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Gesellschaft & Politik

Appell an die Politik: Personalmangel gefährdet Angebote in der Eingliederungshilfe 

Die Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie sieht die Dienste der Behindertenhilfe und Sozialpsychiatrie „erheblich gefährdet“ – darum fordert der Verband schnelle Maßnahmen seitens der Verantwortlichen.

Frau betreut Mädchen im Rollstuhl
Der Personalmangel wirkt sich vor allem auf Dienste der Behindertenhilfe aus. (Foto: Shutterstock)

Der akute Personalmangel im Sozial- und Gesundheitswesen gefährdet zunehmend die Einrichtungen und Dienste der Eingliederungshilfe. Darauf hat der Bundesverband Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie e.V. (CBP) die Politik hingewiesen und sich mit einer dringenden Problemanzeige an das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) gewandt. Bereits jetzt werden Angebote für Menschen mit Behinderungen oder psychischen Erkrankungen aufgrund fehlenden Personals eingestellt.

Dabei ist die Entwicklung nicht neu: Der Mangel an qualifizierten Fachkräften nimmt bereits seit Jahren stetig zu und hat nun ein Ausmaß erreicht, in dem die Versorgung von Kindern in KITAs, Menschen mit Behinderung in Einrichtungen und durch Dienste der Eingliederungshilfe, Patient*innen in Kliniken und Praxen sowie pflegebedürftigen Menschen in der ambulanten und stationären Pflege erheblich gefährdet ist. Insbesondere die Behindertenhilfe und Sozialpsychiatrie benötigen auch dringend Arbeits- und Fachkräfte.

Lage vielerorts dramatisch

Im Sommer 2022 wurde seitens des BMAS gemeinsam mit dem Bundesinnenministerium durch die Eckpunkte zur Gewinnung von Fachkräften das Interesse bekräftigt, die bürokratischen Hürden bei der Gewinnung und Beschäftigung ausländischer Arbeits- und Fachkräfte zu minimieren. Dieses Ziel wird mit den Gesetzesentwürfen zur Zuwanderung verfolgt. Dies hat der CBP mit seinen mehr als 1.100 Mitgliedern, die Einrichtungen und Dienste der Eingliederungshilfe betreiben und über 97.000 Mitarbeitende beschäftigen, sehr begrüßt, denn ohne Arbeits- und Fachkräfte aus dem Ausland wird es in naher Zukunft nicht möglich sein, die Versorgung von über 200.000 Menschen mit Behinderungen sicherzustellen. Dies muss nun jedoch zügig und unbürokratisch umgesetzt werden.

Die personelle Situation im Sozialbereich, insbesondere in der Behindertenhilfe und Sozialpsychiatrie, ist bereits jetzt derart prekär, dass in allen oben genannten Leistungsbereichen des Sozial- und Gesundheitswesens derzeit Öffnungszeiten reduziert, Betten nicht belegt, Gruppen, Stationen und auch ganze Einrichtungen – nicht nur vorübergehend – geschlossen werden. Die Lage ist vielerorts dramatisch. Der CBP als Fachverband für Einrichtungen und Dienste für Menschen mit Behinderungen oder psychischen Erkrankungen weist daher deutlich darauf hin, dass auch in den Angeboten in der Eingliederungshilfe der Personalmangel ein gefährliches Ausmaß erreicht hat.

Fachkräftemangel gesamtgesellschaftliche Herausforderung

Der Arbeits- und Fachkräftemangel im Sozialwesen ist nach Überzeugung des CBP eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, die sektorenübergreifend angegangen werden muss. Der weitere Ausbau des Leistungsspektrums, z.B. in der Kinderbetreuung, einhergehend mit der Demographie, verschärft die Verknappung des Personals in allen Bereichen der Sozialwirtschaft nur weiter.

Die Situation erfordere entschlossenes Handeln und die Bereitschaft, gemeinsam nach geeigneten Wegen zur Bewältigung des Problems zu suchen, so die CBP. Schnelle Lösungen seien – nicht zuletzt aufgrund der demographischen Entwicklung in unserer Gesellschaft – nicht zu erwarten. Umso mehr komme es darauf an, dass die Politik jetzt zügig Entscheidungen treffe und Maßnahmen ergreift, um das Personalproblem des Sozial- und Gesundheitswesens zu beheben.

(RP/PM)

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