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Tschüss, Angie!

Gestern gab es den großen Zapfenstreich für Angela Merkel. Auch ROLLINGPLANET verabschiedet sich von der Kanzlerin – nicht staatstragend, dafür aber aus ganzem Herzen.

Angela Merkel ist dick in einen Mantel gepackt und hält lachend eine Rose in der Hand. Neben ihr erahnt man von der Seite ihren Mann Joachim Sauer, dessen Gesicht fast vollstandig mit Maske und Mütze verdeckt ist.
Nach 16 Jahren Amtszeit: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) lacht bei ihrer Verabschiedung durch die Bundeswehr mit einer Rose in der Hand neben ihrem Mann, Joachim Sauer. (Foto: Michael Kappeler/dpa)
Auch auf dem ROLLINGPLANET vergeht die Zeit rasend schnell. In unserer Rubrik „Best of“ veröffentlichen wir regelmäßig Beiträge, die schon einige Jahre alt sind – aber die wir immer noch lesenswert finden oder/und die über ein wichtiges Thema oder Ereignis berichten.
Gestern Abend verabschiedete sich die Bundeswehr mit einem Großen Zapfenstreich von Kanzlerin Angela Merkel. Der Große Zapfenstreich gilt als höchste Würdigung, welche die deutschen Streitkräfte einer Zivilperson zuteilwerden lassen können. Auch ROLLINGPLANET sagt Tschüss und veröffentlicht aus diesem Anlass einen Beitrag, der hier erstmals am 21. Juni 2013 erschien.
Um unsere kleine Bildergeschichte acht Jahre später zu verstehen, müssen wir erklären: Seinerzeit sorgte die Bundeskanzlerin mit einer Bemerkung für heitere und spöttische Reaktionen im Netz. „Das Internet ist für uns alle Neuland“, hatte Merkel auf eine Frage zum Internet-Spähprogramm „Prism“ bei einer Pressekonferenz mit US-Präsident Barack Obama im Kanzleramt gesagt. ROLLINGPLANET griff dieses Ereignis auf, um Inklusion als #Neuland zu interpetieren.

Barack Obama und Angela Merkel bei einer Pressekonferenz

Im Juni 2013 besuchte Barack Obama Berlin. Gegenüber der Bundeskanzlerin Angela Merkel verteidigte der US-Präsident das amerikanische Prism-Programm, mit dem die Vereinigten Staaten auch ihren Verbündeten Deutschland ausspähten. Deutschland schätze die Zusammenarbeit mit den USA in Fragen der Sicherheit. Bei allen Notwendigkeiten der Beobachtung müssten jedoch immer die „Balance und die Verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben“, mahnte die Kanzlerin. Etwas überraschend kam diese Merkel-Aussage: „Das Internet ist für uns alle Neuland.“ Nach der Pressekonferenz zeigte Angie Barack ihr ganz privates Neuland-Fotoalbum und verriet ihm seine Gedanken.
Sag mal, Barack, verstehst Du Menschen mit Behinderung oder ist das für Dich ebenfalls #Neuland? Wedeln Eure Behinderten auch immer mit dem erhobenen Zeigefinger? Was wollen die eigentlich? Ich rede doch schon die ganze Zeit von Inklusion.

Der bereits greise Kohl sitzt mit erhobenem Zeigefinger neben Angela Merkel

Der hat nur noch genervt. War aber kein Problem, dafür sind Rollstühle schließlich da, dass man jemanden schnell wegschieben kann.

Man sieht Helmut Kohl mit Anzug und heller Krawatte im Rollstuhl bei einer Veranstaltung, leicht über ihn in helfender Pose gebeugt Angela Merkel, die ein weißes T-Shirt und ein blaues Jackett und eine Halskette trägt.

Schon wieder einer aus meiner Partei! Warum fuchteln diese Rollstuhlfahrer eigentlich ständig mit ihrem Zeigefinger?

Angela Merkel sitzt neben Wolfgang Schäuble mit erhobenem Zeigefinger

Prism brauche ich nicht. Hier habe ich den integrativen Kindergarten „Rasselbande“ in Neumünster persönlich ausgepäht. Die Kids sind nicht doof, Barack. Ich musste einige Tanzeinlagen machen, damit meine Spionagetätigkeit nicht auffällt.

In einer Gruppe von Kindern hebt Angela Merkel mit eher angestrengtem Gesichtsausdruck beide Hände ausgestreckt in Kopfhöhe, um möglicherweise etwas darzustellen
Merkel schaut bemüht interessiert auf Kinder, die eine Übung zeigen.

Das ist mein Hubsi (Anm.d.Red.: Hubert Hüppe), mein Behindertenbeauftragter. Manchmal laden wir gemeinsam zu einem Jahresempfang ein und machen alle Behinderten glücklich.

Angela Merkel spricht zu einer Gruppe von Kindern, neben ihr Hubert Hüppe im grauen Anzug mit Krawatte.

Echt anstrengend, so ein Jahresempfang, aber das weißt Du selbst, Barack. Der Hubsi und ich sind danach in sein Büro gegangen und haben erst mal eine schöne Entspannungsübung gemacht.

Hubert Hüppe steht neben Angela Merkel, die mit ihren Händen ihre berühmte Raute formt.

Das ist mein Parteikollege Günter Krings, der Wahlrecht für Menschen mit Behinderung doof findet: „Es ist nicht plausibel, warum ein Mensch, der nicht mal selbstständig eine Zeitung kaufen kann, eine Wahlentscheidung treffen soll“, sagt er mir immer.

Merkel und ihr Parteikollege Krings stehen nebeneinander und lächeln in die Kamera.

Hier war ich bei der Lebenshilfe eingeladen. Schau mal, die finden mich total super und wollen mich alle wählen. Hat der Krings aber noch nicht kapiert.

Menschen mit Behinderung grüßen durch einen Zaun die Bundeskanzlerin.

Am meisten fürchte ich mich vor den Behindertensportlern! Da haben mich beispielsweise Ulf Mehrens, Chef des Deutschen Rollstuhlsport-Verbandes, und die Basketballerin Edina Müller besucht. Du glaubst doch nicht etwa, dass die mich mal an ihren Ball rangelassen hätte!

Im Büro von Angela Merkel: Links Ulf Mehrens, rechts Angela Merkel. In der Mitte sitzt Edina Müller und hält einen Basketball auf ihrem Schoß fest.

Stattdessen kriege ich von dem eiskalt lächelnden Tischtennisspieler Holger Nikelis ein merkwürdiges Schlumpftier geschenkt! Ich wollte doch den Ball.

Bei einer Veranstaltung trifft Merkel auf Holger Nikelis, der im Rollstuhl sitzt und die Kanzlerin anlächelt. Dazwischen ein großes Stofftier.

Ich fasse es nicht, Barack, ein ganz normaler Mensch mit Behinderung in Heidelberg, ohne erhobenen Zeigefinger, Ball oder Schlumpftier!

Die lachende Bundeskanzlerin sitzt bei einer Veranstaltung zwischen einer Frau und einem Rollstuhlfahrer.

Barack, jetzt geh’ doch nicht gleich wieder und lass mich nicht alleine! Inklusion, Menschen mit Behinderung, UN-Behindertenrechtskonvention – ich fühle mich so allein zu Hause in #Neuland!

Angela Merkel verzieht ihr Gesicht

Ende

(Fotos: dpa, Hüppe, DBS)

Lesen Sie zu diesem Thema auch: Merkel: „Menschen sind nicht behindert, sie werden behindert“

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ROLLINGPLANET ist seit 2012 Deutschlands Onlinemagazin für Menschen mit Behinderung und alle anderen. ROLLINGPLANET ist ein Non-Profit-Projekt, realisiert vom Verein Menschen, Medien und Inklusion e.V., München. Mehr über unser Team erfahren Sie hier.

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