Donnerstag, 25. August 2021: Die ROLLINGPLANET-Zusammenfassung mit den wichtigsten Ergebnissen, Ereignissen und Stimmen des zweiten Wettkampftags der Paralympischen Spiele (24. August – 5. September 2021) in Tokio.
Bronze – Schott „könnte nur weinen“

Tokyo Aquatics Centre: Verena Schott aus Deutschland freut sich nach dem Wettkampf über ihre Bronzemedaille. (Foto: Marcus Brandt/dpa)
Verena Schott wusste gar nicht, wohin mit ihrer Freude. „Meine Gefühlswelt ist ein bisschen durcheinander. Ich könnte die ganze Zeit nur weinen. Ich bin mega glücklich und mega erleichtert“, sagte die Cottbuserin, nachdem sie den deutschen Para-Schwimmern nach dem Debakel von Rio eine erleichternde Bronze-Medaille am zweiten Wettkampftag der Paralympics von Tokio beschert hatte.
„Vielleicht gibt das auch den anderen Aufschwung“, sagte die 32-Jährige nach ihrem dritten Platz über 200 Meter Lagen: „Wir haben alle harte Jahre hinter uns.“ 2016 in Rio hatten die deutschen Schwimmer nur drei Medaillen geholt, darunter keine goldene.
Gerechnet hatte die inkomplett querschnittsgelähmte Schott nach Rang vier in der Quali mit drei Sekunden Rückstand auf Rang drei nicht mit Bronze, „aber ich habe es gehofft. Ich wollte es so sehr“. Es gewann die Britin Maisie Summers-Newton in Weltrekordzeit von 2:56,68 Minuten vor der Ukrainerin Jeljzaweta Mereschko (2:58,04).
Für die 32-jährige Schott ist es bei der dritten Teilnahme die zweite Paralympics-Medaille. 2012 hatte sie in derselben Disziplin Silber gewonnen. Es war die zweite Medaille für die deutschen Behindertensportler in Tokio. Die erste, ebenfalls aus Bronze, hatte am Mittwoch Radfahrerin Denise Schindler auf der Bahn gewonnen.
Rollstuhlbasketball: Auftakterfolg für deutsche Damen

Lena Knippelmeyer (l.) und Maya Lindholm (r.) (Foto: Steffie Wunderl/DBS)
Von Beginn zeigte sich Deutschland in der Ariake Arena dominant und lag so bereits früh mit 15:5 (5.) in Front. Bis zur Halbzeitpause konnte Bundestrainer Dennis Nohl bereits vielen Spielerinnen Einsatzzeit geben, ohne dass es zu einem Bruch im eigenen Spiel kam. Nach dem hohen 45:25 zum Seitenwechsel kam jedoch das Team aus Down Under besser ins Spiel und konnte bis zur 27. Spielminute auf 36:48 verkürzen, ehe Deutschland Tempo und Konzentration noch einmal deutlich anzog und am Ende zu einem ungefährdeten Auftakterfolg kam.
Bundestrainer Dennis Nohl: „Wir haben viel von dem umgesetzt, woran wir gearbeitet haben. Wichtig ist für uns, dass wir eine Phase wie im dritten Viertel nicht länger zulassen, aber die Mannschaft hat sich zurückgekämpft und ihre Stärken ausgespielt.“
Deutschland: Mareike Miller (30, BG Baskets Hamburg), Katharina Lang (14, RBB München Iguanas), Barbara Groß (8, Rhine River Rhinos Wiesbaden), Laura Fürst (6, RBB München Iguanas), Maya Lindholm (6, BG Baskets Hamburg), Annabel Breuer (5, RSV Lahn-Dill), Anne Patzwald (4, BG Baskets Hamburg), Svenja Mayer (2, Rhine River Rhinos Wiesbaden), Catharina Weiß (2, RSV Lahn-Dill), Lisa Bergenthal (RBC Köln 99ers), Lena Knippelmeyer (BBC Münsterland), Johanna Welin-Ryklin (n.e., RBB München Iguanas).
Rollstuhlbasketball: Starkes deutsches Spiel ohne Happy End

Thomas Böhme (l.) (Foto: Steffie Wunderl/DBS)
Die deutsche Rollstuhlbasketball-Nationalmannschaft der Herren hat nach einem starken Auftritt eine bittere Niederlage gegen den Vize-Weltmeister und amtierenden Paralympics-Champions USA einstecken müssen. In den Schlussminuten drehten die US-Boys die Partie und gewannen hauchdünn 58:55 (10:16/22:28/40:42).
Vor allem in der ersten Halbzeit zeigte die deutsche Auswahl eine vor allem in der Defensive bärenstarke Leistung, während in der Offensive Thomas Böhme mit 13 Punkten bis zum Seitenwechsel vom Team USA nicht in den Griff zu bekommen war. Nach dem Seitenwechsel setzte sich dieser Trend zunächst bis zum 40:30 (27.) durch den ebenfalls starken Nico Dreimüller fort, ehe ein Bruch im deutschen Offensivspiel zu erkennen war. Im Schlussviertel war es dann US-Center Brian Bell der mit weiteren zehn Punkten und dem 54:51 rund 50 Sekunden vor der Schlusssirene die bittere Niederlage für Deutschland einläutete.
Bundestrainer Nicolai Zeltinger: „Wir haben mutig gespielt, gut verteidigt, aber am Ende hat es leider nicht gereicht, auch wenn wir die Chance zur Überraschung hatten. Insgesamt macht der starke Auftritt gegen den Paralympicssieger aber Mut für den weiteren Verlauf“.
Deutschland: Thomas Böhme (19, RSV Lahn-Dill), Nico Dreimüller (11, ING Skywheelers Frankfurt), André Bienek (8, RSB Thuringia Bulls), Aliaksandr Halouski (6, RSB Thuringia Bulls), Jens Eike Albrecht (2, RSB Thuringia Bulls), Jan Haller (2, Hannover United), Christopher Huber (2, RSV Lahn-Dill), Joe Bestwick (1, RBC Köln 99ers), Matthias Güntner (Rhine River Rhinos Wiesbaden), Jan Sadler (Hannover United), Tobias Hell (n.e., Hannover United), Phillip Schorp (n.e., BBC Münsterland).
Rückschlag für deutsche Goalballer: 5:11-Niederlage gegen Ukraine
Die deutschen Goalballer haben bei den Paralympics den ersten Rückschlag erlitten. Im zweiten Gruppenspiel verlor der Goldmedaillen-Anwärter am Donnerstag in Tokio gegen den EM-Zweiten Ukraine mit 5:11 (1:3). Zum Auftakt hatte Deutschland die Türkei mit 6:4 bezwungen. Der Marburger Michael Dennis war einmal mehr mit drei Treffern bester Schütze. Felix Rogge sorgte für die weiteren Tore.
Am Samstag trifft die Mannschaft der Trainer Johannes Günther und Stefan Weil auf Belgien. Die besten vier Teams qualifizieren sich für das Viertelfinale. Dann wird sich auch entscheiden, ob die Deutschen „ein saugeiles Turnier spielen“.
Beim Goalball spielen Akteure mit unterschiedlicher Sehbehinderung aus Gründen der Chancengleichheit mit einer Augenmaske. Ziel ist es, einen 1,25 Kilogramm schweren Klingelball ins gegnerische Tor zu werfen.
Medaillen und Finalläufer verpasst
Dressurreiterin Heidemarie Dresing verpasste als Vierte knapp eine Medaille. Die mit 66 Jahren älteste deutsche Teilnehmerin wurde auf ihrem Pferd La Boum 20 Vierte. Fahnenträger Michael Teuber verfehlte in der Verfolgung auf der Radbahn die Finalläufe dagegen als Achter der Qualifikation klar. Auch der Berliner Pierre Senska verpasste als Sechster die Finals der vier Besten.
Umfrage: Deutsche interessieren sich wenig für die Paralympics in Japan
Die Paralympischen Spiele finden laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov nur wenig Interesse bei den Menschen in Deutschland. Lediglich zehn Prozent der 1714 Befragten gaben an, im TV oder in Streams die Wettkämpfe in Tokio zu verfolgen. 60 Prozent der Menschen werden die Geschehnisse in Japan nicht schauen. 21 Prozent wollen sich immerhin informieren, ohne aber den Fernseher einzuschalten. Keine Angaben machten neun Prozent.
Die Paralympics der Behindertensportlerinnen und -sportler wurden am Dienstag eröffnet und laufen bis zum 5. September. ARD und ZDF übertragen im täglichen Wechsel. Die öffentlich-rechtlichen Sender bieten eine umfangreiche Berichterstattung von den Paralympics, zeigen allein in ihren Hauptprogrammen rund 65 Stunden. Dazu gibt es Angebote im Internet mit bis zu drei Livestreams, auf denen beispielsweise früh am Morgen Rollstuhlbasketball läuft. Die Hauptsendezeiten im Fernsehen liegen nach Angaben der Sender fast immer zwischen 9.05 Uhr und 15.00 Uhr. Siehe dazu auch den ROLLINGPLANET-Bericht Paralympics im TV: Die 5 wichtigsten Fakten
(RP/dpa/DBS)

Neueste Kommentare