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Der Wahlkampf zur Bundestagswahl 2021 war aus meiner Sicht wieder einmal nicht fair. Gerade in den sozialen Medien tobte der Hass, und Fake News wurden geteilt, dass sich die Balken gebogen haben. Vor allem wir Grünen waren davon betroffen und das ist schon länger nicht mehr schön. Weil es auch zum Teil richtig persönlich wird. Das merken wir sogar schon bei uns im Dorf. Der Umgangston unter den Parteien ist auch hier in Alveslohe rauer geworden.
Nicht nur Fehler sehen
Die SPD war auch davon betroffen, wie eine Studie vor der Bundestagswahl zeigte. Laut dieser Untersuchung war die CDU/CSU davon noch am wenigsten betroffen. Aber warum wohl? Ganz einfach. Sie will am wenigsten ändern und weiter so machen. Und die SPD und wir wollen vor allem einen schnelleren Klimaschutz. Das bietet genug Angriffsfläche.
Und als noch unsere Kanzlerkandidatin Annalena Bearbock ihre „Fehler“ machte, war das Ding eigentlich schon gelaufen. Viele Journalisten und Wähler sahen nur noch die „Fehler“. Somit war das Vertrauen in sie und uns auch weg. Der Rest war egal, genauer gesagt unsere Politik. Klar hätte sie die „Fehler“ nicht machen dürfen, aber man sollte so fair sein und so etwas auch mal verzeihen. Jeder von uns macht doch Fehler. Was ist daran so schlimm? Das ist doch menschlich oder nicht?
Unabhängig davon ging es doch vor der Wahl darum, ob wir eine „Weiter so“-Politik von der CDU/CSU, FDP und SPD oder einen echten Politikwandel haben wollten. Wenigstens die SPD zog mit uns noch halbwegs mit.
Klimawandel ist pure Realität
Die Bundestagswahl ist jetzt durch, und wir haben ein komisches Wahlergebnis. Die SPD hat zwar gewonnen, aber liegt knapp vor der CDU/CSU. Und wir Grünen kamen leider „nur“ auf 14,8%. Da habe ich mir mehr erhofft, auch wenn es ein gutes Ergebnis ist. Auch mein grüner Ortsverband Alveslohe hat sich mehr gewünscht. Aber uns war auch klar, dass Annalena Baerbock keine Chance auf eine Kanzlerschaft hat. Jedoch haben wir immerhin auf 17 bis 20% gehofft.
Aber viele ältere Menschen denken offenbar immer noch: „Wen interessiert die Zukunft, ich sterbe bald sowieso, ich möchte bis dahin keine Änderung im Leben“, und sie wählten die CDU/CSU. Und damit eine „Weiter so“-Politik. So wird es aber nie etwas mit einem Klimaschutz, und die Kinder und erst Recht Enkel bekommen große Probleme. Wollen wir das? Anscheinend ja! Außerdem haben die jungen Erstwähler vorzugsweise FDP gewählt – wo ist da das Engagement fürs Klima? Offenbar sind die bewundernswerten Fridays for Future-Aktivisten leider überhaupt nicht repräsentativ für die junge Generation.
Der Klimawandel ist jedoch längst da. Nein, das ist nicht nur bei Demos von Fridays for Future zu hören, das sagen auch alle Experten, Klimaforscher, Wissenschaftler. Sie verbreiten auch keine Fake News, wie einige behaupten. Die pure Realität ist das, sonst nichts!
Persönlicher Favorit: Die Ampel-Koalition
Doch zurück zur Wahl. Jetzt hoffe ich auf eine Ampel-Koalition. Das wäre doch eine halbwegs vernünftige Koalition. Aber hier müsste auch ganz klar der Klimaschutz an erster Stelle stehen und kein Wischiwaschi-Kompromiss. Und ich bin deshalb auch gegen eine Jamaika-Koalition, weil die CDU/CSU so weiter wie bisher machen will. Und ob es uns Grünen in der Koalition mit der CDU/CSU und FDP gelingt, den Druck für eine schnellere Klimaschutzpolitik zu erhöhen, bezweifle ich. In der Ampel-Koalition ist es möglicherweise leichter. Deshalb wäre mir eine Ampel-Koalition lieber. Meine Wunsch-Koalition mit der SPD und den Grünen hat ja leider keine Mehrheit im Bundestag.
Aber dass die CDU/CSU nach der Niederlage immer noch meint, den Kanzler stellen zu müssen, schießt den Vogel echt ab. Die SPD hat gewonnen, PUNKT. Egal wie knapp. Gewonnen ist gewonnen. Das ist im Sport auch so, liebe CDU/CSU!
Lorenz(o) Mayer (45) kommt aus Alveslohe in Schleswig-Holstein, ist teilweise spastisch gelähmt und kann nicht sprechen. Auf seinem Blog Lorenzos Welt schreibt er über die allgemeinen Dinge der Welt und setzt sich für Inklusion und Barrierefreiheit ein.
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