Die drei Medaillen in den Doppel- und Mixedwettbewerben kommen zu den acht erspielten Medaillen hinzu, die das Team von Bundestrainer Volker Ziegler für Deutschland bereits in den Einzeln gesammelt hatte. Das Doppel Baus/Schmidberger war im Finale der Wettkampfklasse MD8 klar überlegen und besiegte das Duo Thomas/Martin (Frankreich) deutlich mit 3:0. Das Halbfinale zuvor dagegen hatte sich deutlich schwieriger gestaltet. Die Serben Palikuca/Ciric, beide mit Noppenbelägen auf der Rückhand, verlangten ihnen ihr bestes Tischtennis ab. Letztlich glückte der 3:1-Sieg und später der Titelgewinn.
Das Mixed-Duo Mikolaschek/Brüchle freut sich ebenfalls über Gold. Im Halbfinale am Samstagmittag trafen sie auf Oztürk/Altintas (Türkei). Zunächst gerieten sie in Rückstand, drehten die Partie nach einer deutlichen Leistungssteigerung aber und rangen die Gegner förmlich mit 3:2 (11:13, 6:11, 11:8, 12:10, 11:9) nieder. Im Finale sah es zunächst erneut besser für die Kontrahenten aus. M. Ciric/Peric-Rankovic legten mit einem Satz vor. Doch ab dem zweiten Durchgang ließen Mikolaschek/Brüchle sich nicht mehr aufhalten. Durch ein hart erkämpftes 3:1 (7:11, 11:7, 12:10, 11:8) gewannen sie Gold und sind nun amtierende Welt- und Europameister im Mixed.
Für das Frauen-Doppel Stephanie Grebe/Juliane Wolf (WD14) kam es im Finale zu einem Wiedersehen: Mit den Norwegerinnen Dahlen/Tveiten hatten sie sich bereits in der Gruppe ein bis zuletzt spannendes Duell geliefert – und einen 0:2-Satzrückstand sowie ein 5:10 im dritten Satz noch gedreht. Im Endspiel dann gelang es trotz eines guten Starts aber nicht, Sieg und Titel einzufahren. Es blieb beim 1:3 (11:3, 7:11, 6:11, 6:11). Mit Silber können die beiden Frauen aber durchaus zufrieden sein. Für Wolf war es nach Bronze im Einzel die zweite EM-Medaille in Sheffield. Für Grebe, die im Einzel im Viertelfinale ausschied, ist es der versöhnliche EM-Abschluss.
Unvergessliche Momente bei der EM
Ohnehin gab es einige unvergessliche Momente bei dieser EM. Jana Spegel (WK1) und Sandra Mikolaschek (WK4) hatten die Medaillenjagd am dritten Wettkampftag eröffnet und mit Silber bzw. Bronze im Einzel für die ersten Edelmetalle auf dem deutschen Konto gesorgt. Doppel-Gold gab es dann am Abend des vierten Wettkampftags. Baus und Schmidberger holten sich jeweils den Einzel-Europameistertitel in ihrer Wettkampfklasse. Damit lösten beide auch das Ticket für die Paralympics in Paris 2024 vorzeitig. Für Schmidberger war es der dritte Einzel-Titel bei einer EM in Folge:
„So ein Titel ist für mich nichts Alltägliches. Spätestens bei der Siegerehrung, wenn man die deutsche Nationalhymne hört, realisiert man, dass es etwas Besonderes ist”,
sagte Schmidberger. „Im Doppel hatten wir an der ein oder anderen Stelle auch ein bisschen Glück, wir haben uns den Sieg aber vorher definitiv als Ziel gesetzt.“ Baus sagte mit Blick auf WM-Bronze 2022, die Entwicklung der beiden und die kommenden Paralympics: „Wir haben ein bisschen Zeit gebraucht, um uns hundertprozentig aufeinander einzustimmen und zu lernen, wie die Bälle des anderen im Doppel zurückkommen. Unser Ziel ist es, in Paris um den Titel mitzuspielen. Am Ende spielen viele Faktoren eine Rolle, aber darauf arbeiten wir hin“, sagte er und erntete zustimmendes Nicken seines Teamkollegen und Vereinskameraden von Borussia Düsseldorf.
Auch die nervenaufreibenden Aufholjagden bleiben in Erinnerung. Das Viertelfinale von Brüchle (WK3) gegen den Schweden Ohgren etwa. Zunächst egalisierte der Rollstuhltischtennisspieler aus Frickenhausen einen 0:2-Satzrückstand. Im Entscheidungssatz holte er ein 3:10 auf und gewann am Ende noch.
Achtungserfolg für den Para Tischtennis-Nachwuchs
Auf dem Achtungserfolg im MD18-Doppel können Youngster Mio Wagner (16 Jahre) und Henrik Meyer zudem aufbauen. Gegen die Armenier Avetisyan/Petrosyan zogen die beiden Nachwuchstalente, die zum ersten Mal gemeinsam ein Doppel bei einer EM gespielt hatten, immerhin ins Achtelfinale ein. Im Einzel hatten beide ebenfalls gute Leistungen gegen die europäische Elite gezeigt.
„Sportlich war das eine sehr erfolgreiche EM für uns. Der letzte Tag mit drei Finalteilnahmen war ein Highlight. Wir haben starke Leistungen der jungen Spielerinnen und Spieler gesehen, die sichtlich einen Leistungssprung gemacht haben. Die Etablierten sind ihrer Rolle weitestgehend gerecht geworden und haben hier auf europäischem Topniveau überzeugt“,
sagte Bundestrainer Volker Ziegler. „Organisatorisch und preislich war diese EM eine Herausforderung. Ich hätte mir gewünscht, dass das besser und von den Veranstaltern professioneller gestaltet wird. Davon haben wir uns aber, wie die Ergebnisse zeigen, nicht beirren lassen.“
Silber: Jana Spegel (Einzel, WK1); Stephanie Grebe/Juliane Wolf (Doppel, WD14)
Bronze: Sandra Mikolaschek (Einzel, WK4); Juliane Wolf (Einzel, WK8); Marlene Reeg (Einzel, WK10); Thomas Brüchle (Einzel, WK3); Björn Schnake (Einzel, WK7)
(RP/PM)

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