Ihr Auftritt war smart und sympathisch. „Wir haben den wohl größten Kapitalbedarf, der je in der Höhle der Löwen gefordert wurde.“ Mit diesem Satz stiegen die Gründer des treppensteigenden Elektrorollstuhls selbstbewusst in ihre Präsentation bei der gestern abend ausgestrahlten VOX-Sendung ein. „Wir benötigen fünf Millionen Euro. Wir schätzen unser Unternehmen auf 50 Millionen Euro.“ Den Löwen stehen die Münder offen. So ein Betrag wurde noch nie gefordert. Doch als die drei jungen Schweizer ihr Start-up Scewo und ihr Produkt vorstellen, überschlagen sich die möglichen Geldgeber mit Komplimenten: „Faszinierend.“ „Wow.“ „Unglaublich beeindruckend.“
Der Grund: Der Elektrorollstuhl BRO ist der einzige der Welt, der nicht nur selbstständig und ohne fremde Hilfe Treppensteigen kann, sondern noch weitere Innovationen vereint. Rollstuhlfahrer können ihn mit dieser Mechanik auch noch oben fahren lassen, um an das obere Regal im Supermarkt zu gelangen oder anderen auf Augenhöhe zu begegnen. Es sei im Rollstuhl „extrem viel Technik eingebaut“, sagen die Gründer, die alles selbst entwickelt und patentiert haben. Thomas Gemperle (34), Pascal Buholzer (29) und Bernhard Winter (27) sind sich sicher: „Wir bauen den Tesla unter den Rollstühlen.“
Letzte Gründer-Hoffnung Maschmeyer
Vielleicht der entscheidende Denkfehler laut Carsten Maschmeyer. Der „Löwe“ wird später kommentieren: „Ihr baut nicht den Tesla unter den Rollstühlen, sondern den Rolls-Royce unter den Rollstühlen.“ Der potentielle Geldgeber zweifelt daran, dass es dafür genügend betuchte Käufer gibt. „Wir haben viele Sachen gesehen, aber so beeindruckt waren wir noch nie“, sagt Georg Kofler. Dennoch. Der Rollstuhl kostet 36.000 Euro. Die Löwen denken, dass das für viele behinderte Menschen zu teuer ist. Obwohl die Kosten des Rollstuhls bereits jetzt – laut den Gründern – manchmal komplett von der Krankenkasse übernommen würden. Sie hätten außerdem schon mehrere Tausend Anfragen erhalten.
Den Löwen ist der Deal dennoch zu heiß. Carsten Maschmeyer überlegt lange – außerdem verläßt er die Runde, um sich mit seinem wichtigsten Manager in München telefonisch zu beratschlagen. Ein Novum in der TV-Geschichte der „Höhle der Löwen“. Es kommt zur echten oder inszenierten Entrüstung der anderen Investoren, die Maschmeyer auffordern, „endlich“ wieder auf seinen Platz zu gehen und eine Entscheidung zu treffen. Am Ende ist auch Maschmeyer raus. Nico Rosberg, der von dem Rollstuhl fasziniert ist, dem aber das Investment zu hoch ist, ist überzeugt: „Die schaffen das.“ Auch, weil „die Jungs“ in Zukunft mit ihrer Firma und weiteren Geräten die Mobilität nicht nur für Menschen mit Behinderung verändern wollen.
Ausführlicher Bericht zum Rollstuhl: Mit dem Scewo BRO will ein Schweizer Start-up den Markt revolutionieren.
(RP)

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