Im Rahmen unseres internationalen Netzwerks veröffentlichen wir regelmäßig Berichte von ROLLINGPLANET-Partnern aus der ganzen Welt. Wir verzichten dabei bewusst, Themen und Texte „einzudeutschen“, indem wir nur für Deutschland relevante Teile übernehmen – ganz im Gegenteil: Wir finden andere Blickwinkel spannend.
Der folgende Beitrag stammt von unseren Kollegen des indischen Onlinemagazins Newz Hook („Changing Attitudes towards Disability“).
In einer Zeit, in der viele Unternehmen die Folgen der Corona-Pandemie spüren, scheint es höchst riskant, eine Eisdiele zu eröffnen. „The Golden Scoop“ in Kansas, USA, schreibt jedoch eine andere Geschichte. Diese Eisdiele samt Café wird von Menschen mit Entwicklungsstörungen betrieben, die die Herzen der Kunden im Sturm erobern.
„Man kann kein Glück kaufen, aber man kann immer Eis kaufen“,
lautet ein berühmtes Sprichwort. Und tatsächlich gibt es doch nichts Besseres, als den Corona-Blues mit einem leckeren Eis zu vertreiben, dachten sich die Gründerinnen Lindsay Krumbholz, Amber Schreiber und Michelle Reeves. Und so eröffneten sie die Eisdiele zu einer Zeit, in der die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie in den gesamten Vereinigten Staaten noch immer zu spüren sind.
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Gesagt, getan: Die Eisdiele „The Golden Scoop“ in Overland Park im Bundesstaat Kansas beschäftigt heute 23 junge Erwachsene mit Entwicklungsstörungen, die sogenannten „Super Scoopers“. „Sie arbeiten in jedem Bereich des Geschäftes, kümmern sich um die Kunden, kassieren, stellen Eis her, schenken Kaffee aus, reinigen den Laden und helfen bei der Zubereitung der Backwaren“, erklärt Lindsey Krumbholz, die bereits auf eine 18-jährige Erfahrung in der Arbeit mit behinderten Menschen zurückgreifen kann. Deshalb kenne sie den Mangel an Arbeitsplätzen für Menschen mit Behinderung sehr gut.
Zu wenig Arbeitsplätze für Behinderte

Heute arbeiten 23 junge Menschen mit Entwicklungsstörungen in der Eisdiele. (Foto: Facebook/TheGoldenScoopKC)
Zusammen mit ihrer Schwester Amber Schreiber, die einen betriebswirtschaftlichen Hintergrund hat, entwickelte sie den Plan. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind Menschen, mit denen Lindsey Krumbholz schon seit vielen Jahren arbeitet, eine Mitarbeiterin kennt sie zum Beispiel schon seit 18 Jahren.
Die dritte im Bunde, Michelle Reeves, kümmert sich hauptsächlich um das Marketing und bringt ebenso Erfahrung in der Arbeit mit behinderten Menschen mit. Zusammen mit den „Super Scoopers“ kümmert sie sich um die Entwicklung der verschiedenen Aromen. Die meisten ihrer Mitarbeiter hat Lindsey Krumbholz über ihr Netzwerk angeworben.  17 kamen schon an Bord, bevor der Laden überhaupt offiziell eröffnet wurde.
„Dank der überwältigenden Resonanz konnten wir auch mit anderen Organisationen zusammenarbeiten, die Dienstleistungen mit Menschen mit Behinderung erbringen und uns mit Backwaren unterstützen. Wir sind sehr glücklich, dass wir all diese Organisationen zusammenbringen, und wir freuen uns darauf, all die Ressourcen, die es da draußen gibt, mit den Familien zu teilen“,
sagt Lindsey Krumbholz. Das Team wurde von einem Berater des Arbeitsamtes geschult, zudem erhalten die „Super Scoopers“ auch durch Trainingsvideos eines Life-Coaching-Unternehmens viele Anregungen, um in ihrem Arbeits- und Privatleben erfolgreich zu sein. Auch die leitenden Mitarbeiter und ehrenamtlich arbeitende Coaches unterstützen die Beschäftigten in jeder Hinsicht.
„Super Scoopers“ kreieren den Eisgeschmack des Monats
 Für die „Super Scoopers“ gibt es viele Möglichkeiten, ihre Kreativität unter Beweis zu stellen. So können sie zum Beispiel einen „Eisgeschmack des Monats“ kreieren. Bei der Ladeneröffnung wurden acht Geschmacksrichtungen angeboten. Eine davon war „Lucy 41“, ein milchfreies Vanilleeis, benannt nach „Super Scooper“ Lucy Wagner und der Anzahl der Versuche, das Rezept zu perfektionieren.
„Mitten in der COVID-19-Pandemie ein Unternehmen zu gründen, war eine ziemliche Herausforderung“,
gibt Lindsey Krumbholz zu. „Wir haben mit allem etwas länger gebraucht, um mit dem Aufbau zu beginnen“. Was die drei Gründerinnen jedoch anspornte war die Überzeugung, dass die Community gerade jetzt eine positive Nachricht bräuchte. „Wir waren froh, dass wir das für unsere Gäste tun konnten“, ergänzt Krumbholz.
Überwältigende Resonanz
Die Resonanz der örtlichen Bevölkerung auf die Eisdiele und das Café war überwältigend. Viele lokale Händler und Unternehmen unterstützen dieses Projekt, das den behinderten Menschen, die sonst auf dem Arbeitsmarkt übersehen werden, eine Beschäftigung ermöglicht. Und „The Golden Scoop“ schafft ein Umfeld, in dem die Mitarbeiter eigene Erfolge erzielen und ein Bewusstsein für Gemeinschaft entwickeln können.
„Wir sind so glücklich über den Zuspruch der Menschen aus nah und fern, die uns einen erfolgreichen Start ermöglichten. Und wir freuen uns, noch viele Kunden mit unseren Eiskreationen zu verwöhnen“, sagt Lindsey Krumbholz.
(RP Network/Newz Hook, übersetzt von Erich Hubel)

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