Nach dem Tötungsdelikt an vier Bewohnern der Potsdamer Behinderteneinrichtung Oberlinhaus hat die Staatsanwaltschaft einen Haftbefehl wegen Totschlags beantragt. „Mordmerkmale liegen nicht vor“, sagte die Sprecherin der Potsdamer Staatsanwaltschaft, Hanna Urban, am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP. Die tatverdächtige 51-jährige Mitarbeiterin des Oberlinhauses solle noch am Donnerstagnachmittag dem Haftrichter vorgeführt werden.
In dem Wohnheim Thusnelda-von-Saldern-Haus in Potsdam-Babelsberg waren nach Angaben des diakonischen Anbieters Oberlinhaus am Mittwochabend gegen 21.30 Uhr vier Tote und eine schwer verletzte Bewohnerin entdeckt worden.
Opfer sind langjährige Bewohner
Die vier Todesopfer waren nach Angaben des Oberlinhauses langjährige Bewohner in der diakonischen Einrichtung. Zwei von ihnen hätten dort seit ihrer Kindheit gelebt, sagte Tina Mäueler, Bereichsleiterin Wohnen in den Oberlin Lebenswelten.
Die Leitung der Einrichtung zeigte sich tief erschüttert über den gewaltsamen Tod der vier Menschen. Der Theologische Vorstand Matthias Fichtmüller sprach am Donnerstag auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz von einer „großen Erschütterung im Selbstverständnis“ für alle Mitarbeitenden. Es werde „eine Weile brauchen, bis wir das alles verstehen“, sagte Fichtmüller.
Gedenkandacht heute Abend
Für heute Abend um 19 Uhr ist nach seinen Worten eine Gedenkandacht in der Oberlinkirche geplant. Einen Gedenkgottesdienst für die Getöteten und deren Angehörige solle es in zwei Wochen geben.
Der evangelische Sozialkonzern Oberlinhaus mit rund 150-jähriger Tradition gilt mit annähernd 2.000 Beschäftigten als einer der größten Arbeitgeber in Potsdam. Das Oberlinhaus hat 15 Tochtergesellschaften an 26 Standorten in Potsdam, Michendorf, Bad Belzig, Kleinmachnow, Werder (Havel), Berlin und Wolfsburg. Im betroffenen Thusnelda-von-Saldern-Haus der Oberlin Lebenswelten leben mehr als 60 Menschen.
(RP/div)

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