Da sitzen sie, die drei Paralympics-Teilnehmer von Hannover United, im Hodlersaal des Neuen Rathauses von Hannover. Ein bisschen müde und abgekämpft noch, aber mit fröhlichen Gesichtern. Wenige Tage nach der anstrengenden Rückkehr von den Spielen in Tokio steht für Jan Haller, Jan Sadler und Tobias Hell nochmal das Thema Paralympics auf dem Programm – beim Empfang durch Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne).
Ein Großteil der Sportlerinnen und Sportler aus Hannover, die an den Olympischen und Paralympischen Spielen teilgenommen haben, trugen sich am vergangenen Mittwoch ins Goldene Buch der Stadt ein. Der dänische Handballer Johann Hansen (Silber, TSV Hannover-Burgdorf) sowie die Judoka Igor Wandtke (Judo-Team Hannover) und Giovanna Scoccimarro (MTV Vorsfelde, beide Bronze) kehrten sogar mit Medaillen zurück. Nur die Goldene gab es noch nicht zu sehen. United-Angreiferin Mariska Beijer war mit ihren Paralympics-Siegerinnen auf einem Kurzbesuch beim niederländischen König.
Vor dem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt richtete OB Onay einige Worte an die Spitzensportlerinnen und Spitzensportler. „Die sportlichen Wettbewerbe leben ja auch vom Jubel und der Unterstützung der Zuschauer*innen vor Ort“, sagte Onay. Dies sei verständlicher Weise in Tokio nicht möglich gewesen. „Unter diesen erschwerten Bedingungen haben Sie trotzdem alles gegeben und Sie können sich sicher sein, dass wir zu Hause fest die Daumen gedrückt haben und Ihre Leistung sehr schätzen.“ Onay versprach, „dass wir hier in Hannover alles dafür tun, damit der Leistungssport die besten Trainingsbedingungen hat“.
„In dem Moment sind mir fast die Tränen gekommen“

V.l.n.r.: Tobias Hell, Jan Sadler, Jan Haller, Phillip Schorp (Foto: Hannover United)
Für Rollstuhlbasketball-Nationalmannschaftskapitän Jan Haller hat es in Tokio trotz leerer Ränge bei den Wettkämpfen eine Art Fan-Highlight auf dem Weg zur Eröffnungsfeier gegeben. Nach dem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt erzählt Haller, dass viele Menschen am Straßenrand den Sportlern in den Bussen auf dem Weg in die Arena zugejubelt haben. „Die haben diszipliniert mit Abstand und Maske da gestanden, haben selbstgebastelte Plakate hoch gehalten, haben uns zugewunken und gesungen“, so Haller. „Die Leute dürfen nicht mit in die Arena und die feiern uns hier trotzdem – in dem Moment sind mir fast die Tränen gekommen.“
Den Tränen nah waren die deutschen Rollstuhlbasketballer auch nach dem knappen Viertelfinal-Aus gegen Spanien. „Wir sind immer noch sehr enttäuscht. Unser Ziel war das Halbfinale – das hatten wir uns ganz, ganz fest vorgenommen. Und wir haben auch gegen Spanien lange Zeit gezeigt, dass wir dieses Ziel erreichen können“, sagt Haller. „Am Ende haben Kleinigkeiten gefehlt.“ Dennoch sei das Team gewachsen. „Wir hatten einen unglaublich guten Teamgeist, haben einen tollen Sommer zusammen gehabt. Der Weg der Mannschaft ist noch nicht vorbei.“
„Versöhnlicher Abschluss für einen tollen Sommer“
Gewachsen sind auch United-Kapitän Sadler und Nationalmannschafts-Debütant Hell. „Das Turnier war für mich eine der größten Erfahrungen in meiner sportlichen Karriere – auch, wenn es am Ende nicht so gelaufen ist, wie wir uns das vorgestellt haben“, sagt Sadler. „Wir haben die Top-Teams wirklich lange geärgert, waren auf einem richtig guten Weg.“ Platz 7 sei ein „versöhnlicher Abschluss für einen tollen Sommer“ gewesen. „Dieses Gefühl macht Lust auf mehr“, sagt Sadler mit Blick auf die Europameisterschaft in Madrid im Dezember sowie die kommenden Paralympics in drei Jahren in Paris.
Für Sadler als auch für Hell waren es die ersten Paralympics. „Ich habe jede einzelne Minute sehr genossen“, so Hell, der vor zwei Jahren noch in der Regionalliga gespielt hat, bevor er zur Saison 2019/2020 zu Hannover United wechselte. Er sei vor seinen ersten Spielminuten schon aufgeregt gewesen, sagt der Youngster. „Ich habe gegen Spieler auf Weltklasse-Niveau gespielt. Das sind Erfahrungen, die man mitnimmt.“
(RP/PM)

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