Im Auftrag des Thüringer Beauftragten für Menschen mit Behinderungen wurde 2016 ein Inklusions-Monitor in Thüringen ins Leben gerufen. In einer landesweiten Erhebung werden die Thüringer jährlich zu verschiedenen Punkten rund um die Thematik „Menschen mit Behinderungen“ befragt. Ziel des Inklusionsmonitors ist es, die aktuelle Sichtweise der Bevölkerung abzubilden und aufgrund der wiederkehrenden Abfrage Veränderungen festzustellen.
Im aktuellen Inklusionsmonitor mit dem Schwerpunt „Digitalisierung und Wahlen“ beklagten rund 36 Prozent der Befragten mit Behinderung in Thüringen, sich nicht zugehörig zu fühlen; 23 Prozent der Menschen ohne Behinderung schätzten das ebenso ein. Der Aussage, „Menschen mit Behinderungen werden im Alltag mit zahlreichen Benachteiligungen konfrontiert“, stimmten rund 80 Prozent der befragten Menschen mit Behinderung zu, bei denen ohne Behinderung waren es 77 Prozent.
„Das zeigt, die Betroffenen spüren das noch deutlich stärker als die Leute, die nicht betroffen sind“, sagte der Leiter des Meinungsforschungsinstituts Insa Consulere, Hermann Binkert, bei der Vorstellung der Ergebnisse am Mittwoch in Erfurt. Es sei daher wichtig, bei der Beschäftigung mit Fragen der Inklusion Menschen mit Behinderungen und ihre Bedürfnisse stärker in den Blick zu nehmen.
Ein Viertel der Wahllokale nicht barrierefrei
Jeder Zweite in Thüringen weiß laut der Erhebung nicht, was mit dem Begriff „Inklusion“ gemeint ist. Ihr zufolge bedeutet er, dass jeder Mensch überall uneingeschränkt dabei sein, lernen, wohnen, arbeiten und leben kann. In der Realität sieht es allerdings oft anders aus. So waren etwa bei den diesjährigen Bundestagswahlen rund ein Viertel der Wahllokale in Thüringen nicht barrierefrei. Im aktuellen Inklusionsmonitor beklagten die Befragten etwa Stufen, einen fehlenden Aufzug oder eine unzureichende Ausschilderung des Wahllokals.
Rund 73 Prozent der für die repräsentative Studie befragten Menschen mit und ohne Behinderung, die in einem Wahllokal gewählt hatten, gaben an, dass es ohne Einschränkungen barrierefrei war. Auch bei den Wahlunterlagen gibt es der Studie zufolge Nachbesserungsbedarf, wenn auch deutlich weniger. Fast 70 Prozent der befragten Menschen mit Behinderung, beklagten, dass es schwer sei, sich in der Thüringer Politik Gehör zu verschaffen.
Die Erhebung zeige deutliche Punkte, die stärker bearbeitet werden müssten, sagte Landtagspräsidentin Birgit Keller. „Wir müssen dafür Sorge tragen, dass überall barrierefrei gewählt werden kann.“
Die Schwachstellen in der Inklusion in Thüringen, die der Monitor aufzeige, seien nicht neu, konstatierte die behindertenpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Karola Stange. In Sachen Barrierefreiheit und Inklusion bleibe politisch viel zu tun.
(RP/dpa)

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