Weil er eine Rollstuhlfahrerin vor dem sicheren Sturz aufs Gleis am Münchner Hauptbahnhof rettete (ROLLINGPLANET berichtete), hat die Bundespolizei nun den Schwarzwälder geehrt. Der 37-Jährige verbrachte zusammen mit seiner Frau und seiner Tochter auf Einladung der Polizei das Wochenende in München, wie die Polizei am Montag mitteilte.

Polizeidirektor Michael Rupp (r.) übereicht dem Retter die Auszeichnung. (Foto: Bundespolizei)
Jürgen Hermann war vor etwa einem Monat als Tourist in München, als er bemerkte, wie eine Rollstuhlfahrerin zwischen der wegfahrenden S-Bahn und dem Gleis eingeklemmt war.
„Ich hatte im Vorbeigehen hinter mir ‚Schläge‘ gehört, die vermutlich vom Rollstuhl stammten, der gegen die S-Bahn schlug“,
beschreibt Hermann laut Mitteilung der Bundespolizei die Situation. Er lief zu der Frau und konnte im letzten Moment verhindern, dass sie auf das Gleis stürzt.
Polizeidirektor Michael Rupp betonte, Herrmann habe einen Menschen aus einer sehr gefährlichen, vermutlich sogar lebensbedrohlichen Situation gerettet. Er sei ein Vorbild für viele andere.

Die Rettung: Mit diesem Foto suchte die Bundespolizei Hermann, der sich kurze Zeit später meldete. (Foto: Bundespolizei)
Was war genau passiert?
Kurz nach 13 Uhr versuchte eine 56-jährige Frau am Gleis 2 im Tiefgeschoss des Münchner Hauptbahnhofes rückwärts in eine S8 Richtung Herrsching einzusteigen. Als mehrere Versuche scheiterten, schlossen sich die Türen und die S-Bahn fuhr los. Die Frau aus Herrsching war im Rollstuhl sitzend auf dem Bahnsteig zurückgeblieben. Beim Losfahren der S-Bahn geriet ein Rad des Rollstuhls zwischen Bahnsteig und Zug. In dieser Position eingeklemmt, fuhr die S-Bahn aus und schrammte dabei in beinahe voller Länge an der feststeckenden Rollstuhlfahrerin entlang.
Passanten hatten die äußerst kritische Situation und die lauten Hilferufe der Frau glücklicherweise bemerkt. Jürgen Hermann rannte zu der 56-Jährigen und ergriff den Handlauf des Rollstuhls genau in dem Moment, in dem sich der Zug vom Rollstuhl löste. Er hielt den gekippten Rollstuhl, mit der darinsitzenden Frau fest und verhinderte damit den sicheren Sturz ins Gleis. Wenige Sekunden später kamen weitere Passanten hinzu und zogen gemeinsam den Rollstuhl mit der 56-Jährigen auf den Bahnsteig zurück.
Die Frau wurde mit blutenden Verletzungen und Schock ins Krankenhaus eingeliefert. Sowohl der Triebfahrzeugführer als auch die Bahnsteigaufsicht hatten den Vorfall offenbar nicht bemerkt. Beide mussten nach Übermittlung des Unfallgeschehens abgelöst werden. Die Münchner Bundespolizei hat Ermittlungen wegen Gefährdung des Bahnverkehrs aufgenommen. Die Rollstuhlfahrerin befindet sich auf dem Weg der Besserung.
(RP/dpa)

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