Das Gründer-Trio Thomas Gemperle (34), Pascal Buholzer (29) und Bernhard Winter (27) präsentiert den Löwen das Produkt Scewo BRO, einen treppensteigenden Elektrorollstuhl. Dafür fordern sie die höchste Investitionssumme in der Geschichte von „Die Höhle der Löwen“: fünf Millionen Euro für zehn Prozent der Firmenanteile. Das entspricht einer Unternehmensbewertung von 50 Millionen Euro.
Wie alles begann
Die Geschichte von Scewo startete 2014 in Zürich, wo sich angehende Maschinenbau-Ingenieure der Züricher ETH und Designer der Hochschule der Künste innerhalb einer interdisziplinären Projektarbeit zusammenfanden. Innerhalb von einem Jahre sollte nach Plan der Hochschulen der Prototyp eines innovativen Geräts entstehen. Geblieben sind vom ursprünglichen Projektteam nur das Trio, das nach Teilnahme bei der Züricher Cybathlon-Challenge im Jahr 2016 rund eine Million Schweizer Franken als Startkapital einsammelte. Einige Jahre später ist der Erfolg in greifbarer Nähe:
„Wir haben den wohl coolsten Elektrorollstuhl der Welt entwickelt. Scewo BRO ermöglicht es Rollstuhlfahrern, im Alltag eine riesige Freiheit zu erlangen. Denn er überwindet Grenzen und Hürden, an denen viele andere Rollstühle scheitern“,
stellt Thomas Gemperle den Löwen ihre Entwicklung vor. Die größte technische Innovation ist die Treppensteig-Funktion. „Mit dem Scewo BRO haben wir den ersten alltagstauglichen Rollstuhl geschaffen, der selbständig Treppen hoch- und runtersteigen kann“, erklärt Bernhard Winter. Die einzelnen Stufen können dabei bis zu 20 Zentimeter hoch sein – mit 30 Stufen pro Minute geht das alles auch noch ziemlich flott.

So funktioniert es: Die Gründer zeigen die den Treppen-Modus des Scewo BRO. (Foto: VOX)
Der Scewo BRO hat die Rollstuhlklasse B und wiegt inklusive Akku 162 Kilogramm. Das Gewicht der Nutzer ist auf 120 Kilogramm beschränkt, mit dem verwendeten Lithium-Ionen-Akku ist eine Reichweite von bis zu 35 Kilometern möglich. Der Hersteller gibt bei diesem über 1.000 mögliche Ladezyklen, die jeweils etwa sechs Stunden dauern, an.
Das Angebot kommt bei den potenziellen Kunden den Angaben zufolge gut an: Die Wartezeit beträgt aktuell sechs Monate – bei einem Kaufpreis von rund 33.000 Euro, je nach Ausstattung. Auf den Markt gibt es derzeit noch den vergleichbaren B-Free Ranger von Help-24 für etwa 26.000 Euro, der keine derart flexible Sitzhöhenanpassung bietet. Des weiteren gibt es noch diverse Treppensteighilfen (beispielsweise von scalamobil), die allerdings von einer weiteren Person bedient werden müssen und ab 5.000 Euro zu haben sind.
Der Stuhl soll mit einem weiteren Feature trumpfen
Der Rollstuhl gibt den Benutzern die Freiheit, über jedes Gelände zu fahren. Die großen Räder bewältigen mühelos Pflastersteine und Waldwege und das auch ohne Rumpfstabilität. Das Bild der Rückfahrkamera wird automatisch auf der App angezeigt, denn Rollstuhlfahrer können sich oft aufgrund ihrer körperlichen Einschränkung nicht drehen und rückwärts schauen. Ein Wenden ist auf der Stelle möglich.
„Auf der Treppe selbst ist das Gerät sehr stabil und der Sitz positioniert sich immer waagerecht,“ so das Start-up. Über das iPhone oder die Steuerkonsole und den Joystick kann der Rollstuhl gesteuert werden. Insgesamt stehen fünf verschiedene Modi zur Auswahl, neben dem Treppen- und dem Fahrmodus auch ein Höhenverstellmodus, der es den Rollstuhlfahrenden ermöglicht, auf Augenhöhe zu sprechen. Und auch ein weiteres Feature wurde realisiert:
„Schon beim alltäglichen Einkauf ist es schwer, an die Produkte im oberen Regalbereich zu kommen. Jedes Mal benötigen sie dabei Hilfe von anderen Leuten. Diese Hilfe bekommen sie jetzt von Scewo BRO“,
so Pascal Buholzer. „Denn mit denselben Motoren, die wir bereits für das Treppensteigen benutzen, können wir den Sitz auf bis zu 87 Zentimeter Höhe hochfahren.“ Auch eine Senkung auf 44 Zentimeter für das Sitzen an niedrigeren Tischen macht der BRO möglich.

Sie sollen überzeugt werden (v.l.n.r.): Die Investoren Carsten Maschmeyer, Georg Kofler, Nico Rosberg, Dagmar Wöhrl und Ralf Dümmel (Foto: VOX)
Die Mobilitätshilfe kann gut transportiert werden: Im zusammengeklappten Zustand betragen die Abmessungen 1.195 x 688 x 735 Millimeter – durch die Abnahmemöglichkeit der Rückenlehne sind sogar noch geringere Platzanforderungen möglich. Dank der Flugzeugzulassung UN 38.8 kann er auch zu weiteren entfernten Zielen mitgenommen werden.
Mit ihrer Erfindung möchten die Gründer neue Standards in der Rollstuhlindustrie setzen:
„Wir sagen immer, wir bauen den Tesla unter den Rollstühlen!“, ist Bernhard Winter überzeugt. „Bei Tesla können Sie (als Investor) nicht mehr einsteigen. Bei uns schon!“
Ob die Löwen bei dem Angebot von fünf Millionen Euro für zehn Prozent der Firmenanteile einschlagen, erfahren Sie am Montag, 11. Oktober 2021, um 20.15 Uhr auf VOX und hier auf ROLLINGPLANET.
(RP/PM)

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