Eigentlich ist es ein Luxusthema: Auf dem Konto ist freie Liquidität, verfügbar für den langfristigen Vermögensaufbau. Doch wie lässt sich das im aktuellen Marktumfeld bewerkstelligen? Spar- und Festgeldkonten bringen ebenso wie Anleihen nur minimale oder sogar negative Renditen. Aktien dagegen eilen von Rekord zu Rekord.
Aber: Welche Branche, welche Aktie hat Potenzial bei gleichzeitig dicht geknüpftem Sicherheitsnetz? Und wie finden Sie die Perlen unter den weltweit mehr als vierzigtausend börsennotierten Unternehmen? Orientierung geben können die vom Zukunftsinstitut formulierten Megatrends, die maßgeblichen Einfluss auf das wirtschaftliche Geschehen der kommenden Jahre haben werden. Unumstrittener Megatrend ist, dass die Menschen immer älter werden. Und das bereitet den fruchtbaren Boden für Unternehmen aus dem Gesundheitssektor (oder moderner: Healthcare).
Ein wichtiger – gelegentlich wenig beachteter – Teil dieses großen Gesundheitssektors ist die Rehabilitation: Alle Maßnahmen, die eine Behinderung oder Pflegebedürftigkeit abwenden, beseitigen oder vermindern können. Wenn Sie auf der Suche nach einem Aktieninvestment aus dem Reha-Bereich sind, lohnt sich ein Blick auf diese Unternehmen:
Paul Hartmann (WKN 747404)

(Screenshot: Google)
Aktueller Kurs: 366,00 Euro
52-Wochen-Hoch: 418,00 Euro
52-Wochen-Tief: 312,00 Euro
„Gesundheit ist unser Antrieb!“ Das ist das Motto der Paul Hartmann AG, einer der ältesten deutschen Industriebetriebe mit Sitz in Heidenheim an der Brenz. Heute ist die Unternehmensgruppe weltweit tätig. Das Kerngeschäft konzentriert sich auf Inkontinenzversorgung (zum Beispiel Einweg-Slips und -Einlagen), Wundbehandlung (Wundauflagen, Pflaster sowie Fixierbinden) und auch Risikoschutz bei Operationen. Corona bedingt stieg die Nachfrage in wesentlichen Geschäftsbereichen 2020 nennenswert an, entsprechend positiv gestalten sich die Prognosen.
Im November 2020 wurde die Aktie von Paul Hartmann in den Value-Stars-Deutschland-Index aufgenommen. Dieser Index beinhaltet maximal 30, ausschließlich in Deutschland ansässige Unternehmen, die strengen Value-Kriterien genügen müssen. Die Aktie gilt als zuverlässiger, auf Kontinuität bedachter Dividendenzahler. Nach den schwierigen Jahren 2015 bis 2017 setzt das Unternehmen mit einem strategischen Fünfjahresplan auf Zukunftsinvestitionen – mit dem Ziel, die Kosten- und Wettbewerbssituation in den Kernsegmenten signifikant zu verbessern. Die Innovationsrate soll gezielt durch digitale Geschäftsmodelle erhöht werden.
In den zurückliegenden zehn Jahren hat Paul Hartmann durchschnittlich sieben Prozent p.a. zugelegt. Mit der Umsetzung des stringenten Strategieplanes bestehen gute Chancen auf langfristig verbesserte Ertragschancen.
Coloplast (WKN A1KAGC)

(Screenshot: Google)
Aktueller Kurs: 132,50 Euro
52-Wochen-Hoch: 150,05 Euro
52-Wochen-Tief: 115,75 Euro
Das dänische Unternehmen Coloplast wurde 1957 von Elise Sørensen gegründet: Um ihrer an Krebs erkrankten Schwester zu helfen, entwarf sie einen Stoma-Beutel und ließ ihn sich patentieren. Die Unternehmenszentrale ist in der dänischen Stadt Humlebaek. Mittlerweile ist Coloplast in über 40 Ländern mit Niederlassungen vertreten – produziert wird in China, Dänemark, Ungarn, Frankreich und den USA. Weltweit sind mehr als 11.000 Mitarbeiter für Coloplast tätig. Die deutsche Niederlassung befindet sich seit 1983 in Hamburg.
Coloplast hat sich zum Ziel gesetzt, Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen und Krankheiten das Leben zu erleichtern. Meist geht es um sehr intime und persönliche Beschwerden bei dem jeweiligen Patienten. Die angebotene Produktpalette reicht von Stomapflegeprodukten und Lösungen für Störungen bei der Blasen- und Darmentleerung (Katheter, Urinbeutel) bis hin zu Wundverbänden und Pflegeprodukten für Haut und Wunden. Bemerkenswert an der Arbeit von Coloplast ist die sehr enge und direkte Zusammenarbeit mit den Patienten: Es werden in vielen Fällen sehr sensible Lösungen entwickelt, die auf den einzelnen Patienten genau abgestimmt sind.
Die Aktie hat sich in den letzten Jahren zur Zufriedenheit der Aktionäre entwickelt. Das beste Jahr war bis jetzt 2012 mit einem Kursgewinn von rund 68 Prozent. In den letzten zehn Jahren konnten sich die Anleger über einen Zuwachs von insgesamt 657 Prozent freuen. Coloplast zahlt regelmäßig Dividenden, die seit jetzt elf Jahren in Folge erhöht wurden.
Schmücken kann sich die Aktie außerdem mit dem Titel „Champion im Börse.de-Aktienbrief“. Die Anforderungen dafür sind so hoch, dass nur rund 100 Aktien aus einem Pool von 30.000 dieses Prädikat verdienen. Aufgrund der demografischen Entwicklung und der wachsenden Anzahl chronischer Erkrankungen ist die Voraussetzung für weiteres Wachstum in diesem Segment vorhanden.
Invacare (WKN 868973)

(Screenshot: Google)
Aktueller Kurs: 6,85 Euro
52-Wochen-Hoch: 8,75 Euro
52-Wochen-Tief: 5,25 Euro
Das Unternehmen, das 1979 aus dem Pharmakonzern Johnson & Johnson herausgelöst wurde, hat seinen Stammsitz in Elyria im US-Bundesstaat Ohio. Der Börsengang 1984 und der Zusammenschluss mit zahlreichen Firmen weltweit führten zu einer raschen Expansion.
Das Kerngeschäft bilden Produktion und Vertrieb von Medizinprodukten aus dem Segment Pflege und Rehabilitation. Älteren und Menschen mit Körperbehinderung sollen durch die angebotenen Lösungen Lebensqualität und Würde erhalten und ihr Leben selbständig gestalten können. Der Name Invacare steht übrigens für INnovation (Innovationskraft), VAlue (Hochwertigkeit) und healthCARE (Gesundheitspflege).
Die Produktpalette ist umfangreich:
- Mobilitätshilfsmittel wie Rollstühle jeglicher Art (Standard, Elektro, Sport) und Gehhilfen
- Sauerstofftkonzentratoren und -geräte
- Pflegebetten, Anti-Dekubitus-Matratzen und Patientenlifter
- Hilfsmittel für das barrierefreie Bad
Invacare vertreibt seine Produkte in über 100 Ländern weltweit. Der Ort Isny im Allgäu ist Hauptsitz für die Aktivitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Im Produktbereich der häuslichen Pflege ist das Unternehmen Marktführer. Seit 2008 wurde die Produktion zunehmend in Niedriglohnländer (vor allem China) verlegt.
Im Branchenvergleich liegt die Jahresperformance der Invacare Aktie rund 16 Prozent unter dem Durchschnitt. Das gilt auch für die Rendite mit knapp 15 Prozent unter dem Schnitt. Allerdings zahlt das Unternehmen viermal jährlich eine Dividende. Analysten bewerten die Rentabilität der Geschäftstätigkeit als eher schwach und schätzen die Wachstumsaussichten entsprechend als unterdurchschnittlich ein.
ConvaTec Group PLC (WKN A2PWTA)

(Screenshot: Google)
Aktueller Kurs: 10,90 Euro
52-Wochen Hoch: 12,20 Euro
52 Wochen Tief: 7,45 Euro
ConvaTec ist ein international agierendes Unternehmen im Bereich der Medizintechnik. Der Fokus liegt auf der Entwicklung und Vermarktung von neuartigen, medizinischen Lösungen zur Behandlung chronischer Erkrankungen. Im Kern geht es um Stoma- und Kontinenzversorgung, um hochmoderne Wundversorgung sowie um Intensivmedizin und Infusionsgeräte. Letztere werden vor allem bei der Behandlung von chronischer Diabetes eingesetzt.
Der Slogan „Pioneering trusted medical solutions to improve the lives we touch“ untermauert das Bestreben des Unternehmens, das Leben chronisch erkrankter Menschen zu verbessern und Selbstsicherheit im Alltag zurückzugeben. Gegründet wurde ConvaTec 1978. Heute hat das Unternehmen etwa 9.400 Mitarbeiter und ist in 110 Ländern vertreten. Stammsitz ist Deeside in Großbritannien, der deutsche Hauptsitz befindet sich in München.
Chart-technisch bewegt sich die Aktie seit März 2021 in einem Aufwärtstrend. Die Vorhersagen zum Umsatzwachstum wurden jüngst nach oben korrigiert. Berücksichtigt man, dass weltweit die Zahl der chronischen Erkrankungen bei gleichzeitig höherer Lebenserwartung der Patienten steigt, ist eine positive Wertentwicklung der ConvaTec Aktie zu erwarten.
Cochlear (WKN 898321)
(https://www.boerse.de/aktien/Cochlear-Aktie/AU000000COH5)

(Screenshot: Google)
Aktueller Kurs: 155,38 Euro
52-Wochen Hoch: 155,38 Euro
52 Wochen Tief: 113,00 Euro
Cochlear ist ein Medizintechnik-Unternehmen, das sich auf die Entwicklung von implantierbaren Hörhilfen spezialisiert hat. Vom Unternehmenssitz in Sydney aus ist das Unternehmen global tätig und seit 1995 börsennotiert. Das deutsche Stammhaus ist in Hannover ansässig. Die angebotenen Produkte umfassen ausgeklügelte Hörsysteme für Cochlea-Implantate, akustische Implantate und Knochenleitungsimplantate – zur Behandlung der unterschiedlichen Arten von Hörverlusten. Cochlear ist in diesem Bereich mit Abstand Weltmarktführer.
Seit 1981 wurden weltweit mehr als 800.000 Cochlea-Implantate operativ verwendet. Gleichzeit investiert das Unternehmen jedes Jahr hohe Summen in Forschung und Entwicklung.
Im letzten Jahr kam es zu einem erheblichen Umsatzeinbruch bei Cochlear: Corona bedingt erhielten deutlich weniger Patienten ein Cochlea-Implantat, da die Kapazitäten in den Krankenhäusern durch Corona-Patienten gebunden waren. Entsprechend brach der Aktienkurs massiv ein. Das Unternehmen rechnet mit bereits jetzt spürbaren Nachholeffekten und hat sich entsprechend aufgestellt. Die Chance, dass sich der langfristig vorhandene Aufwärtstrend fortsetzt, ist hoch.
Fazit
Die Nachfrage nach Reha-Produkten jeglicher Art wird befeuert durch die Bevölkerungsentwicklung: Die wachsende Zahl der „Silver Ager“ möchte trotz körperlicher Beeinträchtigungen das Leben aktiv gestalten. Unternehmen, die diesen Bereich mit Produkten innovativ bedienen, können sich künftig zu Investmentperlen entwickeln. Für Sie als Anleger eröffnen sich dann lukrative Chancen. Wie immer bei Aktieninvestments gilt auch hier: Informieren Sie sich gut, machen Sie sich einen Plan und bleiben dann langfristig dabei.
Unter Streuungsgesichtspunkten würde sich ein ETF auf Reha-Aktien anbieten. Den gibt es aber leider (noch?) nicht. Ausweichen können Sie auf die klassischen Healthcare-ETFs der großen Anbieter iShares, Amundi oder Xtrackers.
(RP)

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