Menschen mit Behinderung, die Außergewöhnliches geleistet haben und/oder die in den Schlagzeilen waren, schaffen es in unsere Hall of Fame. Weitere ROLLINGPLANET-Stars stellen wir Ihnen in regelmäßigen Abständen vor. Dieser Beitrag erschien erstmals am 11. Januar 2012.
Wie die Philharmonie Essen mitteilte, wird der 52-Jährige Bassbariton aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr als Sänger auftreten. Im vergangenen Jahr hatte der Liedinterpret und Opernsänger mehrere Auftritte wegen einer Kehlkopfentzündung abgesagt.
„Ich habe mich entschlossen, mich nach fast 40 Jahren aus dem Konzertleben zurückzuziehen, weil es mir meine Gesundheit nicht mehr erlaubt, dem Anspruch, den ich immer an mich selbst und meine Kunst gestellt habe, gerecht werden zu können“, teilte Quasthoff heute mit.
Quasthoff freue sich jedoch auf neue Herausforderungen. Er werde sich weiter intensiv um die Nachwuchsarbeit kümmern und wie bisher an der Hochschule für Musik “Hanns Eisler” in Berlin und bei internationalen Meisterkursen unterrichten, hieß es in der Erklärung.
Schock für die Klassikwelt
Der Intendant der Philharmonie Essen, Johannes Bultmann, reagierte sehr betroffen: “Ich muss ehrlich sagen, dass diese Nachricht mich schockiert hat.”
Der mit zahlreichen internationalen Auszeichnungen bedachte Thomas Quasthoff studierte Gesang in Hannover und war regelmäßig unter anderem mit der Berliner und Wiener Philharmonie aufgetreten. Seit 2003 sang der Konzert- und Liedsänger auch in Opern. Quasthoff, der wegen seiner Contergan-bedingten kurzen Arme und Beine zunächst nicht Musik studieren durfte, hat sich seit den 1980er Jahren als Sänger durchgesetzt.
“Er besitzt eine der intelligentesten und fesselndsten Stimmen klassischer Musik”, lobte ihn der Brite Graham Sheffield im vergangenen Jahr zur Vergabe eines Musikpreises in Großbritannien.
Quasthoff, der in Berlin-Moabit lebt, sagt auf seiner Webseite über sein Leben: „Es mag für viele Menschen vielleicht komisch klingen, aber ich empfinde mich als Glückspilz. Viele Dinge in meinem Leben haben zwar nicht sofort geklappt, aber ich habe mich nie mit einem Nein kampflos abgefunden.“
In einem Interview mit dem österreichischen Nachrichtenmagazin “News” kritisierte Quasthoff: Ihm sei “die Klassik-Branche zu oberflächlich geworden. Man hat den Eindruck, außer David Garrett gäbe es niemanden mehr”.
Foto: Wikipedia/Elke Wetzig (Elya). Creative-Commons-Lizenz CC-by-SA-3.0

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