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Rollstuhlbasketball-EM: „Emotionaler Sieg“ in letzter Minute gegen Polen

Die deutsche Nationalmannschaft der Herren hat in einer bis zum Ende mitreißenden Partie 72:70 gewonnen und nun drei Siege aus drei Spielen auf dem Konto.

Jan Haller hält den Ball in die Höhe, während ihn ein Gegenspieler blockiert
Jan Haller (l.) hatte mit 23 Punkten großen Anteil am Erfolg gegen Polen. (Foto: Steffie Wunderl)

„Ich fühle mich sehr müde“, sagte Kapitän Jan Haller, der sein Team mit 23 Punkten und 60 Prozent Trefferquote immer wieder im Rennen gehalten hatte: „Wir hätten gerne souveräner gespielt, aber die Polen haben uns einen unglaublichen Kampf geliefert.“ Bundestrainer Nicolai Zeltinger fand nach dem aufregenden Abend, „dass wir es uns heute schwerer gemacht haben, als es hätte sein müssen – aber Polen war auch wirklich stark.“

2:10 nach knapp drei Minuten

Denn die Polen, die ebenfalls mit zwei Siegen ins Turnier gestartet waren, kamen gut in die Partie. Nach knapp drei Minuten trommelte Zeltinger sein Team erstmals zur Auszeit, der Spielstand: 2:10.

„Das haben wir nicht oft. Eigentlich definieren wir uns über unsere Verteidigung, aber das war heute definitiv nicht der Fall“,

haderte Haller: „Mit der Offense haben wir es zum Glück rausgeholt.“ Nach dem Time-Out kam Deutschland auf 8:12 ran (7.), nach zehn Minuten hieß es 16:19.

Erst weitere fünf Minuten später glich Alex Halouski zum 26:26 aus, dem ersten Unentschieden seit dem 2:2 – und Tommy Böhme legte zwei Mal zwei Punkte nach, sodass beim 30:28 die erste Führung bejubelt werden durfte (16.). Doch wer dachte, dass das Spiel nun kippen würde, täuschte sich. Immer wieder war ein anderes Team knapp vorne, zwei Mal führten die Polen mit drei Punkten, beide Male legte Böhme einen Dreier nach.

„Kurze, laute Halbzeitansprache“

Mit 40:37 ging es in die Kabine, in der es laut Haller „eine kurze, aber laute Ansprache“ von Zeltinger gab.

„Das war auf jeden Fall nichts Konstruktives“,

sagte der Bundestrainer nach dem Spiel und lachte – doch es schien gewirkt zu haben: Mit einem 6:0-Lauf kamen die Deutschen aus der Kabine, aber die Polen holten sich die Führung zurück und hielten sie bis Ende des dritten Viertels. Immerhin kam Deutschland von 50:56 dank eines Korblegers von Chris Huber in letzter Sekunde noch auf 56:58 ran – bevor Böhme das Schlussviertel mit einem weiteren Dreier einleitete und seine Kaltschnäuzigkeit unter Beweis stellte.

„Wir haben immer in der Phase getroffen, in der wir es gebraucht haben“, resümierte Haller, und Zeltinger war stolz, „dass wir bis zum Schluss den Glauben an den Sieg hatten und dann auch weiterhin abgebrüht reagiert haben. Wir sind nicht nervös geworden. Aber wir haben trotzdem zu viele Fehler gemacht und zu viele schlechte Entscheidungen getroffen, um das Spiel klarer zu entscheiden.“

„Haben so ein enges Spiel gebraucht“

Dank eines 7:0-Laufs zum Viertelstart stand es 63:58 für Deutschland, doch die Polen machten daraus ein 63:66 und zogen nach weiteren zwei Punkten von Böhme wieder auf drei davon – bis „Tom Bom“ Böhme, wie ihn der spanische Kommentator des Livestreams immer wieder rief, 65 Sekunden vor Ende mit seinem vierten Dreier das 70:70 erzielte. Im Gegenzug schnappte sich Alex Halouski den Defensivrebound und Jens Eike Albrecht legte den Ball 23 Sekunden vor Schluss nervenstark zum entscheidenden 72:70 in den Korb. Als dann der letzte Wurf der Polen am Ring scheiterte und Matthias Güntner den Rebound holte, wurde gejubelt.

„Es war ein emotionaler Sieg: Du bist kurz vor Schluss hinten, drehst das Spiel noch und holst den letzten Rebound – natürlich macht das was mit einer Mannschaft“, sagte Haller, neben dem Tommy Böhme mit 30 Punkten inklusive vier Dreiern sowie elf Assists zum Man of the Match avancierte.

Am Dienstag um 11 Uhr ist die Schweiz im vierten Vorrundenspiel Gegner, mit einem Sieg hätte das deutsche Team am Mittwoch um 16.45 Uhr ein Finale um den Gruppensieg gegen Gastgeber Spanien. Die Ausgangslage für eine erfolgreiche EM ist damit gelegt, wie Haller betont: „Wir haben jetzt den dritten Sieg und ich glaube, dass wir so ein enges Spiel wie heute gebraucht haben, um emotional noch mehr im Turnier zu sein.“

(RP/PM)

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