Stephanie Aeffner wird in der nächsten Legislaturperiode im Bundestag sein. Die bisherige Behindertenbeauftragte von Baden-Württemberg war für die Grünen im Wahlkreis Pforzheim/Enzkreis angetreten. Wie der ehemalige Behindertenbeauftragte Hubert Hüppe in Unna verpasste sie zwar das Direktmandat, schaffte es aber über Platz 15 der Grünen Landesliste ins Parlament. Dort wird sie sich „sicher im Gegensatz zu Wolfgang Schäuble auch in Sachen Behindertenpolitik aktiv einbringen“, kommentierte kobinet-nachrichten.org die Perspektiven. Viele Rollstuhlfahrer außer Schäuble gab es bisher nicht im Bundestag: Ilja Seifert, der seit einem Badeunfall 1967 querschnittgelähmt ist, war bis 2013 für die Linke im Parlament.
Grüne versprechen mehr Politik für Menschen mit Behinderung
Aeffner war neben unter anderem Torsten Kirschke (Bundestagskandidat Friedrichshain-Kreuzberg), Anas Al-Qura’an (Landesverband NRW, Listenplatz 42) und Wiebke Richter (Bayern) eine der Kandidatinnen und Kandidaten mit Behinderung, die die Grünen nominiert hatten. Die Partei hatte auf ROLLINGPLANET betont, dass sie auf einen inklusiven Wahlkampf setzt:
„Demokratie lebt davon, dass alle partizipieren können. Daher gestalten wir auch den Wahlkampf so inklusiv wie möglich. Auf Wahlkampfveranstaltungen achten wir darauf, barrierearme Zugänge zum Veranstaltungsort zu haben, damit gehbehinderte Personen selbstverständlich teilnehmen können. Zudem werden die Reden bei unseren Townhall-Formaten, aber auch auf Parteitagen in der Regel simultan durch Gebärdendolmetscher*innen begleitet, um so eine größere Beteiligung zu erreichen. Unser Bundestagswahlprogramm bieten wir auf unserer Website auch als Audiodatei, als Podcast und zum Download in leichter Sprache an.“
Michael Gerr, Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft Behindertenpolitik der Grünen, freute sich auf twitter:
„Herzliche Glückwünsche an Steffi Aeffner zum Einzug in den Bundestag! Du mögest am neuen Platz eine inklusive Gesellschaft und menschenrechtsbasierte Sozial- und Gesellschaftspolitik vorantreiben. Es wurde höchste Zeit, dass eine Frau mit Behinderung Teil der Grünen Fraktion wird. Mit Steffi ist ein Einstieg in bessere Repräsentation behinderter Menschen bei Bündnis 90/DIE GRÜNEN geschafft. Das kann aber nur ein Anfang sein, denn Menschen mit Behinderung sind im Parlament wie bei den Grünen weiterhin stark unterrepräsentiert. Im neuen Diversitätsrat der Grünen werden wir thematisieren, mit welchen Instrumenten gleichberechtigte politische Teilhabe erzielt werden kann.“
Eine Rolli-Fahrerin – Stephanie Aeffner über Stephanie Aeffner
Auf ihrer Webseite erzählt Aeffner über sich:
„Bereits nach dem Abitur hatte ich kurz damit geliebäugelt, in die Politik zu gehen, dann aber meinem zweiten Berufswunsch, Ärztin zu werden, den Vorzug gegeben. Es kam anders. Ich wechselte nach vier Jahren das Studienfach und wurde Sozialarbeiterin.
Nach einer Zusatzausbildung und Anstellung als Qualitätsmanagerin in einem Krankenhaus musste ich krankheitsbedingt eine Pause einlegen. Danach folgte eine längere Phase der Arbeitslosigkeit.
Die Erfahrungen mit diesen ,Brüchen‘ im Lebenslauf und mit meiner Behinderung waren eine wichtige Grundlage für meine späteren Tätigkeiten. Besonders in der Beratung für Menschen in schwierigen Lebenssituationen verschaffte mir meine eigene Lebenserfahrung besseren Zugang und Verständnis für die Ratsuchenden.
2016 wurde ich von unserem Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann zur Landes-Behindertenbeauftragten berufen. Informationen zu meiner Tätigkeit in diesem Amt finden Sie auf der Seite der Landes-Behindertenbeauftragten beim Sozialministerium
Ehrenamtlich bin ich seit vielen Jahren bei den Grünen aktiv. Gleichzeitig habe ich mich als Aktivistin der ,Selbstbestimmt-Leben-Bewegung‘ für politische Veränderungen eingesetzt, denn für manche Lebenslagen braucht es neue Antworten unseres Sozialstaates.
Im Dezember 2020 wurde ich zur Bundestagskandidatin der Grünen für Pforzheim und den Enzkreis nominiert und im April beim Landesparteitag auf Platz 16 der Landesliste gewählt (inzwischen Platz 15, da ein Kandidat zurückgezogen hat).
In den nächsten Monaten werde ich meine Aufmerksamkeit auf Pforzheim und die Gemeinden des Enzkreises richten. Ich würde mich freuen, wenn ich das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger meines Wahlkreises gewinnen und ab Oktober Ihre Vertreterin im Deutschen Bundestag sein kann.
Geboren wurde ich 1976 in Donaueschingen. Als Zusatzinfo, weil die Frage oft gestellt wird oder unausgesprochen im Raum schwebt: Rolli-Fahrerin bin ich ,erst‘ seit 1999.“
(RP/PM)

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