Inklusionsaktivist Oliver Straub führt ein aktives und selbstbestimmtes Leben. Doch ob Tandem-Paragliding oder mit dem E-Rollstuhl vom Bodensee aus nach Berlin zu fahren im Rahmen einer Protestaktion – vieles wäre ohne eine persönliche Assistenz nicht möglich gewesen.
Aber der Reihe nach: Seit einem Badeunfall im Jahr 2003, bei dem der heute 39-Jährige kopfüber in den See sprang und sich dabei den vierten und fünften Halswirbel brach, ist Straub querschnittgelähmt. Seit über zehn Jahren beschäftigt er Assistenten im Arbeitgebermodell.

Inklusionsaktivist Oliver Straub ist der Kopf hinter „AssistenzTREFF“. (Foto: Oliver Straub)
Aus eigener Erfahrung weiß Straub, dass das Finden der passenden Assistenz, gerade außerhalb der Ballungszentren, einer Suche nach der Nadel im Heuhaufen gleicht. Das musste sich ändern.
Alles begann auf Facebook
Bei einer Internet-Recherche fand der Friedrichshafener keine geeignete Plattform, und so entschied Straub 2015, die Gruppe „Assistenzbörse“ auf Facebook zu gründen. Bereits drei Jahre später zählte die Seite etwa 5.000 Nutzer (2021: mehr als 8.000 Nutzer) und es wurde langsam unübersichtlich, die passenden Gesuche und Angebote zu finden. Die Lösung war schnell erdacht: Eine eigene Webseite sollte das Suchen sowie Finden einfacher machen und die Nutzer regional zusammenbringen.
Die Idee war gut, jedoch alles andere als günstig: rund 12.000 Euro wurden für die Umsetzung veranschlagt. Straub startete ein Crowdfunding auf der Plattform Kickstarter und hatte Erfolg. Innerhalb von nur sechs Wochen wurde das Spendenziel mit 14.000 Euro sogar übertroffen.
Suchen und gefunden werden

Auf assistenztreff.de können kostenlos Jobgesuche und Angebote online gestellt werden. (Screenshot: ROLLINGPLANET)
Im August 2020 war es dann endlich soweit: Die Plattform AssistenzTREFF ging online. Auf der responsiven Webseite können Privatpersonen kostenlos Angebote und Gesuche einstellen und nach Standorten sortiert anzeigen lassen. Im Verlauf des Projekts wurde sich gegen eine App entschieden, um die Plattform niedrigschwellig zu halten. Die Einträge haben eine Laufzeit von 30 Tagen, so bleiben die Anzeigen immer aktuell und es finden sich keine „Karteileichen“ in der Datenbank. Das Angebot wird angenommen – innerhalb von nicht einmal einem Jahr wurden bereits etwa 350 Annoncen veröffentlicht.
Neben der Anzeigen-Funktion bietet AssistenzTREFF auch Informationen zu den verschiedenen Modellen (Arbeitgebermodell, Assistenzdienst) und Tipps zum Antragsverfahren für das persönliche Budget. In den nächsten Monaten soll das Angebot noch ausgeweitet werden. Geplant ist unter anderem die Aufnahme von Beratungsstellen und Assistenzdiensten.
Eine persönliche Assistenz sichert Selbstbestimmung und gleichberichtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderung. Die Aufgaben der persönlichen Assistenzkraft richten sich nach den jeweiligen Anforderungen des Assistenznehmers und können über Pflege, Unterstützung in der Schule sowie bei der Arbeit oder Haushaltsführung fast alles umfassen.
Die Kosten für eine Assistenz laufen über das persönliche Budget und werden meist über das Arbeitgebermodell oder durch Beauftragung eines Assistenzdienstes abgerechnet. Je nach Situation des Assistenznehmers sind die Kostenträger Krankenkasse, Pflegekasse, Sozialamt oder Renten- bzw. Unfallversicherung.
Derzeit trägt Oliver Straub die laufenden Kosten von AssistenzTREFF privat aus eigener Tasche. Falls Sie sein Projekt finanziell unterstützen möchten, können Sie dies hier tun:
Wichtig: Geben Sie als Verwendungszweck „Assistenz“ an.
Kto.-Inhaber: IDM Stiftung
Institut: VR-Bank Südpfalz
IBAN: DE73 5486 2500 0007 1610 00
BIC: GENODE61SUW
(RP)

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