hamburg zu BID und vermutet, BID sei auf eine neuronale „Verschaltung“ im Gehirn zurückzuführen, die dazu führt, dass das Körpergefühl und das anatomische Körperbild voneinander abweichen. Neuropsychologin Jasmine Ho vermutet ein Zusammenspiel aus neurologischen, psychologischen und sozialen Faktoren.
Bereits wissenschaftlich belegt ist, dass BID-Patienten in einem Gehirnareal weniger Neuronen haben. Jasmine Ho untersucht in ihrer aktuellen Studie an der Universität Zürich die „Plastizität des körperlichen Selbst in Patienten mit body integrity identity disorder (BIID) und Amputationspatienten“. Ihre Arbeit dient der Grundlagenforschung und kann möglicherweise auch Rückschlüsse auf mögliche Therapieansätze liefern. Das Virtual-Reality-Experiment, an dem auch Jogi im Film teilnimmt, hat nachweislich auch langfristig positive Wirkung auf die Stimmung der Probanden.
Es gibt Initiativen, unter anderem den Verein zur Förderung von Studien zu Körperidentitätsstörungen, die sich dafür einsetzen, dass mehr an BID geforscht wird und Betroffene mehr Rechte bekommen. Ein Wunschszenario wäre die legale angleichende Operation, also zum Beispiel die Amputation von Körperteilen oder die Herbeiführung einer Lähmung sowie die Anerkennung des (Schwer-)behinderten-Status.
(funk)

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