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Deutscher Gehörlosen-Bund mit Notruf-App „nora“ nicht zufrieden

Trotz einiger Vorteile gegenüber Tess fehlt dem Verband eine wichtige Funktion.

Mann hält ein Smartphone mit der Nora-App.
(Foto: RP/Shutterstock)

Die Testphase der Notruf-App des Bundes „nora“ hat im April 2021 begonnen. Nachdem die Frist zur Bereitstellung der Notruf-App „nora“ mehrmals verschoben wurde, soll sie nun ab Ende Juli 2021 zur Verfügung stehen und im Echtbetrieb genutzt werden können.

Für den Deutschen Gehörlosen-Bund mit seinem Fachteam „Notruf“ sind die Zwischenergebnisse der Entwicklung der Notruf-App des Bundes „nora“ nicht zufriedenstellend. Nach Angaben des Vereins seien zwar viele Anforderungen erfüllt worden, doch fehle die Möglichkeit zur Nutzung von Videotelefonie in Gebärdensprache. Diese wünschen sich laut einer DGB-Mitgliederbefragung die Mehrheit der Gehörlosen.

Mit der Integration seien die Anforderungen an einen gleichwertigen Zugang zum Notruf im Rahmen der Umsetzung des European Electronic Communications Code und des European Accessibility Act erfüllt und die Bedürfnisse von Gehörlosen und anderen Menschen mit Hörbehinderungen im Notruf-App-System berücksichtigt, so der Gehörlosen-Bund.

„Insbesondere im Bereich des Notrufs, der auch für gehörlose und hörbehinderte Menschen in Ausnahmesituationen eine wichtige Funktion erfüllt, kann es nicht sein, dass manche gehörlose und hörbehinderte Personen auf schriftliche Formate (Textchat) in deutscher Sprache verwiesen werden. Denn gerade in Ausnahmesituationen greifen gehörlose Personen eher auf ihre Erstsprache bzw. Muttersprache zurück. Diese ist die Deutsche Gebärdensprache.“

Aktuelle Situation

In Deutschland haben Gehörlose seit einigen Jahren die Möglichkeit, Notrufe in Gebärdensprache abzusetzen. Seit 2009 bietet Tess die Echtzeit-Verdolmetschung für die Telefongespräche zwischen hörbehinderten und hörenden Menschen an. Dabei wird simultan von Deutscher Gebärden- oder Schriftsprache in die deutsche Lautsprache und umgekehrt gedolmetscht.

Diese Dienstleistung erbringt Tess im Auftrag der Bundesnetzagentur und verschiedenen Telekommunikationsunternehmen. Auf freiwilliger Basis stellt das Unternehmen bundesweit zusätzlich Notrufverbindungen zu der jeweils örtlich zuständigen Notrufleitstelle kostenlos bereit. Bei Tess fehlen allerdings die Ortung (GPS-Funktion) und die Gesundheitsdaten.

(RP/PM)

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