„CODA“ hat bei den Gotham Awards für Independent-Filme zwei Auszeichnungen gewonnen. Die Britin Emilia Jones (19) siegte als Nachwuchsdarstellerin, der gehörlose US-Schauspieler Troy Kotsur (53, siehe Interview im nachfolgenden Video) wurde zum besten Nebendarsteller gekürt. Die Preise wurden gestern Nacht in New York in einer Live-Show verliehen.
Das Drama von US-Regisseurin Sian Heder hatte bereits bei seiner Premiere im Januar dieses Jahres beim Sundance Film Festival Begeisterung ausgelöst – dort gewann es den Grand-Jury-Preis, den Zuschauerpreis sowie den Regie-Preis und den Ensemble-Preis.
Alle gehörlosen Figuren werden von gehörlosen Darstellern gespielt. Das sorgt für Authentizität. Troy Kotsur hat mit der ebenfalls gehörlosen Schauspielerin Deanne Bray, die durch ihre Rolle als Sue Thomas in der Fernsehserie „Sue Thomas: F.B.I.“ bekannt wurde, eine gemeinsame, hörende Tochter namens Kyra. Marlee Matlin, die in „CODA“ die Mutter der Hauptdarstellerin spielt, wurde 1986 für „Gottes vergessene Kinder“ als erste gehörlose Schauspielerin mit einem Oscar als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet. „CODA“ läuft seit Herbst beim kostenpflichtigen Streamingdienst Apple TV+.
Die seit 1991 verliehenen Gotham Awards gelten als Auftakt der Trophäensaison, die Ende März mit der Oscar-Verleihung endet. Die Auszeichnungen werden von einer Gruppe von Filmschaffenden und Kritikern bestimmt. Zu früheren Preisträgern, die später auch Oscars holten, zählen Filme wie „Moonlight“, „Spotlight“, „Birdman“ und zuletzt „Nomadland“.
Darum geht es bei „CODA“
Die siebzehnjährige Ruby (Emilia Jones) ist mit einer Stimme gesegnet, die ihre Eltern nicht hören können. Sie ist das einzige hörende Mitglied einer gehörlosen Familie – ein CODA, Child of Deaf Adults.
Ihr Leben dreht sich darum, als Dolmetscherin für ihre Eltern Jackie (Marlee Matlin) und Frank (Troy Kotsur) zu fungieren und jeden Tag vor der Schule mit ihrem Vater und ihrem älteren Bruder Leo (Daniel Durant) auf dem angeschlagenen Fischerboot der Familie zu arbeiten. Doch als Ruby dem Chorclub ihrer Highschool beitritt, entdeckt sie ihr Talent für den Gesang und fühlt sich zu ihrem Duettpartner Miles (Ferdia Walsh-Peelo) hingezogen. Von ihrem enthusiastischen Chorleiter Bernardo (Eugenio Derbez) ermutigt, sich an einer renommierten Musikschule zu bewerben, ist Ruby hin- und hergerissen zwischen den Verpflichtungen gegenüber ihrer Familie und ihren eigenen Träumen.
Nicht nur Lob, sondern auch Kritik
Von professionellen Filmkritikern gab es für „CODA“ nicht nur Lob. So schrieb Oliver Kaever von „Spiegel Online“: „Eine Familie von Gehörlosen – mit einer singenden Tochter: Diese Geschichte will den globalen Massengeschmack treffen. Die Zuschauer sollten aber Taschentücher in Griffnähe bereithalten… Der Film ist wie ein Ikea-Regal, das man nicht einmal selbst aufbauen muss: Trifft den Massengeschmack und sieht auf eine zurückhaltende Weise okay aus, auch wenn im Innenleben nicht die hochwertigsten Materialien verbaut sind.“
(RP)

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