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Bündnis 90/Die Grünen fand ich schon immer gut, vor allem ihre Einstellung zur offenen Gesellschaft und zur Umwelt. Als ich mich in meinem Dorf Alveslohe (20 km nordwestlich von Hamburg entfernt) politisch engagieren wollte, fiel meine Wahl daher auf den hiesigen Ortsverband. Hinzu kam, dass ich einige Mitglieder auch schon persönlich kannte. Die SPD wäre auch etwas für mich gewesen, aber der Ortsverband hatte sich schon lange aufgelöst. Mit den Freien Wählern oder der CDU kann ich mich nicht so sehr identifizieren – sie sind mir zu konservativ in ihrem politischen Denken. Deswegen war meine Wahl einfach und ich trat den Grünen bei.
„Die Kollegen haben mich sofort integriert!“
Meine Kollegen im Ortsverband haben mich super aufgenommen und sofort integriert. Sowas ist für mich Inklusion. Die Zusammenarbeit ist sehr gut. Klar gibt es auch mal Schwierigkeiten und verschiedene Meinungen, aber sie haben nichts mit meiner Behinderung zu tun. Ein besonders schönes Erlebnis war, dass ich bei meiner ersten richtigen Kommunalwahl, wo ich als Kandidat aufgestellt wurde, genauso viele Stimmen im Wahlkreis hatte wie der langjährige CDU-Kandidat.
In einem kleinen Dorf ist es aber auch leichter als in einer Großstadt wie Hamburg. Dort ist vieles unpersönlicher und dort könnten die Grünen sich meiner Meinung nach auch noch deutlich verbessern, vor allem, seit sie mitregieren. Auch auf Bundesebene ist noch viel zu tun. Hier bei uns werde ich gut wahrgenommen. Die Menschen warten selbstverständlich, bis ich auf meinem Tablet mit Sprachausgabe eingetippt habe, was ich gerade sagen will. Das habe ich schon erreicht. Aber die Arbeit ist noch längst nicht zu Ende.
„Ich betreue die Facebookseite auf Kreisebene.“
Seit kurzem bin ich im Team, das die Facebookseite der Grünen im Kreis Segeberg betreut, das heißt mein Engagement findet jetzt auch auf Kreisebene statt. Auch die Kreiskollegen haben mich toll aufgenommen. Wir haben auch schon öfters gezoomt wegen des digitalen Wahlkampfs für die Bundestagswahl und besprochen, wie wir ihn im Kreis und in den Ortsverbänden besser organisieren können. Der digitale Wahlkampf wird ja immer wichtiger.
„Seit Mai sitze ich im Gemeinderat.“
In meinem Ortsverband bin ich inzwischen auch im Vorstand. Seit Anfang Mai sitze ich im Gemeinderat. Zwei ältere Kolleginnen wollten vorzeitig aufhören, um mehr Freizeit zu haben und so rückte ich auf der Liste nach. Vorher war ich als „bürgerliches Mitglied“ schon einige Jahre im Ausschuss für Bildung, Kultur, Sport und Soziales (BKSS). Die Abkürzung klingt wie ein Schlüsseldienst, der Ausschuss hat aber für die Gemeinde eine Menge zu bedeuten. Bürgerliche Mitglieder sind Bürger der Gemeinde, die von einer Fraktion als Ausschussmitglieder vorgeschlagen und von der Gemeindevertretung dazu gewählt werden, selbst aber nicht der Gemeindevertretung angehören. So können sie auch an den Vorbereitungen und Entscheidungen mitwirken.
„Das Dorf liegt mir sehr am Herzen.“
Seit Mai bin ich vom BKSS in den Lenkungsausschuss gewechselt. Da geht es um die Dorfentwicklung und darum, was Alveslohe alles in der Zukunft braucht. Das Dorf liegt mir sehr am Herzen – wie das Thema Inklusion. In meiner politischen Arbeit möchte ich beides weiterbringen und Alveslohe so zukunftssicher wie möglich machen. Jung und Alt sollen besser zusammenleben können, aber dieser Gedanke geht kaputt, wenn nur Einfamilienhäuser favorisiert werden. Der dörfliche Charakter muss dabei beachtet werden. Alveslohe soll nur im Rahmen wachsen.
„Ich kämpfe für eine offene Gesellschaft!“
Und die Inklusion könnte noch besser sein. Die sozialtherapeutische Lebensgemeinschaft Eichenhof, wo Behinderte leben und arbeiten, ist zwar im Dorf anerkannt, aber längst noch nicht voll integriert. Ich wohne auch auf dem Eichenhof in einer eigenen Wohnung im Rahmen des ambulant betreuten Wohnens. Für eine noch bessere Eingliederung von behinderten Menschen in Alveslohe und in der Gesellschaft allgemein kämpfe ich, sowie für eine offene Gesellschaft und für einen besseren Umweltschutz.
Auch für den Ortsverband betreue ich die Homepage sowie die Facebook- und Instagram-Seite. Und wer uns schreibt kann sicher sein, dass er eine Antwort bekommt.
Lorenz(o) Mayer (45) kommt aus Alveslohe in Schleswig-Holstein, ist teilweise spastisch gelähmt und kann nicht sprechen. Auf seinem Blog Lorenzos Welt schreibt er über die allgemeinen Dinge der Welt und setzt sich für Inklusion und Barrierefreiheit ein.
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