Sportler aus Russland und Belarus dürfen trotz des Ukraine-Krieges bei den am Freitag beginnenden Winter-Paralympics in Peking teilnehmen. Athleten beider Länder dürfen als neutrale Athleten dabei sein. Das heißt, sie treten unter der paralympischen Flagge an und werden nicht in den Medaillenspiegel aufgenommen. Das gab das Internationale Paralympische Komitee (IPC) nach einer Sitzung seines Governing Boards am Mittwoch bekannt.
Das IPC wollte damit augenscheinlich die betroffenen Länder bestrafen, aber nicht die Sportler darunter leiden lassen. „Ich erwarte nun von allen Teilnehmern, dass sie die neutralen Athleten wie jeden anderen Athleten bei diesen Spielen behandeln, egal wie schwierig dies auch sein mag“, sagte IPC-Präsident Andrew Parsons: „Im Gegensatz zu ihren jeweiligen Regierungen sind diese paralympischen Athleten und Funktionäre nicht die Aggressoren. Sie sind hier, um wie alle anderen an einem Sportereignis teilzunehmen.“
Bis auf Weiteres wird das IPC aber auch keine Veranstaltungen in Russland oder Belarus durchführen.
Diskussionen vertagt
Die Exekutive sei sich „einig, dass die Verletzung des Waffenstillstands nicht ungestraft bleiben konnte“. Die olympische Waffenstillstandsresolution, die von 193 Mitgliedstaaten der UN-Generalversammlung unterzeichnet wurde, fordert die Einhaltung des Waffenstillstands von sieben Tagen vor Beginn der Olympischen Winterspiele am 4. Februar bis sieben Tage nach Ende der Paralympischen Winterspiele am 21. März. Dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und weiteren Politikern und Funktionären wurden paralympische Orden und weitere Ehrungen aberkannt.
2018 in Pyeongchang hatten die russischen Sportler – damals wegen des großen Dopingskandals als neutrale Athleten geführt – die zweitbeste Ausbeute erzielt. Auch Belarus war in Südkorea auf Platz acht im Medaillenspiegel stark vertreten.
„Wofür wir uns entschieden haben, ist die härteste Bestrafung, die wir im Rahmen unserer Verfassung und der aktuellen IPC-Regeln verhängen können“, sagte IPC-Präsident Andrew Parsons. Nach den Spielen werde man
„mit unseren 206 Mitgliedsorganisationen herausfinden, ob Verstöße gegen den Olympischen Waffenstillstand für zukünftige Paralympische Spiele zur möglichen Suspendierung oder dem Ausschluss führen können“.
Dabei sollen die Mitglieder auch entscheiden, „ob wir die Mitgliedschaft des Nationalen Paralympischen Komitees von Russland oder Belarus aussetzen oder beenden“.
Deutscher Behindertensportverband hatte sich für Ausschluss ausgesprochen
Zuvor hatten unter anderem das Internationale Olympische Komitee (IOC), Athleten aus der Ukraine in einem offenen Brief an IOC-Präsident Thomas Bach und IPC-Chef Andrew Parsons und weitere Landesverbände wie Deutschland und die USA den Ausschluss der Athleten aus Russland und Belarus gefordert. Auch die internationalen Fußball-Verbände FIFA und UEFA hatten sowohl die russischen Club-Mannschaften als auch das Nationalteam aus allen laufenden Wettbewerben ausgeschlossen.
Dem Protest nach einem Ausschluss der russischen Athleten und auch derer aus Belarus hatte sich auch der Deutsche Behindertensportverband (DBS) angeschlossen. „Ich kann und will mir nicht vorstellen, dass Russland – wenn auch nicht als Nation, sondern als russisches Paralympisches Komitee – bei der Eröffnungsfeier bei den Paralympics ins Stadion einzieht und dann im Wettkampf mit ukrainischen Athletinnen und Athleten antritt“, hatte der
DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher gesagt (ROLLINGPLANET berichtete).
„Ein olympischer Frieden, der auch ein paralympischer ist, ist das Papier nicht wert, wenn man solche Vereinbarungen bricht und dies sanktionslos bleibt“, sagte Beucher.
Ukrainische Athleten rechtzeitig zu Winter-Paralympics erwartet
Die ukrainischen Athleten werden trotz des Krieges in ihrer Heimat voraussichtlich rechtzeitig zu den Winter-Paralympics in Peking ankommen. Das Team mit 20 Athleten sei auf dem Weg in die chinesische Hauptstadt und könne an diesem Mittwoch ankommen, sagte ein Sprecher des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC) am Dienstag. Am Freitag findet die Eröffnungsfeier statt. Die Teilnahme war nach der Invasion Russlands in die Ukraine in der vergangenen Woche fraglich gewesen.
(RP/dpa)

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