Forscher der Technischen Universität München (TUM) haben mit dem hybriden Design „BikAble“ ein Handbike-Konzept für Menschen mit Gehbehinderung entwickelt, das die Funktionen eines Sportgeräts und eines Rollstuhls vereint. Das Konzept der TUM-Ingenieure sieht auf den ersten Blick zwar aus wie ein Handbike, lässt sich aber mit wenigen Handgriffen in einen Rollstuhl umbauen.
„Handbiken ist für mich Freizeit und Freiheit“,
erklärt Anna Schaffelhuber, siebenfache Paralympic-Siegerin, die bei der Entwicklung beratend zur Seite stand.

Die ehemalige Monoskibobfahrerin Anna Schaffelhuber – hier beim Deutschen SportpresseBall 2018 – war erste Ansprechpartnerin bei der Entwicklung. (Foto: Andreas Arnold/dpa)
Das Handbike stehe für sie außerdem für die Natur: „Ich kann damit in die Berge fahren.“ Die Ausnahmesportlerin hat mit dem Handbike sogar die Alpen überquert. Sie war daher die erste Ansprechpartnerin für Ingenieur Emil Wörgötter, der sich in seiner Masterarbeit an der TUM mit der Verbesserung dieses Sportgerätes für Menschen mit Behinderung beschäftigt.
Denn die bisherigen Systeme haben Nachteile: Sie funktionieren gut, solange die Fahrerin oder der Fahrer darin sitzt, aussteigen ist nicht möglich. Wer auf Tour ist, hat den Rollstuhl nicht dabei und ist daher auf fremde Hilfe angewiesen, wenn er Pause machen und auf die Toilette gehen oder eine Erfrischung kaufen möchte. „Das ideale Sportgerät für gehbehinderte Menschen, das Bewegungsfreiheit und Autonomie vereint, wäre ein Handbike mit integriertem Rollstuhl“, so Wörgötter.
Nutzer ist auf keine Hilfe angewiesen
Der Clou an dem Fahrzeug: Der Nutzer ist für den Umbau auf keinerlei Hilfe angewiesen. Im Sitzen lässt sich ein stützendes Drittrad, das sich vor den beiden Hinterrädern des Handbikes befindet, ausklappen. Anschließend wird das Vorderrad mit der Antriebskurbel abgekoppelt und der Sitz mithilfe einer Gasdruckfeder in die aufrechte Alltagsposition hochgefahren.
„Mit dem dreirädrigen Rollstuhl kann sich der Fahrer autonom bewegen und beispielsweise eine Berghütte oder einen Supermarkt aufsuchen. Ist die Pause beendet, lässt sich das Vorderteil wieder mit der Rollstuhlkonstruktion verbinden, das Stützrad fährt ein, der Sitz klappt zurück in die liegende Position und schon kann es weitergehen“,
so die Entwickler.
Konzept und CAD-Design für das „BikAble“ sind abgeschlossen. Als nächstes muss ein Prototyp gebaut werden. Dafür führt der junge Forscher derzeit Gespräche mit verschiedenen Herstellern.
(RP/PM)

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