Amelos, das sind Amputationsfetischisten, die also eine sexuelle Präferenz für Menschen mit fehlenden Gliedmaßen haben.
Überwiegend werden Frauen von männlichen Amelos angeschrieben oder es wird eine Freundschaftsanfrage versendet. Sollte man den neuen Kontakt nicht kennen, rate ich dazu, immer erst das Profil zu prüfen. Falls da ersichtlich ist, dass viele andere behinderte Frauen in der Freundesliste sind oder die geposteten Bilder Rückschlüsse auf eine entsprechende Neigung feststellen lassen, lehnt die Anfrage am besten ab.
Des Öfteren bekomme ich Chatanfragen, bei denen sich Amelos mal mehr und mal weniger große Mühe geben, ihre Neigung zu verschweigen. Kenne ich die entsprechende Person nicht und kommt mir das Profil verdächtig vor, stelle ich direkt die Frage, woher das Interesse an meiner Person kommt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass dann relativ schnell ein Eingeständnis der Neigung erfolgt. Falls nicht, frage ich auch direkt, ob die Person Amelo ist, und stelle bei Bejahen fest, dass von meiner Seite kein Interesse an einer sexuellen Beziehung besteht. Damit verlieren 95% der Amelos das Interesse an mir, da sie wissen, dass sie von mir keine Bilder oder Privateres erhalten werden.
Ihr seid nicht meine Zielgruppe
Meine Intention, Bilder von mir auf Social Media zu posten ist, mehr Sichtbarkeit für Menschen mit Behinderung in der Öffentlichkeit zu schaffen. Dafür erzähle ich meine Geschichte und hoffe, damit andere Menschen mit Behinderung zu motivieren, das Gleiche zu tun.

Bloggerin Daniela (@Carbon_Ela, l.) unerstützt Betroffene mit Amputation und will Mut machen. (Foto: privat)
Von einem Amelo konnte ich mir allerdings bereits anhören, dass er nicht versteht, warum ich auf seine Kontaktaufnahme nicht reagiere bzw. nicht so wie er es sich erhofft hat. Schließlich geht er davon aus, dass ich mich für interessierte Amelos entsprechend präsentieren würde. Wie kommen Amelos zu solch einer Meinung?
Möglicherweise liegt es daran, dass es tatsächlich Frauen mit Behinderung gibt, die sich darauf spezialisiert haben, mit den Vorlieben der Amelos Geld zu verdienen, und sehr freizügige Fotos zur Verfügung stellen. Solange das auf einer freiwilligen Basis passiert, verurteile ich die Frauen nicht. Nur wenn das dazu führt, dass Frauen wie ich uns mit derartigen Unterstellungen von Amelos herumschlagen müssen, kann ich daran nichts Gutes finden.
Resepkt ist der Schlüssel
Als ich das erste Mal von dieser Neigung gehört habe, fand ich es einfach nur pervers und abstoßend. Ich habe auch von anderen amputierten Frauen ganz schlimme Geschichten gehört, die sich mit Amelos eingelassen haben, aber auch von amputierten Frauen, die glücklich sind in ihren Beziehungen mit Amelos. Manche wissen von der Neigung ihrer Partner, andere behalten das lieber für sich gegenüber der Lebensgefährtin.
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Grundsätzlich habe ich kein Problem mit Amelos, solange ich mit Respekt behandelt werde und ein NEIN von meiner Seite akzeptiert wird. Wie überall gibt es natürlich auch hier schwarze Schafe, die nicht an den Menschen als solche Interesse haben, sondern nur an der Amputation, und ihre eigene Befriedigung im Sinn haben.
Wobei ich es den Amelos, die ehrlich zu ihrer Neigung stehen und kein Theater spielen, positiv anrechne, dass sie keine Lügen auftischen. Denn ich habe auch schon ganz andere Erfahrungen gemacht. Um ihre Neigungen auszuleben werden nämlich manche Amelos sogar kriminell.
Gefahr durch Fake-Profile
Zweimal ist es mir passiert, dass mich über Social Media angeblich amputierte junge Frauen angeschrieben haben, die den Austausch mit mir suchten. Die Profile sahen nicht verdächtig aus. Es gab verschiedene private Aufnahmen mit ihrer Behinderung, eine ausführliche Lebensgeschichte mit Bildern und Informationen zu angeblichen Ehemännern und Kindern sowie beruflichen Werdegang und Wohnort.
Am Anfang war der Austausch sehr unverbindlich. Und da ich gerne bereit bin, anderen Prothesenanwendern mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, tauschten wir Informationen zu unseren Prothesenversorgungen und Krankheitsgeschichten aus. Irgendwann kam dann eine Anfrage, ob ich Bilder von meinen Prothesen schicken könnte.
Bereitwillig habe ich das getan, ohne Hintergedanken zu vermuten. Als ich im Badeurlaub war, wurde wieder nach Bildern gefragt. Da kam mir das langsam verdächtig vor. Ich schickte ein paar Naturaufnahmen und Bilder vom Essensbuffet.
Jetzt wurden die Anfragen konkreter. Ob es Bilder von mir im Pool gibt, wollte meine Chatpartnerin wissen. Da schließlich ist der Groschen bei mir gefallen und ich habe der Person eine bitterböse Nachricht geschrieben, das Profil bei facebook gemeldet und anschließend blockiert. Zudem habe ich alle meine Bekannten mit Amputation vor einer Anfrage dieses Profils gewarnt.
Ob das etwas gebracht hat? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht.

Manche Amelos akzeptieren kein ‚Nein‘ und werden sogar ausfallend. (Foto: privat)
Beim zweiten Fall ist mir zufällig das Profil auf facebook vorgeschlagen worden, von dem mein Chatpartner offensichtlich die Bilder für den Fake-Account geklaut hatte. Die Dame habe ich dann über den Diebstahl und Missbrauch ihrer Bilder informiert und habe das Fakekonto im Anschluss blockiert.
Das Frustrierende daran ist, dass die Personen, die hinter diesen Konten stecken, nicht wirklich belangt werden und sich ganz einfach die nächste falsche Identität zulegen können.
Was können wir also tun um uns zu schützen?
Zum einen rate ich euch, neue Freundschaftsanfragen von Menschen, die ihr nicht kennt, entweder gar nicht anzunehmen oder diese gut zu überprüfen. Eine weitere Möglichkeit habe ich darin gefunden, dass ich verdächtige Profile anderen amputierten Frauen melde, um sie zu warnen, so haben wir in Gemeinschaftsarbeit schon den einen oder anderen Amelo entlarvt. Zudem überlegt euch gut, was für Bilder ihr postet oder verschickt. Denn eines sollte Jedem klar sein: Ein Bild, das einmal hochgeladen wurde, bleibt für immer im Netz und für Amelos gibt es eigene Internetseiten und Foren, auf denen sie untereinander entsprechende Bilder tauschen und sich über euch unterhalten.
Unsere Autorin Daniela (@Carbon_Ela) hat vor acht Jahren ihre beiden Unterschenkel durch eine HIT Typ 2 mit einhergehender Sepsis verloren. Auf ihrem Blog Perspektivenwechsel mit Prothesen und Instagram steht sie anderen Betroffenen mit Rat und Tat zur Seite. Daniela engagiert sich außerdem bei dem Projekt Peers im Krankenhaus, bei welchem sie Menschen mit kürzlich erfolgter Amputation alle Fragen zur neuen Lebenssituation beantwortet.
(RP)

Zöllig Horst
11. Mai 2023 um 10:00
Danke für den Bericht und deinen Erfahrungen
Ich habe das jetzt zum ersten Male gehört
Bin selber Amputierter seit einem Jahr
Interessantes Thema