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Achtung: Daran erkennen Sie betrügerische Trading-Plattformen im Netz

Der Traum vom schnellen Geld: Mit immer neuen Tricks versuchen Verbrecher, Nutzern das Ersparte aus der Tasche zu ziehen. Wie Verbraucher sich wappnen können. Von Sabine Meuter

Schnell reich werden, davon träumen viele. Doch allzu oft zerplatzt der Traum.
Schnell reich werden, davon träumen viele. Doch allzu oft zerplatzt der Traum. (Foto: Franziska Gabbert/dpa)

Und ewig lockt das Geld. Satte Gewinne mit dem Handel von Aktien, Devisen, Bitcoins und Co. stellen Betrüger im Internet in Aussicht und werben damit für Cybertrading.

„Nicht zuletzt die Corona-Krise und damit die Finanznot vieler Verbraucher nutzen die Betrüger schamlos aus“,

sagt Hans-Joachim Henschel vom Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen in Hannover. Viele sind in Kurzarbeit, haben ihren Job verloren oder bangen um ihren Arbeitsplatz. Daheim sitzen sie vor dem PC und surfen durchs Netz.

Dort stoßen sie auf „Geheimtipps“, wie man schnell und bequem zu Geld kommen kann. Jetzt braucht es nur noch einen Klick – nämlich auf den Link der jeweiligen Werbeanzeige – und schon landen ahnungslose Internetnutzer auf einer „oft recht professionell und seriös aussehende Webseite“, wie Henschel sagt.

Auf solchen Webseiten werben Betrüger weiter um die Gunst von potenziellen Opfern. Teilweise sind dort Bilder oder Videos eingebunden von Menschen, die gerade angeblich Gewinn gemacht haben und sich nun etwa auf einer Yacht vergnügen. „Das Perfide ist, dass die Kriminellen teils auch mit Promis werben, die vermeintlicher Weise durch das Cybertrading reich geworden sind“, so Henschel.

Viele fallen auf den miesen Trick herein

Auch wenn das nicht der Wahrheit entspricht: Der miese Trick zieht bei vielen. Arglos geben Interessierte auf der Webseite ihre Kontaktdaten ein, um nähere Infos zu lukrativen Anlagemöglichkeiten zu bekommen.

Kurze Zeit später klingelt bei den Interessierten das Telefon oder Handy, schildert Henschel Fälle von Betroffenen. Es meldet sich ein angeblicher Online-Broker. Rhetorisch bestens geschult will er den oder die Angerufene dazu bringen, Geld zu investieren. Ein kleiner Betrag im Schnitt von etwa 250 Euro soll reichen. Fürs erste.

Das Geld wird angeblich auf einem Trading-Konto eingezahlt, das auf den Namen des Anlegers läuft. Der Anleger kann es jederzeit auf der Trading-Plattform einsehen. Auf diesem Konto simulieren die Täter ständig Gewinne. Das soll die Anleger dazu animieren, neue und vor allem höhere Beträge zu investieren.

Broker bauen Druck auf

Doch das Trading-Konto, das der Anleger haben soll, ist nicht selten einfach nur Fake. Das eingezahlte Geld fließt in Wirklichkeit auf die Konten der Betrüger – und ist zumeist für den Anleger verloren.

„Teils baut der Online-Broker, der sich um den Anleger kümmert, immensen Druck auf“,

sagt Heidi Pätzold von der Verbraucherzentrale Hamburg. So heiße es etwa, der Anleger müsse mehr investieren, sonst wäre alles Geld weg.

Eine andere Masche: „Es wird Vertrauen aufgebaut, indem zwischendurch kleinere Summen ausgezahlt werden“, so Henschel. Der Trick der Betrüger: „Wenn der Anleger merkt, dass wir auszahlen, ist er bereit, später höhere Summen zu investieren.“ Geld, das dann weg ist.

Sparsam mit sensiblen Daten sein

Denn es kann passieren, dass eines Tages der Online-Broker, der sich am Telefon immer so nett und kenntnisreich gab, nicht mehr zu erreichen ist. Wer zuvor auch noch sensible Daten, etwa fürs Online-Banking, preisgegeben hat, muss damit rechnen, dass die Betrüger sein Konto abräumen. Womöglich ist auch die Trading-Plattform nicht mehr aufrufbar, weil die Betrüger sich auf anderem Wege neue Opfer suchen.

Wie also sich wappnen? „Bloß nicht kopflos werden, wenn einem das vermeintlich große Geld in kurzer Zeit bei wenig Aufwand in Aussicht gestellt wird“, sagt Henschel. Und keinesfalls gutgläubig Fremden, die man vom Telefon her „kennt“, sensible Daten wie Kopien von Kreditkarte und/oder Personalausweis zukommen lassen.

Bevor Anleger Geld investieren, sollten sie sich immer fragen, ob sie überhaupt nachvollziehen können, wie der vermeintlich satte Gewinn zustande kommt. „Vorsicht ist auch angesagt, wenn ein Online-Broker sinngemäß sagt ‚Ach, macht nichts, wenn Sie es nicht verstehen, wir helfen Ihnen schon‘“, sagt Pätzold.

Blick auf die Plattform werfen

Schauen Sie sich die Trading-Plattform an, um die es jeweils geht, und informieren Sie sich genau, bevor Sie sich mit Ihren Kontaktdaten anmelden oder Geld einzahlen. Hat beispielsweise die Plattform kein Impressum mit vollständiger Adresse und Rufnummer, sollte Sie sie ignorieren und wegklicken.

Wer auf einer Trading-Plattform Beträge eingezahlt hat, die er trotz mehrfacher Aufforderung nicht zurücküberwiesen bekommt, sollte Anzeige erstatten. Zwar sind die Aussichten, dass Opfer ihr Geld zurückbekommen, eher gering. Aber: „Je detaillierter Geschädigte das Vorgehen der Täter beschreiben können, desto hilfreicher kann es für die Polizei sein, die Täter eines Tages aufzuspüren“, sagt Henschel.

(RP/dpa)

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