Menschen mit Behinderung, die Außergewöhnliches geleistet haben und/oder die in den Schlagzeilen waren, schaffen es in unsere Hall of Fame. Weitere ROLLINGPLANET-Stars stellen wir Ihnen in regelmäßigen Abständen vor. Dieser Beitrag erschien erstmals am 16. Januar 2012 anlässlich der Berlin Fashion Week 2012 (18. bis 21. Januar).
Das ist doch mal ein echter Traummann, obwohl er nicht schwul ist: Mario Galla sieht verdammt gut aus (selbst wenn er seine Nase zu groß findet), hat fast perfekte Maße – 1,86 Meter, 77 kg („zwei Kilo müsste ich eigentlich abnehmen“) – und auch noch Humor und Grips (studiert Medien und Information in Hamburg). Dass sein rechtes Bein 20 Zentimeter zu kurz ist, stört ihn nicht: Der Umstand hat ihm den exklusiven Status eines behinderten Top-Models verschafft. Seine Beinverkürzung, mit der er geboren wurde, gleicht der 26-jährige Hamburger mit einem „Carbon-Accessoire“ (O-Ton Mario) aus.
Furore in Berlin
Der Fan von Sade und blonden Frauen findet es okay, wenn man ihn „das Model mit der Beinprothese“ oder „Schock-Model“ nennt. Er selbst bezeichnet sich als „einbeiniger Bandit im Model-Business“.
Der Durchbruch gelang ihm 2008, als ihn Hugo Boss für eine Modeschau verpflichtete. Im vergangenen Jahr sorgte Mario Galla bei der Fashion Week in Berlin für Furore, als er für Michael Michalsky in kurzen Hosen und mit Beinprothese über den Laufsteg lief. Michalsky ist der Mode Designer, der sich auch nicht scheute, die 65-jährige Eveline Hall zu buchen.

Mario Galla auf der Fashion Week Berlin 2011 (Foto: van-de-fashion.blogspot.com)
Inzwischen ist Galla in Hochglanzmagazinen abgedruckt und läuft bei Modeschauen internationaler Designer vor allem in Mailand und Paris. Und kommt dabei immer wieder in unangenehme Situationen, wenn er bei den Anproben seine Prothese zeigt.
In einem Interview mit Deutschlandradio sagte er: „Wenn die Kunden zum ersten Mal sehen, dass da was anders ist – dann wird so geguckt, als wenn gerade ein Raumschiff durch den Raum fliegt oder an meinem Bein klebt. Diese Berührungsangst muss man den Leuten nehmen, indem man sagt, es ist alles okay, ich kann alles ganz normal damit machen, ich kann normal laufen, ich kann die Hose anziehen, am besten zeigen, dass man sich schnell umziehen kann, denen das schnell vermitteln, dass das kein Problem ist in der Situation.“
Deutschland: Berührungsängste mit Behinderung
Mailand und Paris sind die Städte, in denen er am meisten Arbeit findet. In Deutschland wird der Hamburger weniger gebucht. Die Kunden hätten Angst, seien konservativ, sagt der 26-Jährige. Berührungsängste mit der Behinderung gebe es in Frankreich, Italien und England weniger.
Sich selbst betrachtet Mario nicht als „behindert“, während er zugibt, blinde Menschen oder Rollstuhlfahrer als „Behinderte“ wahrzunehmen und bei ihrem Anblick oft nicht zu wissen, wie er sich verhalten soll: „Soll ich ihnen in den Bus reinhelfen oder nicht?“
Dass er zum Botschafter und Vorbild für Menschen mit Behinderung geworden ist, war Mario Galla am Anfang gar nicht so recht: „Ich versuche inzwischen, diese Rolle mehr anzunehmen und da rein zu wachsen, weil ich wirklich merke, dass es Leuten Kraft gibt. Das ist irre, das zu sagen, aber es ist so. Ich bekomme so viel positives Feedback von Menschen, die selbst ein Handicap haben und die sagen: Ich hab deinen Auftritt gesehen. Stark! Und das hat mich total inspiriert. Klar gebe ich das gern weiter, aber es war mir nicht bewusst, dass ich so was ausstrahlen kann.“

(Foto: Mosaik)
Mario Galla hat bereits eine 384-seitige Autobiographie veröffentlicht: „Mit einem Bein im Model-Business – wie ich trotz Handicap zum Model wurde“. Das Buch ist aktuell weder gedruckt, noch als E-Book verfügbar.
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(RP)

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