Im US-Bundesstaat Arizona wurde der 61-jährige E-Rollstuhlfahrer Richard Lee Richards nach einem mutmaßlichen Diebstahl von einem Polizisten mit neun Schüssen in die linke Seite und den Rücken getötet. Der Polizist war nicht im staatlichen Dienst, sondern arbeitete zu dem Zeitpunkt als Wachmann für einen Supermarkt der Kette Walmart.
Ein Angestellter des Supermarkts hatte ihn darüber informiert, dass ein Mann in einem motorbetriebenen Rollstuhl soeben einen Werkzeugkasten gestohlen habe. Als Richards gebeten worden sei, einen Beleg für den Einkauf vorzuweisen, zückte er laut Angaben ein Messer, rief „Hier ist deine Quittung!“ und sei weggefahren.
Der Angestellte und der Polizeibeamte Ryan Remington folgten Richards über den Parkplatz, ehe Remington aus nächster Nähe und offensichtlich ohne Vorwarnung schoss. „Wenn Sie wollen, dass ich das Messer weglege, müssen Sie mich erschießen“, sagte zuvor Richards, wie der Walmart-Angestellte später zu Protokoll gab.
Der Vorfall ereignete sich bereits am Montagabend kurz vor 18 Uhr und wurde festgehalten von der Körperkamera des Polizisten. Der Polizeichef der Stadt Tucson, Chris Magnus, veröffentlichte am Dienstagabend (Ortszeit) ein Video von dem Vorfall und erklärte, Remington werde entlassen. „Seine tödliche Anwendung von Gewalt während dieses Vorfalls ist ein klarer Verstoß gegen die Regeln unseres Dienstes“, betonte Magnus vor Journalisten.
„Keine nicht-tödlichen Optionen“
„Er hatte zwar einen Taser, konnte ihn aber seiner Meinung nach nicht benutzen, weil er nicht das Gefühl hatte, dass er den richtigen Abstand hatte, um ihn einzusetzen, da der Rollstuhl zwischen ihm und Richards stand“, erklärte Remingtons Anwalt Mike Storie in einer ersten Stellungnahme und behauptete, sein Mandant habe „keine nicht-tödlichen Optionen“ gehabt.
In einer Erklärung bezeichnete die Bürgermeisterin von Tucson, Regina Romero, die Schießerei als „unverzeihlich und unentschuldbar“ und sagte, sie unterstütze eine Untersuchung durch die Staatsanwaltschaft.
In den USA sorgen immer wieder tödliche Polizeieinsätze für Empörung, in vielen Fällen handelt es sich dabei um Gewalt gegen Angehörige von Minderheiten.
Das Entsetzen über den aktuellen Vorfall ändert sich auch nicht durch den Hinweis, dass Richards eine finstere kriminelle Vergangenheit hatte: 2007 wurde er unter anderem wegen versuchten Mordes ersten Grades zu zehn Jahren Haft verurteilt, nur wenig später nach seiner Entlassung wurde er als Menschenschlepper bei einem illegalen Transport von Einwanderern erwischt und mit mehr als einem Jahr Gefängnis bestraft. Richards benutzte aufgrund einer Hüftoperation und anderer körperlicher Probleme einen Rollstuhl.
(RP/iwn)
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