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Die Höhle der Löwen: Mit Daumenkinos Gebärdensprache lernen

In der Jubiläumsfolge kämpften Laura Mohn und Maria Möller von „Talking Hands“ um ein Investment von 100.000 Euro. Was dann passierte, überraschte nicht nur die Zuschauer. Von ROLLINGPLANET-Redakteur Fabian Fuchs

Die Gründerinnen stellen ihre Daumenkinos den Löwen vor: Laura Mohn (M.) mit ihrer Schwester Jami (l.) und Maria Möller.
Die Gründerinnen stellen ihre Daumenkinos den Löwen vor: Laura Mohn (M.) mit ihrer Schwester Jami (l.) und Maria Möller. (Foto: VOX)

Nicht als Businessprojekt, sondern als Herzensangelegenheiten starteten Laura Mohn (26) und Maria Möller (27) „Talking Hands“. Am Montag Abend waren die beiden Gründerinnen bei der 100. Folge der VOX-Sendung „Die Höhle der Löwen“ zu Gast und ihr Produkt hatte es in sich: Mit Daumenkinos sollen Kinder spielerisch die Gebärdensprache lernen und so inklusive Kommunikation möglich machen. Mit ihrer Idee gewannen sie dieses Jahr bereits den Gründerpreis der Stadt Frankfurt. Den Löwen boten Mohn und Möller 15 Prozent der Firmenanteilen für eine Investitionssumme von 100.000 Euro. Zuletzt versuchte dort auch das Trio von Scewo, die Investoren von ihrem treppensteigenden Rollstuhl zu überzeugen.

Die Idee, Kindern mit bunten Bildern die Gebärdensprache beizubringen, entstand im Rahmen der Abschlussarbeit von Mohns Kommunikationsdesign-Studium auch mit einem persönlichen Bezug: Ihre Schwester Jami hat das Down-Syndrom. „Ich habe es durch meine Schwester erlebt, wie schwer es war, Gefühle oder Bedürfnisse nicht mitteilen zu können“, sagt die 26-Jährige. Die 100 entstandenen Daumenkinos spendete sie an eine integrative Kita in Frankfurt am Main. Für ihr Projekt habe sie viel positives Feedback erhalten und es war klar, dass sie die Sache weiter verfolgen müsse. Mit ihrer besten Freundin Maria gründete sie deshalb vor rund einem Jahr „Talking Hands“. Das Startkapital in Höhe von 35.000 Euro finanzierten die beiden aus ihren Ersparnissen.

Kam der Deal zustande?

Die beiden Gründerinnen haben ein ambitioniertes Ziel – sie wünschen sich, dass jede Kita und Grundschule mit „Talking Hands“ arbeitet. Dafür brauchen Mohn und Möller Unterstützung im Vertrieb und Marketing. „Wir haben alle das Privileg, hören und sprechen zu können“, sagt Mohn. Doch zehn Prozent der Kinder hätten einen verzögerten Spracherwerb, sei es, da diese gehörlos oder schwerhörig sind oder weil sie das Down-Syndrom haben. Seit viereinhalb Monaten sind die Flipbooks nun auf dem Markt, etwa 100 Kindergärten wurden beliefert, rund 16.000 Daumenkinos verkauft. Der Umsatz bis heute: 35.000 Euro.

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Die Löwen waren sofort begeistert von der Idee und übten vor laufender Kamera Gebärden. Doch kann „Talking Hands“ den Deal perfekt machen? Georg Kofler zeigte sich vom Konzept beeindruckt:

„Das ist keine verkrampfte Inklusion, sondern spielerisch leicht für alle.“

Investor Niko Rosberg stieg allerdings bereits relativ früh aus, da er kein Netzwerk im Bildungsbereich hat, und wünschte den beiden Frankfurterinnen viel Erfolg. Dagmar Wöhrl fand lobende Worte, schloss ein Investment aus, hatte jedoch für die Gründerinnen ein Angebot, das ihnen ein Lächeln ins Gesicht zauberte: Mit der Emanuel-Wöhrl-Stiftung, die sich für benachteiligte Kinder einsetzt, kaufte sie Daumenkinos im Wert von 10.000 Euro.

Mit dem, was danach geschah, rechneten die Gründerinnen wahrscheinlich nicht – denn das, was folgte, gab es in dieser Form noch nie bei „Die Höhle der Löwen“. Kofler sah das Projekt nicht als „klassischen Investment-Case“, aber attestierte, dass dieses Engagement „unbedingt förderungswürdig“ sei. Er und Carsten Maschmeyer spendeten jeweils 10.000 Euro an „Talking Hands“. Lob und noch einmal weitere 10.000 Euro ohne Anteile gab es von Judith Williams:

„Ihr seid ein ganz besonderes Start-up. Ich sitze hier seit zehn Staffeln und ich habe extrem viel gesehen, wahnsinnig berührendes, aber dieses Thema ist noch nie gekommen. Business hat so viele Farben und ihr seid eine ganz besonders bunte, liebevolle, bereichernde Farbe.“

Die beiden Gründerinnen haben zwar keinen Deal klar gemacht, waren aber dennoch überglücklich über die insgesamt 40.000 Euro. Was folgt? Mohn und Möller haben große Pläne: Das nächste Produkt soll eine Lern-App für Gebärdensprache sein, die sich derzeit noch in Entwicklung befindet.

Hier finden Sie weitere Informationen zu „Talking Hands“: https://talkinghandsflipbooks.com/

(RP)

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