Der damalige US-Präsident Donald Trump soll einem Buch zufolge zu Beginn der Corona-Pandemie erwogen haben, infizierte Landsleute nach der Rückkehr aus dem Urlaub zur Quarantäne nach Guantánamo zu schicken. Das berichtete die „Washington Post“ am Montag vorab unter Berufung auf das noch unveröffentlichte Buch „Alptraum-Szenario: Die Reaktion der Trump-Regierung auf die Pandemie, die die Geschichte verändert hat“, das zwei Mitarbeiter der Zeitung geschrieben haben. In Guantánamo Bay auf Kuba betreiben die USA einen Militärstützpunkt mit einem berüchtigten Gefangenenlager.
Berater fassungslos über Vorschlag
„Haben wir keine Insel, die wir besitzen?“, soll Trump im Februar 2020 im Weißen Haus gefragt haben, bevor sich das Virus dramatisch in den USA ausbreitete. Und dann: „Was ist mit Guantánamo?“ Trump-Berater seien fassungslos gewesen, schrieb die „Washington Post“. Letztlich sei die Idee verworfen worden, weil sich die Berater über die öffentliche Reaktion gesorgt hätten, wären Urlaubsrückkehrer auf demselben US-Stützpunkt untergebracht worden wie Terrorverdächtige.

Das US-Gefangenenlager Guantánamo Bay auf Kuba steht aufgrund Menschenrechtsverstößen international in der Kritik. (Foto: Shane T. McCoy/epa/dpa)
Die Zeitung berichtete unter Berufung auf das Buch weiter, Trump habe sich im März 2020 bei seinem Gesundheitsminister Alex Azar darüber beklagt, dass die Bundesregierung die Federführung bei den Corona-Tests übernommen hatte. Trump soll gesagt haben: „Ich werde die Wahl wegen der Tests verlieren! Welcher Idiot ließ die Bundesregierung Tests ausführen?“, habe Trump gefragt. Azar habe ihn dann darauf hingewiesen, dass sein Schwiegersohn Jared Kushner die Initiative übernommen habe.
Das Buch soll am 29. Juni erscheinen. Die Autoren Yasmeen Abutaleb und Damian Paletta sind Mitarbeiter der „Washington Post“. Laut der Zeitung zeichnet das Buch das Chaos in der Trump-Regierung infolge der Pandemie nach. Eines der größten Probleme dabei sei nach Überzeugung der Autoren gewesen, dass es keine klaren Zuständigkeiten für die Reaktion auf die Pandemie gegeben habe.
Wenn von „Guantánamo“ die Rede ist, wird meist das Gefangenenlager des US-Navy-Stützpunkts Guantánamo Bay Naval Base im Osten Kubas gemeint. Die Geschichte der Basis reicht bis ins Jahr 1903 zurück, als die Vereinigten Staaten von Amerika einen Pachtvertrag über das Gebiet mit dem damaligen kubanischen Präsidenten Rámon Grau San MatÃn für die militärische Nutzung abschlossen.
Seit den Anschlägen vom 11. September 2001 werden von der US-Regierung hauptsächlich mutmaßliche Terroristen dort untergebracht und verhört. Das Lager steht international aufgrund diverser Menschenrechtsverstößen und Folter in der Kritik. Unter anderem forderten Bundeskanzlerin Angela Merkel, der ehemalige UN-Generalsekretär Kofi Annan und das EU-Parlament die sofortige Schließung.
Trotz des Versprechen und eines Dekrets von Barack Obamas im Jahre 2009, diese und alle weiteren „black sites“ (geheime Gefängnisse außerhalb des US-Territoriums) innerhalb eines Jahres zu schließen, besteht das Gefangenenlager bis heute. Der amtierende US-Präsident John Biden ließ im Februar 2021 über seine Sprecherin mitteilen, dass er eine Auflösung innerhalb seiner Amtszeit anstrebt.
(RP/dpa)

Neueste Kommentare