Die Corona-Krise hat nach Experteneinschätzung das Risiko behinderter Menschen erhöht, lange Zeit arbeitslos zu bleiben. Dies teilten die Aktion Mensch und das Handelsblatt Research Institut am Dienstag zu ihrem Inklusionsbarometer Arbeit mit.
Menschen mit Behinderung werden laut Institutsleiter Bert Rürup deutlich länger mit den Negativfolgen der Pandemie zu kämpfen haben. So steige die Gefahr, dass mehr von ihnen in Langzeitarbeitslosigkeit abrutschten. In den Jahren vor der Pandemie hatte sich auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland ihre Situation den Angaben nach stetig verbessert. Nun liege das Niveau der Inklusion wieder auf dem Stand von 2016. „Alle seither erreichten Fortschritte sind verloren“, konstatierte Rürup.
Gravierende Langzeitarbeitslosigkeit
„Diese Entwicklung bereitet uns vor allem deshalb Sorgen, weil die Langzeitarbeitslosigkeit bei Menschen mit Behinderung ein gravierendes Problem ist“, sagte Christina Marx von der Aktion Mensch. Sie fänden sehr viel schwerer in den Arbeitsmarkt zurück als Menschen ohne Behinderung. Die Situation sei vor allem für die rund 650 gemeinnützigen Inklusionsfirmen sehr problematisch. Mehr als die Hälfte seien etwa in Gastronomie oder Hotellerie tätig und damit besonders von Corona-Maßnahmen betroffen.
Größter Anstieg in Hamburg und Bayern
Menschen mit Behinderung würden zwar von einer absehbaren Erholung des Arbeitsmarktes profitieren, dies aber wohl langsamer als Menschen ohne Behinderung. Grund seien auch ausgebliebene Qualifizierungs- und Beschäftigungsmaßnahmen. Hier drohe ein „Rückstau“, der schnell aufgelöst werden müsse, so Rürup.
Den höchsten Anstieg der Arbeitslosenzahlen bei Menschen mit Behinderung verzeichnen der Studie zufolge die Bundesländer Hamburg mit einem Plus von fast 16 Prozent im Vergleich zum Oktober 2019 sowie Bayern mit einem Plus rund 14 Prozent im gleichen Zeitraum. Am geringsten ist er in Thüringen und Sachsen-Anhalt mit weniger als einem Prozent.
(dpa/sn)

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