„Täter wollen Macht ausüben. Opfer, die sich nicht oder nur mit Mühe wehren können, erleben überdurchschnittlich oft Gewalt im persönlichen Nahraum. Frauen und Mädchen mit Behinderung berichten immer wieder von Gewalt in Wohneinrichtungen, Werkstätten oder dem eigenen familiären Umfeld”, so Netzwerk-Sprecherin Claudia Seipelt-Holtmann.
Die gerade von der Bundesregierung veröffentlichte „Kriminalstatistische Auswertung Partnerschaftsgewalt“ für das Jahr 2021 unterstreicht dies nach Meinung des Netzwerks NRW: „Generell sind Ehepartner*innen nur in 30 Prozent tatverdächtig. Bei Gewalt gegen ‚hilflose Personen‘ mit dem Merkmal ‚Gebrechlichkeit/ Alter/ Krankheit/ Verletzung‘ steigt der Anteil auf 55%.”
Da viele Frauen und Mädchen mit Behinderungen, insbesondere wenn sie auch in Wohneinrichtungen leben, kaum Zugang zur Polizei haben, ist aus Sicht des Netzwerks die Zahl der Frauen, die hier Gewalt erleben, unklar. Hinzu kommt: Viele Frauen und Mädchen mit Behinderung haben erlebt, dass sie nicht ernst genommen werden, wenn sie Gewaltvorfälle melden, und verzichten auf eine Anzeige. „Wir bedauern es deshalb sehr, dass die Ministerinnen Paus und Faeser bei der gestrigen Vorstellung der Kriminalstatistik Frauen und Mädchen mit Behinderung nicht erwähnt haben!“ so Seipelt-Holtmann.
Netzwerk-Frauen rufen zur Unterstützung auf
Auf diese Problematik wollen die Frauen vom Netzwerk NRW in den kommenden „16 Tage gegen Gewalt” hinweisen, dem Aktionszeitraum von heute bis zum Tag der Menschenrechte am 10. Dezember. „Wir freuen uns, dass wir in diesem Zeitraum bei einer Reihe von Veranstaltungen auf unsere Herausforderungen im Gewaltschutz hinweisen dürfen,” so Netzwerk-Sprecherin Gertrud Servos. Zu diesen Veranstaltungen zählt zum Beispiel der heute Festakt zu 20 Jahre Netzwerkarbeit häusliche Gewalt in Bochum, der Bielefelder Fachtag zur Istanbul Konvention am 29.11. oder der Fachtag „Gewaltschutz von Frauen und Mädchen mit Behinderung – Gewaltfrei und selbstbestimmt durch den Alltag” am 8.11. in Gelsenkirchen.
Die Netzwerk-Frauen bitten um Unterstützung: In den sozialen Medien startet heute auf facebook.com/netzwerkerinnen eine Umfrage zu Gewalt. Die erste Antwort kam schon morgens: „Für mich bedeutet gewaltfrei: inklusiv leben für alle. Die Würde des Menschen ist unantastbar. Helga Sack, Kreisfrauen-Sprecherin, SoVD Bielefeld“.
Unterstützer*innen können sich außerdem auf der Website www.netzwerk-nrw.de noch bis zum 10.12. eine Druckvorlage für ein Solidaritäts-Armband aus Papier herunterladen – und gerne ein Foto schicken!

Orange gegen Gewalt: Solidaritäts-Armband zum Herunterladen und Ausdrucken
Das Netzwerk Frauen und Mädchen mit Behinderung / chronischer Erkrankung
wurde 1995 als ehrenamtliche Selbst- und Interessenvertretung von Frauen aus ganz NRW gegründet und vertritt die Interessen von Frauen und Mädchen in der Öffentlichkeit und im Land NRW.
NetzwerkBüro NRWDas NetzwerkBüro Frauen und Mädchen mit Behinderung / chronischer Erkrankung NRW
wird seit 1996 vom Land NRW unterstützt und arbeitet in Trägerschaft der LAG SELBSTHILFE NRW e.V.. Es stellt Fachexpertise zur Verfügung, berät u.a. Einrichtungen aus Eingliederungshilfe oder Gewaltschutzsys- tem und hat eine Lotsenfunktion für Frauen mit Behinderung.
(RP/PM)

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