Vom 4. bis zum 13. März finden die Winter-Paralympics 2022 in Peking statt.
Die 15 Jahre alte Linn Kazmaier hat bei den Paralympics in Peking ihre dritte Medaille gewonnen. Im Langlauf-Sprint der Sehbehinderten sicherte sich die jüngste deutsche Teilnehmerin mit Guide Florian Baumann in China am Mittwoch den dritten Platz. Kazmaier hatte zuvor im Biathlon und über 10 Kilometer im Langlauf jeweils die Silbermedaille geholt. Paralympicssiegerin wurde die Österreicherin Carina Edlinger vor Oksana Schischkowa aus der Ukraine. Leonie Walter kam einen Tag nach ihrem überraschenden Erfolg im Biathlon mit Guide Pirmin Strecker als Vierte ins Ziel.
„Manchmal fühlt es sich schon ein Stück weit surreal an“, sagte Kazmaier und ergänzte mit Blick auf die ausgeschlossenen Russinnen: „Man muss schon sehen, dass nicht alle unsere Konkurrenten dabei sind. Aber wir liefern schon echt gute Wettkämpfe.“ Ihrem Guide ein Geschenk zum 21. Geburtstag am Mittwoch zu machen, sei „schon ein Stück weit“ Motivation gewesen. „Das ist definitiv ein sehr besonderer Geburtstag“, sagte Baumann: „Allein schon hier feiern zu können, und dann noch so ein super Rennen, das ist einfach cool.“
Silber im Langlauf: Zweite Paralympics-Medaille für Marco Maier
Marco Maier hat seine zweite Silbermedaille gewonnen. Im Langlauf-Sprint wurde der 22-Jährige am Mittwoch auf der Strecke von Zhangjiakou mit 1,3 Sekunden Rückstand auf den Paralympicssieger Benjamin Daviet aus Frankreich Zweiter. Maier holte bei seiner Paralympics-Premiere in China bereits Silber im Biathlon.
„Ich bin sehr zufrieden. Es ist ein unglaubliches Gefühl“, sagte Maier nach seinem zweiten Coup. Im Rennen war für den Athleten aus Kirchzarten, dem an der linken Hand drei vordere Fingerglieder fehlen, alles möglich. Am Ende wurde es wieder Rang zwei. „Die Zielgerade hat kein Ende gefunden“, sagte Maier. „Am Ende war die Erleichterung riesig, als ich Ziellinie überqueren konnte. Dass es noch für Silber gereicht hat, umso schöner.“
Das Zitat des Tages
„Ich kann die Welt nicht sehen. Aber ich möchte, dass die Welt mich sieht.“
(Die sehbehinderte chinesische Para-Biathletin und -Langläuferin Yue Wang über ihren Antrieb im Behindertensport)
Deutsche Langlauf-Trio im Sprint-Finale bei den Paralympics
Ein deutsches Trio hat die Finals im Langlauf-Sprint bei den Paralympics in Peking erreicht. Die 15 Jahre alte Linn Kazmaier mit Guide Florian Baumann und Biathlon-Paralympicssiegerin Leonie Walter mit Guide Pirmin Strecker stehen unter den besten Vier bei den Sehbehinderten. Marco Maier hat nach Silber im Biathlon nun die Chance auf seine zweite Medaille. Der 22-Jährige, dem an der linken Hand drei vordere Fingerglieder fehlen, qualifizierte sich als Dritter in seinem Halbfinale für den Endlauf.
Im Halbfinale ausgeschieden sind dagegen Johanna Recktenwald, Anja Wicker und Alexander Ehler. „Kein Drama“, sagte Wicker nach dem Aus in der sitzenden Klasse im Halbfinale. „Ich hatte noch schwere Arme von gestern. Außerdem waren die Bedingungen für mich sehr schwierig.“ Einen Tag zuvor hatte die 30-Jährige Bronze im Biathlon geholt. Der 52 Jahre alte Ehler wurde in seinem Halbfinallauf Fünfter und konnte sich nicht für die besten Sechs qualifizieren. Für den ältesten deutschen Starter steht am Sonntag noch die 4×2,5km-Staffel an.
Winterspiele bei 16 Grad: „Der Schnee verdunstet so vor sich hin“
Von Holger Schmidt und Tobias Brinkmann, dpa
Folgen auf Olympische Bibberspiele nun die Paralympischen Wasserspiele? Die markant steigenden Temperaturen in den beiden Hauptorten der Paralympischen Winterspiele von Peking schüren Sorgen vor schwierigsten Bedingungen an den letzten Tagen. Erhöhte Sturzgefahr und mangelnde Chancengleichheit könnten drohen. Gleichzeitig sorgen die Bedingungen auch für neue Kritik an der Wahl des Gastgebers. „Bei den letzten beiden Paralympics war es auch schon sehr sommerlich“, sagte Biathletin Anja Wicker: „Vielleicht wäre es doch ganz nett, wenn wir demnächst mal wieder in echte Wintersport-Regionen gehen würden.“
Dass sich die Spiele der Behindertensportler nach zwei Wochen Olympia und zwei Wochen Pause bis Mitte März ziehen, ist für den deutschen Verbandspräsidenten Friedhelm Julius Beucher dabei keine Ausrede. „Das gehört eben zur Herausforderung bei der Auswahl der Orte“, sagt er: „Es gibt ja durchaus Wintersport-Orte, wo es um diese Zeit noch kalt ist.“ Die Frage, ob die Austragung zu spät ist, „hätte man vor sieben Jahren bei der Vergabe stellen müssen“, sagte Alpin-Bundestrainer Justus Wolf: „Aber wir sind nur das Anhängsel des IOC, von daher haben wir da nix mitzureden.“
Bei den Rennen der nordischen in Zhangjiakou soll das Thermometer in den nächsten Tagen auf rund 15 Grad klettern, bei den alpinen in Yanqing sogar auf 16 Grad. Das sind über 40 Grad mehr als bei Olympia im Februar, als die bis zu 26,8 Grad minus für Wehklagen anderer Art unter Athleten und Funktionären gesorgt hatten. „Es ist brutal“, klagte Wicker nach dem Langlauf-Sprint am Mittwoch: „Die Spuren haben nicht gehalten. Es ist sehr matschig. Im Schatten läuft es richtig gut, dann kommt man in die Sonne, und es wird so langsam, dass man fast eine Vollbremsung macht.“
Ärgerlich für die Athleten ist, dass dies nicht zum ersten Mal passiert. „So schlechte Bedingungen habe ich zuvor in Pyeongchang gesehen. Und davor in Sotschi“, sagte die Norwegerin Birgit Skarstein – und meinte die vorherigen beiden Paralympics 2018 und 2014.
„In Pyeongchang hatten wir am Ende richtige Wasserspiele“, erinnerte sich Beucher. Ganz so extrem wie bei den Spielen vor vier Jahren dürfte es diesmal nicht werden, vermutet Ralf Rombach. „In Pyeongchang war es viel schlimmer. Da war die Piste mies und ist eingebrochen. Das ist hier viel besser“, sagte der Bundestrainer der Nordischen: „Nachts ist es kalt, die Luft ist trocken, deshalb ist der Schnee von unten kalt. Das gibt mir Hoffnung. Aber der Schnee verdunstet so vor sich.“
Doch auch die äußeren Bedingungen bereiten den Athleten Schwierigkeiten. „Für mich persönlich ist das überhaupt nicht gut, weil ich Hitze überhaupt nicht vertrage“, sagte Fahnenträger Martin Fleig. Zum Glück habe er schon vor dem Wärme-Einbruch Silber im Biathlon geholt, sagte der Freiburger lachend: «Ich habe meine Medaille. Da kann es auch 20 Grad werden, das ist mir wurscht.“
Zudem ist es problematisch, dass sich die Bedingungen so extrem verändern. Ein großer Teil der Vorbereitung ist damit Makulatur. „Die warmen Temperaturen machen es schwierig, sich komplett auf die Wettkampfpiste einzustellen, da diese deutlich kompakter und härter ist als die Warm-up Pisten“, sagte Alpin-Routinier Andrea Rothfuss (32), die schon an ihren fünften Spielen teilnimmt: „Im Kurs wird mit Salz präpariert und gerutscht, und nebendran hat man dann den Frühjahrs-Sulz.“
Nachwirkungen von Corona: Biathlet Ehler war kurz vor der Aufgabe
Wegen der Nachwirkungen seiner Corona-Infektion stand Biathlet und Langläufer Alexander Ehler bei den Paralympics in Peking schon kurz vor der Aufgabe. „Gestern Abend habe ich gedacht, ich laufe hier nicht mehr“, sagte der mit 52 Jahren älteste Starter im gesamten nordischen Feld: „Mein Körper reagiert einfach immer noch auf die Infektion. Am Abend kriege ich oft keine Luft mehr.“
Ob seine übermäßige Erschöpfung am Trainingsausfall im Vorfeld oder an direkten Folgewirkungen liege, wollte der Kirchzartener nicht beurteilen. „Es kann sein, dass es am wenigen Training liegt“, sagte er: „Ich weiß es nicht, ich hatte es zum ersten Mal.“ In der Staffel am Sonntag will er aber unbedingt starten. „Und das Ziel ist dann eine Medaille. Egal welche.“
Der Ukraine-Krieg beschäftigt den in Kasachstan geborenen Ehler ebenfalls. „Meine Heimat ist die alte Sowjetunion“, sagte er: „Und in dieser Phase ist es für alle Völker schwierig. Ich habe alle Nationen in meiner Verwandtschaft. Russen, Ukrainer, deshalb beschäftigt es mich schon. Krieg ist immer schwer. Meine Frau und ich machen uns große Sorgen.“
„Haus zerstört“: Ukrainischer Para-Biathlet in Sorge über die Heimat
Die Sorgen über den Krieg in der Heimat belasten den ukrainischen Biathlet Dmitro Sujarko auch bei den Paralympics in China schwer. „Im Biathlon ist sehr hohe Konzentration gefragt. Ich habe zweimal daneben geschossen, weil gestern das Haus, in dem ich wohne, bombardiert und zerstört wurde“, sagte Sujarko. Dennoch holte der 25-Jährige am Dienstag Bronze über die 10 Kilometer.
Mit Sujarko standen mit Paralympicssieger Witali Lukjanenko und Anatoli Kowalewski zwei weitere Ukrainer auf dem Podium. „Für mich ist es etwas Erstaunliches“, erklärte er. „Ich bin sehr glücklich, aber nicht zu 100 Prozent, weil es in meinem Land eine sehr besondere Situation gibt und ich will Frieden für die Ukraine.“
Die Ukraine ist im Para-Biathlon die dominierende Nation bei den Spielen in Peking. 16 Medaillen, darunter sechsmal Gold, gewann das vom Krieg gebeutelte Land an den ersten vier Wettkampf-Tagen.
(RP/dpa)

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