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Gedanken zum Internationalen Frauentag

Warum es schade ist, dass wir einen solchen Tag überhaupt benötigen. Und was das mit Menschen mit Behinderung zu tun hat. Von ROLLINGPLANET-Kolumnist Lorenzo Mayer

ROLLINGPLANET-Kolumnist Lorenzo Mayer
ROLLINGPLANET-Kolumnist Lorenzo Mayer (Foto: privat)
Unsere Kolumnisten schreiben unabhängig von ROLLINGPLANET. Ihre Meinung kann, muss aber nicht die der Redaktion sein.

Heute der Internationale Frauentag. Er wurde von der deutschen Sozialistin Clara Zetkin (1857–1933) auf der Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz am 27. August 1910 in Kopenhagen vorgeschlagen. Die Idee kam aus den Vereinigten Staaten von Amerika. Frauen der Sozialistischen Partei Amerikas haben nämlich 1908 ein Nationales Frauenkomitee gegründet. Und dieses Komitee beschloss dann, einen nationalen Kampftag für das Frauenstimmrecht ins Leben zu rufen. Am 28. Februar 1909 war der erste Kampftag und war ein Erfolg.

Aufgrund des Erfolgs wurde es schnell klar, dass die Aktion wiederholt werden musste. Im Februar 1910 war es schließlich soweit. Eine May Wood Simons brachte die Idee zur Frauenkonferenz mit. Die Idee wurde dann von Clara Zetkin bzw. Käte Duncker aufgenommen. So entstand der Internationale Frauentag, der daraufhin am 19. März 1911 in Dänemark, Deutschland, Österreich-Ungarn und der Schweiz zum ersten Mal gefeiert wurde.

1921 wurde beschlossen, dass der Frauentag nun am 8. März stattfindet. Die Vereinten Nationen (UN) wählten auch dieses Datum im Internationalen Jahr der Frau 1975 zum Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden. Am 8. März 1975 fand eine UN-Feier zum ersten Mal statt.

Warum erst so spät?

Am 12.11.1918 wurde das Wahlrecht für Frauen in Deutschland eingeführt. Viele Länder zogen nach. Aber da stellt sich mir die Frage, warum man es erst so spät getan hat. Von Grundrechten für Frauen ganz zu schweigen. Wir Männer sind doch auch nicht besser bzw. schlauer als Frauen. Nur ein bisschen mehr Kraft vielleicht, aber das war schon alles. In einigen Ländern werden Frauen immer noch unterdrückt bzw. misshandelt. Ich sage nur Genitalverstümmelung. Das alles darf doch nicht mehr sein, oder? Aber bei uns in Deutschland gibt es auch immer noch Missstände. Zum Beispiel bei der Chancengleichheit oder Gleichberechtigung im Job. Eine gleichqualifizierte Frau verdient weiterhin weniger als ein Mann.

Gerade Frauen mit Behinderungen. Außerdem werden sie oft unsittlich von Pflegepersonal an intimen Stellen berührt. Zum Beispiel beim Waschen oder beim Einführen des Tampons. Alles ohne zu fragen, ob es auch so gewollt wird. Es muss ja schnell gehen, aber das kann Schmerzen verursachen oder einfach gegen den eigenen Willen sein. Das Problem mit den unsittlichen Berührungen haben Männer mit Behinderungen zwar auch, aber weniger. Hier muss ebenfalls noch einiges passieren.

Wieso das alles eigentlich? Ich kann es nicht verstehen, und du? Es muss ganz klar noch einiges gemacht werden, um von einer vollen Gleichberechtigung und Selbstbestimmung sprechen zu können. Ich finde es eigentlich schlimm genug, dass wir überhaupt einen Frauentag oder auch einen Tag der Menschen mit Behinderung brauchen. Warum sind Chancengleichheit, Gleichberechtigung, Selbstbestimmung und Inklusion heute immer noch nicht so ganz normal?

Lorenz(o) Mayer (45) kommt aus Alveslohe in Schleswig-Holstein, ist teilweise spastisch gelähmt und kann nicht sprechen. Auf seinem Blog Lorenzos Welt schreibt er über die allgemeinen Dinge der Welt und setzt sich für Inklusion und Barrierefreiheit ein.

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ROLLINGPLANET ist seit 2012 Deutschlands Onlinemagazin für Menschen mit Behinderung und alle anderen. ROLLINGPLANET ist ein Non-Profit-Projekt, realisiert vom Verein Menschen, Medien und Inklusion e.V., München. Mehr über unser Team erfahren Sie hier.

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