Das war ein rundherum gelungener Samstagabend für den RSV Lahn-Dill im Topspiel gegen Thuringia Bulls. Die Gastgeber feierten einen 71:69 (18:23/42:39/54:54)-Heimsieg über den Rivalen aus dem Osten der Republik. Die Hessen übernahmen damit die Tabellenführung in der Rollstuhlbasketball-Bundesliga (RBBL). Laut Angaben verfolgten exakt 1.046 Zuschauer das Spektakel in der Wetzlarer Rittal Arena.
Bei dem Duell zwischen dem Champions-League-Sieger aus Hessen und dem Deutschen Meister aus Thüringen lagen die Vorteile zunächst bei den Gästen, die durch Aliaksandr Halouski und Neuzugang Jordi Ruiz über 8:4 (4.) und 14:12 (7.) leicht die Nase vorne hatten. Auf Seiten von RSV Lahn-Dill hielt in dieser Phase Nationalspieler Thomas Böhme mit zwölf Punkten und einer Trefferquote von knapp 86 Prozent aus der Mitteldistanz seine Farben im Spiel, ehe die Bulls mit drei Dreiern binnen gut 100 Sekunden den RSV schockten. Halouski und Neuzugang Nummer zwei, US-Boy Dylan Fischbach, waren es, die damit ihr Team auf 23:18 nach dem ersten Viertel in Führung brachten.
Zwei Giganten auf Augenhöhe
Doch der RSV Lahn-Dill ließ sich an diesem Abend selten aus der Ruhe bringen und verlor sein Ziel nie aus den Augen. So folgte den drei Bulls-Dreiern in den zweiten zehn Spielminuten das vielleicht beste Viertel der bisherigen Saison für das Team von Cheftrainerin Janet Zeltinger. In der Defensive hatte sich der RSV nun bestens auf die beiden langen Center Halouski und Vahid Gholomazad eingestellt, nahm diese gut aus dem Spiel, und hatte in der Offensive mit Böhme einen überragenden Akteur auf dem Parkett. Bestens von seinen Mitspielern in Szene gesetzt, schraubte der 30-Jährige sein Punktekonto bis zur Halbzeit bereits auf 24 Zähler. So machten die Hausherren aus einem 27:33 (16.) im Schlussspurt eine 42:39-Pausenführung, die das Publikum in der Rittal Arena mit viel Szenenapplaus bedachte.
Nach dem Seitenwechsel entwickelte sich ein echtes Kopf-an-Kopf-Rennen, das sowohl sportlich als auch dramaturgisch eines echten Spitzenspiels würdig war. Insgesamt wechselte die Führung zehn Mal von der Lahn-Diller Seite zu den Thüringern und wieder zurück. Die Zwischenstände von 46:45 (25.), 48:52 (28.) und 58:54 (32.) verursachten ein Wechselbad der Gefühle. Gegen einen ebenbürtigen Kontrahenten gelang es den Wetzlarern jedoch nicht, den Sack zuzumachen und so blieb die große Chance ungenutzt, bei einem Vier-Punkte-Vorsprung und eigenem Ballbesitz den Vorsprung auszubauen. Im Stil einer Klassemannschaft nutzten die Bulls dies ihrerseits aus und konterten den RSV eiskalt zum 58:60 (35.) aus.
„Dieses Spiel war ein sehr wichtiger Schritt für uns“
In der folgenden Auszeit fand dann die 44-jährige Janet Zeltinger offensichtlich die richtigen Worte, richtete die Köpfe wieder auf, und die Mannschaft dankte es ihr und Co-Trainer Günther Mayer mit einer erfolgreichen Schlussphase, die Topscorer Thomas Böhme mit einem Dreier zum 66:65 (38.) einläutete. Nun war es Paralympicssieger Brian Bell, dem die letzten Minuten gehörten und der im Stil eines Weltklassespielers die Verantwortung übernahm. Mit neun Punkten im letzten Abschnitt, darunter das wichtige 70:67 rund 25 Sekunden vor dem Ende, sicherte er den knappen Erfolg und die damit verbundene Tabellenführung für sein Team.
„Als Team haben wir von Beginn an konzentriert und entschlossen agiert. Dadurch haben wir von Anfang an eine extrem hohe Intensität in die Partie gebracht, die letztlich ausschlaggebend für den Erfolg war. Dieses Spiel war ein sehr wichtiger Schritt für uns und darauf müssen wir nun weiter aufbauen“,
so Zeltinger. Unter dem Strich standen sich am Samstagabend zwei gleichwertige europäische Spitzenteams in der Rittal Arena gegenüber, bei denen die Gäste einen leichten Vorteil im Inside-Spiel hatten, während die Gastgeber ihre starke Defensive in die Waagschale warfen. Einer 34:29-Reboundüberlegenheit der Bulls mit 30:14 Punkten in der Zone stehen eine ausgeglichene Trefferquote und zwölf durch den RSV erzwungene Ballverluste bei den Bulls in der Statistik.
Der neue Tabellenführer der RBBL aus Wetzlar muss seinen Platz an der Sonne bereits am kommenden Samstag bei den Dolphins aus Trier verteidigen, während die Thuringia Bulls zeitgleich die Chance auf eine Rehabilitation im Heimspiel gegen Aufsteiger Köln suchen dürften.
Lahn-Dill: Thomas Böhme (35/1 Dreier), Hiroaki Kozai (12), Brian Bell (11), Reo Fujimoto (6), Quinten Zantinge (4), Simon Brown (2), Dominik Mosler (1), Jannik Blair, Catharina Weiß, Mark Beissert (n.e.).
Thüringen: Aliaksandr Halouski (20/1), André Bienk (8), Dylan Fischbach (8/2), Jordi Ruiz (8), Joakim Linden (6), Karlis Podnieks (6), Jitske Visser (6), Vahid Gholomazad (5), Jens Eike Albrecht (2), Hubert Hager (n.e.), Marie Kier (n.e.).
(RP/aj)

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