Mittwoch, 1. September 2021: Die ROLLINGPLANET-Zusammenfassung mit den wichtigsten Ergebnissen, Ereignissen und Stimmen des 7. Wettkampftags der Paralympischen Spiele (24. August – 5. September 2021) in Tokio.
Gold der Schwimmer macht zwei Positionen gut
Der Triumph von Taliso Engel und Elena Krawzow lässt Deutschland im Medaillenspiegel auf Rang 12 vorrücken (9/7/15). Bei den Top 3 gibt es heute eine Veränderung: Das Russische Paralympische Komitee (32/20/37) schiebt sich an Großbritannien (30/24/32) vorbei auf Platz 2. China führt weiterhin mit insgesamt 147 Medaillen (68/43/36).
Doppel-Gold: Engel und Krawzow brechen Paralympics-Fluch
Taliso Engel ist bei den Paralympics in Tokio schon im Vorlauf Weltrekord geschwommen und hat Hoffnung auf das erste deutsche Schwimm-Gold seit neun Jahren geschürt. Der 19-Jährige blieb mit 1:03,52 Minuten über 100 Meter Brust sechs Hundertstel unter der alten Bestmarke des Ukrainers Oleksii Fedina, die acht Jahre gestanden hatte. Der sehbehinderte Mittelfranke Engel, der für Leverkusen startet, war als Europameister und Weltrangliste-Zweiter nach Japan gereist.

Taliso Engel gewinnt Gold auf 100m Brust. (Foto: Marcus Brandt/dpa)
Kurz darauf war es soweit: Engel ist Paralympicssieger über 100 Meter Brust. Der 19-Jährige holte sich das erste deutsche Schwimm-Gold seit London 2012. Der Mittelfranke distanzierte auf seiner Paradestrecke klar die Konkurrenz. Der US-Amerikaner David Henry Abrahams (1:04,38) und der Kasache Nurdaulet Schumagali (1:05,20) holten Silber und Bronze. Zuletzt erschwamm sich Daniela Schulte über 400 Meter Freistil vor neun Jahren Gold für Deutschland.
Auch Elena Krawzow bestätigte auf ihrer Lieblingsstrecke 100 Meter Brust den Ruf als Gold-Kandidatin. Sie geht nach einer Zeit von 1:15,31 Minuten als Vorlaufschnellste in den Endkampf und musste sich nicht einmal voll verausgaben.
„Das Ziel war, dass ich nicht so viel Kraft verschwende und noch was übrig lasse für heute Abend. Das habe ich gemacht“,
sagte die ebenfalls sehbehinderte Berlinerin, die weiß, dass sie nun als Favoritin gilt: „Ich muss locker und entspannt bleiben und fokussiert Gas geben.“

Freut sich über Gold: Schwimmerin Elena Krawzow (Foto: Marcus Brandt/dpa)
Und das tat sie: Krawzow hat über 100 Meter Brust die Goldmedaille bei den Paralympics gewonnen. Nur wenige Minuten nach dem Weltrekordtriumph von Engel schwamm die 27-Jährige am Mittwoch in Tokio mit 1:13,46 Minuten zu ihrem ersten Paralympics-Erfolg. Hinter der sehbehinderten Berlinerin holten sich die Britin Rebecca Redfern (1:14,10) und Colleen Young (1:15,69) aus den USA die weiteren Medaillen. Marlene Endrolath (1:20,79) wurde Achte.
Seit Daniela Schultes Sieg über 400 Meter Freistil am 7. September 2012 in London gab es an 18 Wettkampftagen bei Paralympics kein einziges deutsches Schwimm-Gold mehr. 1996 in Atlanta hatte der DBS noch 19 Goldmedaillen aus dem Becken gefischt.
Erstes Para-Gold für Schützen seit 2004
Sportschützin Natascha Hiltrop ist Paralympicssiegerin im Zehn-Meter-Wettbewerb mit dem Luftgewehr. Die 29-Jährige gewann in einem spannenden Finale am Mittwoch in Tokio bei einem Gesamtwert von 253,1 Ringen mit einem hauchdünnen Vorsprung von 0,1 Ringen vor der Südkoreanerin Jino Park (253,0) die Goldmedaille. Bronze holte die Ukrainerin Irina Schchetnik (231,2). Für die deutschen Sportschützen ist es die erste Goldmedaille seit den Spielen in Athen 2004. In Rio 2016 hatte Hiltrop Silber gewonnen.
Rote Fahne stoppt Bronzewurf von Para-Kugelstoßer Schulze

Mathias Schulze aus Deutschland reagiert enttäuscht. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)
Kugelstoßer Mathias Schulze hat eine Medaille bei den Paralympics knapp verpasst. Der 33-Jährige stieß am Mittwoch im Olympiastadion von Tokio in seinem letzten Wurf die Kugel an die 16-Meter-Marke auf den Bronzerang, doch sein Versuch wurde für ungültig erklärt.
„Ich freu’ mich wie ein Affe und dann seh ich die scheiß rote Fahne. Derzeit ist es sehr, sehr ernüchternd“,
sagte Schulze nach dem Wettkampf niedergeschlagen. Mit 15,60 Meter hatte er zuvor eine persönliche Bestleistung gestoßen. Paralympicssieger wurde der Kanadier Greg Stewart (16,75 Meter), vor dem Russen Nikita Prochorow (16,29) und dem US-Amerikaner Joshua Cinnamo (15,90).
Nächste Medaille für Zeyen
Annika Zeyen hat einen Tag nach ihrer Goldmedaille im Zeitfahren die nächste Paralympics-Medaille geholt. Im Straßenrennen über 26,4 Kilometer landete die querschnittsgelähmte Bonnerin am Mittwoch in 56:21 Minuten auf dem Silberrang. Sechs Sekunden schneller war auf der ehemaligen Formel-1-Strecke am Fuße des Fuji die Niederländerin Jennette Jansen. Bronze ging an Alicia Dana (56:24) aus den USA. „Ich bin super happy über die Silbermedaille“, sagte Zeyen.
„Unglaublich, besser hätte es nicht laufen können.“
2012 hatte Zeyen noch Gold im Rollstuhlbasketball gewonnen. Ihre eigentlich für diesen Sommer geplante Hochzeit hatte sie verschoben.
Unglücklich: Eskau verpasst erneut 16. Para-Medaille knapp
Radsportlerin Andrea Eskau hat bei den Paralympics in Tokio erneut ihre 16. Medaille verpasst. Die Handbikerin aus Magdeburg kam am Mittwoch im Straßenrennen auf der ehemaligen Formel-1-Strecke in 2:47:25 Stunden mit knapp 24 Minuten Rückstand als Vierte ins Ziel. Paralympicssiegerin wurde die US-Amerikanerin Oksana Masters (2:23:39 Stunden). Silber ging an Chinesin Bianbian Sun (2:26:50) vor Katia Aere (2:28:11) aus Italien.

Hat es leider wieder nicht aufs Treppchen geschafft: Handbikerin Andrea Eskau (Foto: Thomas Lovelock/Olympic Information Services/IOC/AP/dpa)
Einen Tag zuvor kam Eskau im Einzelzeitfahren auf Platz fünf. Insgesamt hat die 50-Jährige, die auch im Winter als Biathletin und Langläuferin startet, 15 Paralympics-Medaillen gewonnen, davon acht Mal Gold. Eskau kündigte nach ihrem Rennen an, bei den Winter-Paralympics in Peking 2022 starten zu wollen. „Auf jeden Fall“, sagte sie. „Ich weiß, dass ich gewisse Stärken habe, daran werde ich weiter arbeiten.“
Tischtennis: Schmidberger und Brüchle erneut im Team-Finale
Thomas Schmidberger und Thomas Brüchle stehen bei den Paralympics in Tokio im Endspiel des Teamwettbewerbs im Rollstuhl-Tischtennis und hoffen im dritten Anlauf endlich auf Gold. Im Halbfinale bezwangen die beiden querschnittsgelähmten Athleten Tschechien mit 2:0. Im Endspiel am Donnerstag um 11.30 Uhr deutscher Zeit trifft das Duo aus Düsseldorf und Frickenhausen auf China. Gegen die Chinesen unterlagen sie in den Finals 2012 und 2016. Und Schmidberger verlor in Rio wie auch jetzt schon in Tokio die Einzel-Endspiele gegen den Chinesen Panfeng Feng.

Haben es beim Tischtennis ins Team-Finale geschafft: Thomas Schmidberger (r.) und Thomas Brüchle (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)
„Morgen Abend sind wir dran“, sagte der 29-Jährige, „wir haben einen genauen Matchplan in der Tasche. Und wir wollen uns nicht nur für Rio revanchieren, sondern auch für mein Einzel-Finale.“ Und auch Brüchle ist guter Dinge. „Wir haben Silber sicher, aber das reicht uns diesmal nicht“, sagte er, „ich bin Mathematiker. Wir sind immer näher rangekommen. Tom war ganz knapp dran. Unentschieden gibt’s nicht. Deshalb sollte es am Donnerstag so weit sein.“
Zunächst gewannen Schmidberger und Brüchle das Doppel gegen Petr Svatos und Jiri Suchanek mit 3:0 Sätzen. Danach besiegte der 44 Jahre alte Werkrealschullehrer Brüchle Svatos mit 3:1. Schmidberger musste im Einzel gegen Suchanek daher gar nicht mehr an den Tisch.
Rollstuhlbasketballer scheitern im Viertelfinale
Die deutschen Rollstuhlbasketballer haben das Halbfinale der Paralympics knapp verpasst. Gegen Gold-Anwärter Spanien verlor die Mannschaft von Bundestrainer Nicolai Zeltinger am Mittwoch in Tokio mit 68:71 und schied im Viertelfinale aus. André Bienek hatte sieben Sekunden vor Schluss per Distanzwurf die Chance zum Ausgleich, doch der Ball landete nach einer Korbberührung bei den Spaniern. Thomas Böhme (16 Punkte) und Bienek (13) waren für Deutschland die erfolgreichsten Schützen.
Rehm springt zu Gold, aber nicht weiter als Olympiasieger Tentoglou
Markus Rehm hat bei den Paralympics in Tokio erwartungsgemäß zum dritten Mal in Folge Gold im Weitsprung geholt. Mit 8,18 Metern siegte der Leverkusener bei Regen mit 79 Zentimetern Vorsprung vor dem Franzosen Dimitri Pavade. Seine Hoffnung, erneut seinen zwei Monate alten Weltrekord anzugreifen (8,62) oder weiter zu springen als der Grieche Miltiadis Tentoglou bei dessen Olympiasieg (8,41) erfüllten sich aber nicht. Der weiteste Sprung – der letzte – war am Mittwoch ungültig.

„Blade Jumper“ Markus Rehm holt Gold – setzt aber keinen neuen Weltrekord. (Foto: Eugene Hoshiko/AP/dpa)
Seit seinem internationalen Debüt bei der WM 2011 ist Rehm nun 15 Mal im Weitsprung bei Welt- und Europameisterschaften sowie bei Paralympics gestartet und hat immer Gold geholt. Der 34-Jährige hatte außer Konkurrenz auch bei den Olympischen Spielen starten wollen. Sein Start war aber trotz Normerfüllung vom Leichtathletik-Weltverband abgelehnt worden, der Internationale Sportgerichtshof Cas hatte dies bestätigt.
Tischtennis-Duo verliert Halbfinale klar: Bronze für Schnake und Rau
Die deutschen Tischtennisspieler Björn Schnake und Thomas Rau haben bei den Paralympics das Endspiel verpasst und somit Bronze geholt. Im Halbfinale der Mannschaftsentscheidung unterlag das Duo am Mittwoch in Tokio Gold-Favorit China mit 0:2. Ein Spiel um Platz drei wird es nicht geben. Sowohl das Doppel (1:3) als auch das Einzel von Rau (0:3) gingen deutlich an die Chinesen.
In einer anderen Klasse haben Thomas Schmidberger und Thomas Brüchle am Donnerstag im Endspiel gegen China die Chance auf die Goldmedaille.
(RP/dpa)

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