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Inklusionsaktivisten mit Behinderung wollen Infrastruktur für E-Ladesäulen vorantreiben

Barrierefreiheit spielt derzeit beim Ausbau eine untergeordnete Rolle. Das führt oft dazu, dass Stationen durch hohe Bordsteinkanten nicht zu erreichen sind, Displays zu hoch angebracht sind und Platz zum Aussteigen mit Rollstühlen fehlt.

Ein weißes Auto wird an einer E-Ladestation aufgeladen. Das Bild ist im Vordergrund mit grünen Streifen, die grüne Energie symbolisieren sollen, verfremdet.
E-Ladestation (Foto: Shutterstock)

In den kommenden Jahren werden in Kommunen, an Autobahnen und in städtischen Quartieren hunderttausende neue Ladepunkte für E-Fahrzeuge entstehen. Um diese neue Infrastruktur von Beginn an für alle Menschen zugänglich machen zu können, haben sich die Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur und der Berliner Verein Sozialheld*innen, der sich für Disability Mainstreaming einsetzt, zusammengetan.

Nach einem ersten Austausch mit Ladeeinrichtungs-Herstellern sowie Ladestationsbetreibern (CPOs) „startet jetzt die Einbindung von Menschen mit Behinderung und Verbänden als Expertinnen und Experten in eigener Sache. Das Ziel ist es, konkrete Anforderungen für barrierefreie E-Ladeinfrastruktur zu definieren,“ heißt es in einer Mitteilung.

Kriterien für barrierefreie Ladestationen entwickeln

Barrierefreiheit spielte beim Ausbau der Ladeinfrastruktur bis jetzt oft eine untergeordnete Rolle. Das Ergebnis: teils nicht erreichbare Ladesäulen durch hohe Bordsteinkanten, zu hohe Displays, fehlender Platz zum Aussteigen mit Rollstühlen und weitere Barrieren. Konkrete Normen oder Standards zur Umsetzung eines barrierefreien Zugangs speziell zu Lademöglichkeiten gibt es in Deutschland bisher nicht.

In den nächsten Monaten wird die Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur mit Unterstützung der Sozialheld*innen daran arbeiten, Kriterien dafür zu entwickeln. Mit Compleo CS, Alpitronic und Siemens sitzen auch herstellende Unternehmen von Ladeinfrastruktur mit am Tisch sowie Ionity, Fastned und EnBW mobility+ als CPOs.

Sieben nebeneinander stehende Ladestationen, die nicht barrierefrei zu erreichen sind, weil sie auf einem erhöhten Steg errichtet sind, den man wiederum nur über eine Stufe erreicht.

Beispiel für nicht barrierefrei zu erreichende E-Ladestationen. (Foto: Shutterstock)

„Wichtige Signalwirkung für andere Bereiche“

„E-Mobilität bietet enorme Chancen – vor allem auch in Verbindung mit dem autonomen Fahren. Die Mobilität der Zukunft ermöglicht es damit unter anderem auch blinden Menschen oder solchen, die nicht so gut sehen können, ein Fahrzeug zu führen”,

so Raul Krauthausen, Gründer des Sozialhelden e.V. und Aktivist. „Damit alle davon profitieren können, brauchen wir eine barrierefreie Infrastruktur. Ich verspreche mir von dieser Zusammenarbeit auch eine wichtige Signalwirkung für andere Bereiche, damit Barrierefreiheit endlich von Anfang an mitgedacht und konsequent umgesetzt wird.“

„Gesellschaftliche Teilhabe muss allen Menschen möglich sein und endet nicht vor der Ladesäule“, sagt Sebastian Lahmann, Leiter des Teams Umsetzen in der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur. „Mit der Workshopreihe ,Barrierefreie Ladeinfrastruktur‘ wollen wir ein gemeinsames Verständnis für die Anforderungen von Menschen mit Behinderung an Ladeinfrastruktur entwickeln und die Umsetzungsmöglichkeiten diskutieren.“

Ein ernsthafter Beteiligungsprozess von Menschen mit Behinderung bietet viele Chancen. „Barrierefreiheit ist für viele Menschen notwendig, es ist aber für alle ein Komfortmerkmal. Untertitel, Sprachassistenten, Videotelefonie – diese Innovationen entstanden ursprünglich, um mehr Teilhabe behinderter Menschen zu ermöglichen. Barrierefreiheit bedeutet gutes Design und wir freuen uns darauf, hier mitgestalten zu können”, erklärt Constantin Grosch, der das Projekt bei den Sozialheld*innen leitet.

(RP/PM)

Veröffentlicht auf

ROLLINGPLANET ist seit 2012 Deutschlands Onlinemagazin für Menschen mit Behinderung und alle anderen. ROLLINGPLANET ist ein Non-Profit-Projekt, realisiert vom Verein Menschen, Medien und Inklusion e.V., München. Mehr über unser Team erfahren Sie hier.

1 Kommentar

1 Comment

  1. Ralf Samel

    7. Dezember 2021 um 7:28

    sehr gut, da tut sich scheinbar was. Ich habe vor ein paar Wochen, nach einem Bericht auf WDR (“ausgerechnet E-Auto”) mich am nächsten Tag noch so geärgert, daß ich den WDR angeschrieben habe. In dem Bericht ging es um einen neuen Ladepark bei Dortmund, mit vielen Ladesäulen von Tesla und FastNet. Im TV konnte ich schon erkennen daß ich nicht an eine einzigste Ladesäule rankommen würde/könnte. Gab einen kleinen E-Mail Verkehr, indem sich auch der Betreiber äußerte. Am Ende hat das Thema der WDR wohl aufgegriffen 😉

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