Ist es möglich, dass ein Mensch durch psychischen Druck so manipuliert wird, dass er einen Mord begeht? Die Antwort lautet: ja. Voraussetzung dafür ist, dass dieser Mensch entsprechend labil ist und anfällig für Verschwörungstheorien.
Der Kriminalfall „Der Katzenkönig“ aus den Achtzigerjahren bestätigt das und geht auf eine besonders skurrile Geschichte zurück. Sie gilt sogar als eine der abstrusesten Kriminalgeschichten Nachkriegsdeutschlands. Im Grunde handelt es sich um eine Tragödie auf allen Ebenen. Der Gruselfaktor ist erst einmal hoch, ruft man sich die Fakten in Erinnerung.
Abends in einer Kneipe im Sauerland: Der Polizeibeamte Michael R. sitzt müde an der Bar bei seinem Feierabendbier. Er ahnt nicht, dass das freundliche Pärchen Barbara H. und Peter P. neben ihm, das ihn in ein Gespräch verwickelt, nichts Gutes im Sinne hat. Das Paar gewinnt schnell das Vertrauen von R. durch seine wohl gesetzten Worte und verleiht R. bald das Gefühl von Stärke. Mit diesem harmlosen Gespräch beginnt die Beziehung zwischen den drei Personen und gleichzeitig nimmt ein großes Unglück seinen Lauf. Denn der offenbar leicht beeinflussbare Polizist R. gerät schon bald in den unheilvollen Sog der Psychoclique um Barbara H. und Peter P., die in einem wahnhaften Beziehungsgeflecht zusammenleben, das von Mystizismus, Aberglaube und Neurosen geprägt ist.
Das Märchen vom „Katzenkönig“
Doch R. fühlt sich gebraucht und irgendwann auch hingezogen zu Barbara H., die ihn mehr und mehr für ihre Zwecke missbrauchen wird. Zunächst wird der Polizist noch durch schauspielerische Tricks und das Vorspiegeln hellseherischer Fähigkeiten gefügig gemacht. Später wird er durch mystische Kulthandlungen überzeugt, dass es einen „Katzenkönig“ gibt, der seit vielen Jahrhunderten das Böse in der Welt verkörpere und die Welt bedrohe.
Derlei Verschwörungstheorien gibt es schon seit Menschengedenken. Die Liste ist so lang wie haarsträubend: Im 15. Jahrhundert glaubte man, die Hexen seien schuld an Naturkatastrophen und Krankheiten. Die Mozart-Verschwörung legt nahe, der Komponist sei von Freimaurern ermordet worden. Die Mondlandungen zwischen 1969 und 1972 durch die NASA hätten angeblich nie stattgefunden und seien nur vorgetäuscht worden. Und auch um die Terroranschläge vom 11. September 2001 in New York ranken sich bis heute Mythen.
Aktuell wurden durch Corona wieder viele Verschwörungstheorien nach oben gespült. Denn auch heute gibt es wieder laute Stimmen, die hinter der Covid-19-Pandemie Machenschaften geheimer Mächte vermuten, die eine neue Weltordnung errichten wollen. Auch von Biowaffen ist in diesem Zusammenhang oft die Rede. Verschwörungstheorien gab es immer und wird es also immer geben. (Wie man diese erkennt und entlarvt: siehe Infokasten ganz unten.)
Zurück zum „Katzenkönig“: Michael R., mittlerweile völlig hörig und dem Psychopärchen ausgeliefert, hält sich irgendwann für auserkoren, gemeinsam mit Barbara H. und Peter P. gegen die böse Macht, gegen den sogenannten „Katzenkönig“ zu kämpfen.
Dieser geheime Herrscher verlange ein ganz bestimmtes Menschenopfer in Gestalt der Person Annemarie N., lässt sich Michael R. überzeugen. Vom gesunden Menschenverstand scheinbar verlassen, bemerkt er nicht, welches Spiel mit ihm getrieben wird, und dass er vor allem von Barbara H. benutzt wird, um einen Mord zu begehen.
Denn das ausgesuchte Mordopfer N. ist ausgerechnet die neue Frau des früheren Partners von Barbara H. Neben Spukfantasien und Wahnsinn stellt sich damit ein ganz triviales Motiv heraus: H. ist stark von Eifersucht, Besitz- und Machtstreben getrieben.
Der gefügig gemachte, unbescholtene Michael R. soll die Tat begehen. Erfülle er seine Aufgabe nicht innerhalb einer kurzen Frist, verliere er die Zuneigung von Barbara H., und viele Menschen würden vom „Katzenkönig“ vernichtet. Die Rolle von Peter P. ist in der ganzen Angelegenheit unklar. Dennoch lässt sich sein Verhalten dahingehend bewerten, dass er Barbara H. mehr oder weniger stillschweigend in ihrem manipulativen Tun unterstützt, vor allem um Michael R. wieder loszuwerden, der zu einem lästigen Nebenbuhler geworden ist.
Schließlich besorgt P. die Tatwaffe – ein Fahrtenmesser.
Machtlos gegen einen „göttlichen Auftrag“
Von dieser haarsträubenden Geschichte schockiert und unter Druck gesetzt, versuchte der brave R. dennoch Auswege und Erklärungen zu finden, warum er die Tat, nämlich einen kaltblütigen Mord, nicht begehen könne. Doch mit Drohungen und dem Hinweis darauf, dass es geradezu ein „göttlicher Auftrag“ sei, die Menschheit zu retten, gelingt es dem Pärchen, weiterhin den Polizisten einzuschüchtern und ihn auf die Ermordung von Annemarie N. einzuschwören. Schließlich wiege ein Menschenopfer die vielen geretteten Menschenleben auf, so die verrückte These des Pärchens, der sich Michael R. schließlich ergibt.
Obwohl ihn schreckliche Gewissensbisse und Ängste plagen, weil er einen Menschen töten soll, erfüllt er den Auftrag. Am 30. Juli 1986 geht er in den Blumenladen, in dem Annemarie N. arbeitet, sticht mehrmals hinterrücks auf die wehrlose Frau ein und flüchtet. Michael R. hat die Gräueltat erfüllt. Nun muss der „Katzenkönig“ doch versöhnt sein, glaubt er.
Doch Annemarie N. überlebt. Was passiert nun? Das ganze Lügengebäude, die gesamte Verschwörungstheorie bricht zusammen. Denn obwohl der Mord nicht geglückt ist, erscheint kein grollender „Katzenkönig“ auf der Bildfläche, der die Menschheit ausrottet. Die große Katastrophe, an die Michael R. so geglaubt hat und die er verhindern wollte, bleibt aus. Der perfekt durch Barbara H. und Peter P. geplante Mord droht aufzufliegen. Wäre das Opfer gestorben und der „Katzenkönig“ nicht versöhnt, hätte der Täter – wohl vor allem im ureigenen Interesse – geschwiegen. Doch da Annemarie N. gerettet wird und der „Katzenkönig“ dennoch nicht aufkreuzt, bricht Michael R. schließlich sein Schweigen und zugleich aus dem Kreis der zu seiner Heimat gewordenen Psychoclique aus. Später wird das Gericht – so ist es in den Akten zu lesen – die Schuldfähigkeit Michael R.s wegen „wahnbedingter Realitätsblindheit“ mindern.
Noch heute ein Fall für angehende Juristen
All die bizarren Fakten, die zu diesem versuchten Mord führten, haben die Gerichte lange beschäftigt. Heute ist der „Katzenkönig“ ein beliebter und viel diskutierter Fall für angehende Juristen und ein Klassiker des Strafrechts. Denn die zentrale Frage, der sich alle am Prozess Beteiligten stellen mussten: Wer büßt wie lange für den Mordversuch, und können Menschen, die derart verwirrte Weltbilder proklamieren und an krude Verschwörungstheorien glauben, überhaupt haftbar gemacht werden? Und wer ist am Ende der wahre Täter des Verbrechens? Der gefügig gemachte Michael R. oder die beiden Strippenzieher im Hintergrund?
Nach langwierigen Verhandlungen am Landgericht Bochum, einem Revisionsverfahren durch den Bundesgerichtshof in Karlsruhe und einer Neuaufnahme der Verhandlung fällt das Urteil schließlich so aus: Die Angeklagte Barbara H. erhält statt des ursprünglich verhängten „Lebenslänglich“ eine Haftstrafe von 14 Jahren, Peter P. elf Jahre. Michael R. wird zu acht Jahren verurteilt und in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht.
Sachverständige schließen bei R. Schwachsinn und eine krankhafte seelische Störung aus. Er habe jedoch eine „hoch abnorme“ Persönlichkeit. Dies und die erfolgreiche Überzeugungsarbeit der Angeklagten H. und P. habe R. zur Tatzeit in eine Wahngewissheit geführt, die als schwere seelische Abartigkeit zu kennzeichnen sei, heißt es in der Urteilsbegründung.
Was zur Minderung der Schuldfähigkeit beiträgt, ist auf diesen Paragrafen im Strafgesetzbuch zurückzuführen: „Ohne Schuld handelt, wer bei Begehung der Tat wegen einer anderen seelischen Abartigkeit unfähig ist, das Unrecht der Tat einzusehen oder nach dieser Einsicht zu handeln.“ Die ursprünglichen Strafzumessungen wurden nach dem Revisionsverfahren auch deshalb aufgehoben, da bei allen drei Beteiligten der Tat von einer „hohen Abnormität“ auszugehen sei, wie die Schwurgerichtskammer des Landgerichts Bochums damals bekanntgab.
Wie konnte das alles nur passieren? Eine häufig gestellte Frage, wenn es um schwere Verbrechen wie dieses geht.
Einer, der sich damit auskennt, ist der erfolgreiche Münchner Kriminalschriftsteller Friedrich Ani. Er hat zahlreiche Romane veröffentlicht, in denen „das Böse“ im Mittelpunkt steht.
Wie geht es ihm dabei, wenn er von der Geschichte des „Katzenkönig“-Falls hört? Ani sagt: Was das menschliche Tun betrifft, schließe er grundsätzlich keine Untat aus. Schließlich hätten die Nationalsozialisten und andere Unrechtsregime eines gelehrt, dass das Böse nicht abstrakt ist, sondern Teil der menschlichen Natur. Dennoch lässt sich das „Böse“ nicht so leicht begreifen. Es sei auch nicht definierbar, so der Krimiautor, wohingegen beim sogenannten „Abnormen“ Kategorisierungen möglich sind.

Krimiautor Friedrich Ani glaubt: „Das Böse ist Teil der menschlichen Natur“ (Foto: Heike Steinweg)
Insgesamt müsse man Taten und Untaten nicht immer verstehen. Letztlich sei der Richter dazu angehalten, ein Strafmaß festzulegen, das juristisch haltbar sei und den Täter auf der Grundlage von Gesetzen seiner Strafe zuführe.
Ani sieht die Gefahr, Pauschalurteile zu fällen und Täter zu schnell zu beurteilen, ohne mit ihnen gesprochen, sie gesehen oder sich intensiv mit ihrer Geschichte auseinandergesetzt zu haben. Obwohl Friedrich Ani als Schriftsteller über die Fähigkeit verfügt, sich in die Psychologie von Tätern einzufühlen, würde er eine Geschichte wie die über den „Katzenkönig“ aus der Sicht des Opfers und seiner Mitwelt erzählen.
Die Faszination am Bösen floriert
Warum ist die Lust an Geschichten über Verbrechen so ungebrochen? Das Interesse an Kriminalromanen, entsprechenden TV-Formaten und die Faszination am „Bösen“ floriert mehr denn je. Dabei geht es oftmals gar nicht um die Verbrechen selbst, sondern darum, ob sie gut erzählt sind. Ani, der auch einige Drehbücher für den München-„Tatort“ geschrieben hat, weiß das und kennt die Gründe:
„Verbrechen in Romanen und Filmen dienen zum Großteil der Unterhaltung. Sie werden genießbar gemacht, um ein großes Publikum anzulocken. Der Voyeurismus wird bedient, Menschen gruseln sich gern aus sicherer Position auf dem Sofa. In dem Moment, in dem die Geschichte eines Opfers in aller Tiefe erzählt wird, schalten die meisten Menschen um oder werfen das Buch in die Ecke. Sie laben sich lieber am Leid abstrakter Figuren oder genießen die scheinbare Coolness eines Kommissars, einer Kommissarin. Die meisten deutschsprachigen Krimis, sei es in Buchform oder im Fernsehen, sind nichts als Polizeibelobigungsgeschichten. Hinterher ist die Welt wieder heil, weil die Polizei so toll ist. Dass sie das in der Realität durchaus öfter nicht ist, interessiert niemanden.“
Der „Katzenkönig“-Fall hat nicht nur viele Juristen beschäftigt, sondern wirft auch in psychologischer Hinsicht Fragen auf. Der Wissenschaftler an der Uni Passau Dr. Robert Luzsa (siehe Kasten unten) sagt, dass man gerade im Zusammenhang mit Verschwörungstheorien erst einmal wertfrei herangehen müsse.
Nicht jede Verschwörung sei falsch oder gleich eine „Verschwörungstheorie“.
Denke man an die echten Verschwörungen in der Geschichte, das Täuschen über Massenvernichtungswaffen, den Watergate-Skandal und natürlich den Holocaust, dürfe man nicht leichtfertig mit dem Begriff der Verschwörung verfahren.
Es gibt, so Dr. Luzsa, echte Verschwörungen, bei denen sich die Akteure im Hintergrund halten und durchaus Böses im Schilde führen. Außer Frage stehe beim „Katzenkönig“-Fall indes, dass es sich hier vielmehr um eine pathologische Wahnstörung handle. Viele Menschen mit wahnhafter Persönlichkeitsstruktur können laut Dr. Luzsa mit ihrer Störung sehr gut und sogar unauffällig leben, solange das Umfeld passe.
Wenn sich allerdings das Lebensumfeld ändert, kann es zu einer radikalen Dekompensation kommen und sich der Wahn in einer entsprechenden Handlung niederschlagen.
Was 2019 in Passau geschah
Dass Menschen wie beim „Katzenkönig“ massive Wahnvorstellungen entwickeln und töten, ist nicht einzigartig. Bundesweite Schlagzeilen machte in jüngerer Zeit der sogenannte „Armbrust“-Fall in Passau aus dem Jahr 2019.
In einer idyllisch gelegenen Pension am Flussufer, umgeben von schönster Natur, fand ein Zimmermädchen an einem Morgen im Mai drei Tote im Hotelzimmer auf. In ihren Körpern steckten Pfeile. Alle drei wurden durch eine Armbrust getötet. Nach Recherchen der Polizei im Umfeld der Verstorbenen ging es dabei um eine Tötung auf Verlangen samt anschließendem Suizid in einer Gruppe, die sich selbst als „Welterneuerer“ oder „Welterschaffer“ bezeichnete.
Laut der Ermittler glaubten die Anhänger dieser Kleinsekte daran, dass sie durch ihren Tod einen Kreislauf von Wiedergeburten unterbrechen und in einer anderen Zeit ein neues System erschaffen können. Der mysteriöse Fall zog noch weitere Kreise, als zwei weitere Leichen in Niedersachsen, die zur gleichen Psychosekte gehörten, aufgefunden wurden. Der 53-jährige Mann, offenbar Guru der Gruppe, starb mit seiner 33-jährigen Partnerin Hand in Hand im Doppelbett. Zuvor hatten sie sich mit K.o.-Tropfen betäubt, bevor sie von der Dritten im Bunde, einer 30-Jährigen, mit der Armbrust erschossen wurden.
Wie der ermittelnde Staatsanwalt bekanntgab, seien die Frauen seelisch labil und der 53-Jährige dominant und manipulativ gewesen.
Man habe sich in einem Sportclub kennengelernt, in dem der selbsternannte Guru nach jungen, leicht beeinflussbaren Frauen suchte. Alles fing sicher mit einer harmlosen Unterhaltung an. Der gemeinsam gepflegte Irrglaube als „Welterschaffer“ reichte dann aus, um zum Töten bereit zu sein.

Dr. Robert Luzsa (Foto: Privat)
1. DAS SYSTEM REAGIERT ÜBER
„Unser Gehirn ist darauf getrimmt, immer zu verstehen, warum etwas passiert. Wir haben also die kognitiven Fähigkeiten, Kausalitäten zu erkennen. Bei einer Verschwörungstheorie reagiert dieses System über. Man versucht Muster in etwas zu erkennen, zum Beispiel in politischen Ereignissen, wo vielleicht gar kein Muster da ist, oder man versucht Ursachen, Machenschaften von bösen Mächten zu erkennen, wo vielleicht Zufall herrscht, wo es also keinen Willen dahinter gibt. Menschen sind darauf getrimmt, Ursachen oder Agenten zu erkennen. Es gibt den Ausdruck: Big consequences, big causes. Das bedeutet, wenn Menschen mit großen Ereignissen konfrontiert sind, fällt es schwer zu glauben, dass ein Zufall dahintersteckt. Zum Beispiel wurde bei Corona und den massiven Auswirkungen vermutet, dass hier ein großer Grund dahinter stehen muss. Es wird also behauptet, jemand hat das geplant, Menschen haben das geplant, sehr viele ganz einflussreiche Leute, die eine neue Weltordnung etablieren wollen. Im Prinzip liegt einer Verschwörungstheorie ein ganz normales, menschliches Verarbeitungsmuster zugrunde. Nur kann es eben passieren, dass dieses System überreagiert.“
2. ES GIBT AKTEURE UND EINE BÖSE ABSICHT
„Bei einer Verschwörungstheorie wird angenommen, dass es bewusste Akteure gibt. Da ja davon ausgegangen wird, dass etwas durch einen Willen im Hintergrund entstanden ist, die Ereignisreihe also nicht durch die Natur zustande gekommen ist, gibt es bei Verschwörungstheorien einen bewussten Entscheider.
Und zwar muss das kein Einzelner sein, sondern es können sich auch mehrere Menschen verschworen haben. Diese Akteure wollen im Hintergrund, also im Verborgenen, bleiben. Zentral dabei ist eine böse Absicht, also dass die vermeintlichen Verschwörer Böses im Sinn haben.“
3. WIDERSPRÜCHE SIND ERKENNBAR
„Wenn man die Aussagen der Verschwörungstheorie den Fakten gegenüberstellt, lässt sich erkennen, welche Widersprüche es gibt. Es gilt also zu beurteilen, wie realistisch die Annahmen sind.
Es gibt eine Empfehlung, wie man mit Verschwörungstheoretikern diskutieren kann, um sie zu entlarven. Man sollte sie nicht mit der Absurdität der Theorie konfrontieren, sondern nachfragen. Warum passiert denn das? Warum haben die sich verschworen, was sind die Motive? Wenn man so vorgeht, kommt man zu dem Ergebnis, dass es zum Beispiel bei Corona sehr unpraktikabel wäre, eine große Pandemie zu inszenieren – wenn man davon ausgeht, dass sich viele Menschen der Welt verschworen haben, um eine harmlose Grippe aufzubauschen, um im Hintergrund eine Weltordnung einzuführen. Warum all dieser Aufwand, wenn es diese böse Organisation im Hintergrund schon gibt, die überall ihre Vertreter hat, in allen Regierungen, im Gesundheitswesen, in den Forschungseinrichtungen und an den Kontrollhebeln sitzt?
Wenn man viel nachfragt, lässt sich leicht erkennen, wie sich Theorien zersetzen und die naheliegenden Erklärungen eben doch oft die richtigen sind.“
4. ABSICHTEN UND MOTIVE SIND VORHANDEN
„Es kann hilfreich sein, sich anzuschauen, was mögliche Motive von Akteuren sein könnten, die eine Verschwörungstheorie postulieren. Ganz häufig geht es ja um wirtschaftliche Interessen, Klickraten, Werbeeinnahmen und Verkäufe. Man darf skeptisch sein, wenn manche Verschwörungstheoretiker gleich das passende Medikament oder Wässerchen anbieten, das die Lösung der Probleme beinhaltet. Welche Absicht steckt also dahinter: Wenn ein Youtuber etwa mit aus dem Kontext gerissenen Fakten argumentiert und eigennützige Absichten hat, um eine höhere Anzahl von Abonnenten zu generieren oder Anhänger für seine Ideologie zu finden, hat man es sicher nicht mit einem neu-tralen Berichterstatter zu tun.“
5. ES GIBT IMMER EINEN SCHULDIGEN
„Verschwörungstheorien basieren auf normalen menschlichen Bedürfnissen. Jeder, der Kontrollverlust erleidet, dem also die Zügel aus der Hand genommen werden, erlebt erst einmal Wut und Zorn. Auch das Gefühl von Unsicherheit und Unklarheit spielt in solchen Zeiten eine große Rolle. In Situationen, in denen die Angst groß ist, ist auch das Bedürfnis groß, erkennbare Ursachen oder einen Schuldigen für das Erlebte auszumachen. Da fallen Verschwörungstheorien oft auf fruchtbaren Boden.“
6. UNWISSENHEIT UND EINFACHE ERKLÄRUNGEN
„Menschen, die wenig über ein Thema wissen, tendieren dazu, ihr Wissen zu einem Thema zu überschätzen. Das passiert gerade in Bereichen, in denen wir nicht gut in der Lage sind, Fakten zu überprüfen, und in denen man nicht sagen kann, wer nun wirklich Experte ist. Neuerdings halten sich ja viele Menschen für Epidemiologen. Fakt ist: Generell lassen sich wissenschaftliche Konzepte für die meisten Menschen schwer überprüfen. Darum verlässt man sich auf periphere Nachrichteninhalte, urteilt also danach, ob jemand sympathisch, charismatisch ist oder eine nette Stimme hat. Auch wird auf einen Titel geachtet. Und bei einem Laien bleibt dann hängen, dass dieser Professor eben ein Experte sein muss. Wir überschätzen unser Wissen. Die Welt wird immer komplizierter, da ist es attraktiv, wenn es einfache Erklärungen von sympathischen Menschen gibt, die eigene Sichtweisen vielleicht auch noch bestätigen.“
(RP)

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