Auch auf dem ROLLINGPLANET vergeht die Zeit rasend schnell. In unserer Rubrik „Best of“ veröffentlichen wir regelmäßig Beiträge, die schon einige Jahre alt sind – aber die wir immer noch lesenswert finden oder/und die über ein wichtiges Thema oder Ereignis berichten. Gestern Abend verabschiedete sich die Bundeswehr mit einem Großen Zapfenstreich von Kanzlerin Angela Merkel. Der Große Zapfenstreich gilt als höchste Würdigung, welche die deutschen Streitkräfte einer Zivilperson zuteilwerden lassen können. Auch ROLLINGPLANET sagt Tschüss und veröffentlicht aus diesem Anlass einen Beitrag, der hier erstmals am 21. Juni 2013 erschien.
Um unsere kleine Bildergeschichte acht Jahre später zu verstehen, müssen wir erklären: Seinerzeit sorgte die Bundeskanzlerin mit einer Bemerkung für heitere und spöttische Reaktionen im Netz. „Das Internet ist für uns alle Neuland“, hatte Merkel auf eine Frage zum Internet-Spähprogramm „Prism“ bei einer Pressekonferenz mit US-Präsident Barack Obama im Kanzleramt gesagt. ROLLINGPLANET griff dieses Ereignis auf, um Inklusion als #Neuland zu interpetieren.
Im Juni 2013 besuchte Barack Obama Berlin. Gegenüber der Bundeskanzlerin Angela Merkel verteidigte der US-Präsident das amerikanische Prism-Programm, mit dem die Vereinigten Staaten auch ihren Verbündeten Deutschland ausspähten. Deutschland schätze die Zusammenarbeit mit den USA in Fragen der Sicherheit. Bei allen Notwendigkeiten der Beobachtung müssten jedoch immer die „Balance und die Verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben“, mahnte die Kanzlerin. Etwas überraschend kam diese Merkel-Aussage: „Das Internet ist für uns alle Neuland.“ Nach der Pressekonferenz zeigte Angie Barack ihr ganz privates Neuland-Fotoalbum und verriet ihm seine Gedanken.
Sag mal, Barack, verstehst Du Menschen mit Behinderung oder ist das für Dich ebenfalls #Neuland? Wedeln Eure Behinderten auch immer mit dem erhobenen Zeigefinger? Was wollen die eigentlich? Ich rede doch schon die ganze Zeit von Inklusion.
Der hat nur noch genervt. War aber kein Problem, dafür sind Rollstühle schließlich da, dass man jemanden schnell wegschieben kann.
Schon wieder einer aus meiner Partei! Warum fuchteln diese Rollstuhlfahrer eigentlich ständig mit ihrem Zeigefinger? 
Prism brauche ich nicht. Hier habe ich den integrativen Kindergarten „Rasselbande“ in Neumünster persönlich ausgepäht. Die Kids sind nicht doof, Barack. Ich musste einige Tanzeinlagen machen, damit meine Spionagetätigkeit nicht auffällt.

Prism brauche ich nicht. Hier habe ich den integrativen Kindergarten „Rasselbande“ in Neumünster persönlich ausgepäht. Die Kids sind nicht doof, Barack. Ich musste einige Tanzeinlagen machen, damit meine Spionagetätigkeit nicht auffällt.
Das ist mein Hubsi (Anm.d.Red.: Hubert Hüppe), mein Behindertenbeauftragter. Manchmal laden wir gemeinsam zu einem Jahresempfang ein und machen alle Behinderten glücklich.
Echt anstrengend, so ein Jahresempfang, aber das weißt Du selbst, Barack. Der Hubsi und ich sind danach in sein Büro gegangen und haben erst mal eine schöne Entspannungsübung gemacht.
Das ist mein Parteikollege Günter Krings, der Wahlrecht für Menschen mit Behinderung doof findet: „Es ist nicht plausibel, warum ein Mensch, der nicht mal selbstständig eine Zeitung kaufen kann, eine Wahlentscheidung treffen soll“, sagt er mir immer.
Hier war ich bei der Lebenshilfe eingeladen. Schau mal, die finden mich total super und wollen mich alle wählen. Hat der Krings aber noch nicht kapiert.
Am meisten fürchte ich mich vor den Behindertensportlern! Da haben mich beispielsweise Ulf Mehrens, Chef des Deutschen Rollstuhlsport-Verbandes, und die Basketballerin Edina Müller besucht. Du glaubst doch nicht etwa, dass die mich mal an ihren Ball rangelassen hätte!
Stattdessen kriege ich von dem eiskalt lächelnden Tischtennisspieler Holger Nikelis ein merkwürdiges Schlumpftier geschenkt! Ich wollte doch den Ball.
Ich fasse es nicht, Barack, ein ganz normaler Mensch mit Behinderung in Heidelberg, ohne erhobenen Zeigefinger, Ball oder Schlumpftier!
Barack, jetzt geh’ doch nicht gleich wieder und lass mich nicht alleine! Inklusion, Menschen mit Behinderung, UN-Behindertenrechtskonvention – ich fühle mich so allein zu Hause in #Neuland!
Ende
(Fotos: dpa, Hüppe, DBS)
Lesen Sie zu diesem Thema auch: Merkel: „Menschen sind nicht behindert, sie werden behindert“

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